Bilanz 2022

Symrise-Aktie gibt nach: Symrise erhöht Dividende - Margenniveau soll hoch bleiben - Kartellbehörden prüfen Absprachen

08.03.23 15:00 Uhr

Symrise-Aktie gibt nach: Symrise erhöht Dividende - Margenniveau soll hoch bleiben - Kartellbehörden prüfen Absprachen | finanzen.net

Symrise will in diesem Jahr die Marge auf dem bisherigen Niveau halten.

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Der Duftstoff- und Aromenhersteller kündigte bei Vorlage der Bilanz 2022 eine EBITDA-Marge von "um die 20 Prozent" an. Eine konkrete Umsatzprognose wurde zunächst nicht abgegeben: Symrise halte an seinem Ziel fest, schneller als der relevante Markt zu wachsen und den Umsatz bis 2025 im Schnitt jährlich um 5 bis 7 Prozent zu steigern, hieß es jedoch.

2022 war Symrise wie schon im Januar berichtet organisch um 11,4 Prozent gewachsen, vor allem dank starken Wachstums in Lateinamerika, verbuchte aber einen Margenrückgang um 410 Basispunkte auf 17,2 Prozent. Dieser war vornehmlich einer Wertberichtigung auf die knapp 30-prozentige Beteiligung an Swedencare in Höhe von 126 Millionen Euro geschuldet. Bereinigt um diesen Sondereffekt wies Symrise eine Marge von 20,0 Prozent aus.

Je Aktie verdiente Symrise - ebenfalls vor der Wertberichtigung - den Angaben zufolge 2,91 Euro nach 2,74 Euro im Vorjahr. Deshalb soll die Dividende erneut steigen - zum dreizehnten Mal in Folge - um 3 Cent auf 1,05 Euro je Aktie.

Kartellbehörden prüfen mögliche Absprachen bei Duftherstellern

Wettbewerbshüter der Europäischen Union, Großbritanniens, der USA und der Schweiz haben Untersuchungen gegen vier Hersteller von Duftstoffen und Duftinhaltsstoffen eingeleitet. Es bestehe der Verdacht, dass sich Produzenten abgesprochen haben, erklärte die EU-Kommission bereits am Dienstagabend in Brüssel.

Laut einer Mitteilung der britischen Kartellaufsicht Competition and Markets Authority (CMA) vom Mittwochmorgen sind von der Untersuchung das deutsche Unternehmen Symrise, die beiden Schweizer Konzerne Firmenich und Givaudan sowie das US-Unternehmen International Flavors & Fragrances betroffen.

Am Dienstag habe es unangekündigte Hausdurchsuchungen bei den Unternehmen und einem in der Duftstoffindustrie tätigen Verband in verschiedenen Mitgliedstaaten gegeben, erklärte die EU-Kommission.

Symrise sieht sich von Vorwurf Preisabsprachen nicht betroffen

Der Duft- und Aromenhersteller Symrise sieht sich in der laufenden Kartelluntersuchung wegen möglicher Preisabsprachen nach den Worten von Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram "nicht betroffen". Symrise sei an dem Verfahren als Zeuge beteiligt und kooperiere vollumfänglich mit den Behörden, sagte der Manager in der virtuellen Bilanzpressekonferenz.

Bei einem Besuch von Vertretern des Bundeskartellamtes, der Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) und der EU-Wettbewerbsaufsicht am Dienstag habe man alle angeforderten Unterlagen ausgehändigt oder werde dies noch tun. "Wir denken heute, wir haben nichts zu verbergen", sagte Bertram. Über die öffentlich gemachten Aussagen der Wettbewerbsbehörden hinaus wisse Symrise aber nicht, worum genau es in dem Verfahren gehe.

Die Wettbewerbshüter gehen laut Weko dem Verdacht nach, dass mehrere Hersteller von Duftstoffen ihre Preispolitik koordiniert haben, Konkurrenten daran hinderten, bestimmte Kunden zu beliefern, und überdies die Herstellung gewisser Duftstoffe beschränkten.

Von der Untersuchung betroffen sind neben Symrise die beiden Schweizer Konzerne Firmenich und Givaudan sowie das US-Unternehmen International Flavors & Fragrances.

Die Aktien von Symrise und Givaudan werden wegen der Kartelluntersuchungen mit Abschlägen von 3,5 und 4 Prozent gehandelt. Von Citi heißt es, zwar sei noch nicht klar, wohin die Untersuchung führe und um welche Produkte es gehe. Da aber Geldbußen in Höhe von bis zu 10 Prozent des weltweiten Umsatzes eines Produktes bei Kartellverstößen möglich seien, könnten sich die Strafen auf Konzernebene dann "im niedrigen einstelligen Prozentbereich bewegen."

Duftstoffhersteller schwach - Verdacht auf Preisabsprachen

Die Aktien großer Aromen- und Duftstoffhersteller in Europa sind am Mittwoch wegen Kartelluntersuchungen unter Druck gekommen. Ein US-Unternehmen geriet ebenfalls in den Blick der Wettbewerbsbehörden. Die an diesem Morgen ausgegebenen Jahresziele von Symrise rückten angesichts dessen etwas in den Hintergrund.

Zeitweise büßen die Aktien von Symrise 0,40 Prozent auf 95,22 Euro ein. Im Schweizer Index SMI gaben die Anteilsscheine von Givaudan um 2,8 Prozent auf 2.723 Franken nach. Auch die Papiere der DSM gerieten in Mitleidenschaft und verloren 3,2 Prozent auf 115,05 Euro.

Die EU-Kommission sowie die Schweizer Weko und weitere Wettbewerbsbehörden aus Großbritannien und den USA gehen dem Verdacht auf Preisabsprachen in der Branche nach. Während die EU-Kommission keine Namen nannte, wurde die Weko konkreter. Sie nannte als betroffene Unternehmen die größten der Branche: Symrise und Givaudan sowie das Genfer Familienunternehmen Firmenich, das mit der niederländischen DSM fusionieren will, und außerdem den US-Konzern International Flavors & Fragrances.

Symrise bestätigte, von der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit Untersuchungen zu möglichen Preisabsprachen in der Branche kontaktiert worden zu sein. Von der Untersuchung betroffen sei zudem der Hauptsitz im niedersächsischen Holzminden. Noch gebe es aber keine Details. Symrise kooperiere vollumfänglich und werde aktuell als Zeuge gehört. Unternehmenschef Heinz-Jürgen Bertram sagte auf der Jahrespressekonferenz: "Preisabsprachen: Wir sehen uns da nicht betroffen. Wir denken heute, wir haben nichts zu verbergen."

"Die Behörden haben offenbar genügend Bedenken und glaubwürdige Hinweise auf Fehlverhalten gefunden, um koordiniert gegen den Sektor wegen Kartellverstößen vorzugehen", kommentierten nicht nur die Experten der Basler Kantonalbank. Sollten sich die Hinweise bestätigen, würde dies einen "sehr großen Reputationsschaden" mit sich bringen und hätte, abgesehen von zu erwartenden Bußgeldern, auch Einfluss auf die zunehmend an Bedeutung gewinnenden ESG-Ratings. Sie verwiesen zudem darauf, dass womöglich nun die Fusion zwischen Firmenich und der niederländischen DSM in Frage stehen könnte, was DSM jedoch dementiert habe.

Die Bank Vontobel sieht dies ähnlich. Abgesehen von möglichen Geldstrafen befürchtet sie ebenfalls einen erheblichen Imageschaden für die Branche sowie eine künftig schwächere Position bei Preisverhandlungen.

Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research verwies darauf, dass die Untersuchungen "angesichts der Komplexität und Verflechtung der 'Big 4' der Aromen- und Duftstoffbranche" nicht einfach sein dürften. Kaufinteressierte Anleger könnten sich daher in den kommenden Monaten zurückhalten. Trotzdem sollten ihm zufolge aber eine im späteren Jahresverlauf erwartete Erholung der Absätze der Branche und sinkende Preise für Rohstoffe dem Sektor Rückenwind verleihen.

Speziell zu Symrise urteilte Baader-Bank-Analyst Konstantin Wiechert: Die Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden wirkten sich negativ auf die Anlegerstimmung im Sektor aus. Zudem seien auch die an diesem Morgen veröffentlichten Zahlen und die etwas gedämpfte, womöglich nur konservative Margenprognose für 2023 "kurzfristig keine Kurstreiber". Erst einmal müsse Symrise wohl das Vertrauen der Anleger wiederherstellen, indem der Konzern mit verbesserter Profitabilität im ersten Halbjahr seine Ergebnisdynamik steigere.

FRANKFURT (dpa-AFX Broker / Dow Jones)

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