Bayer-Aktie sinkt: Bayer verliert im US-Glyphosatstreit
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat in den Auseinandersetzungen um den Unkrautvernichter Glyphosat einen Fall vor Gericht verloren.
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Eine Geschworenen-Jury an einem Staatsgericht in Philadelphia sprach dem Kläger William Melissen am Donnerstag insgesamt 78 Millionen US-Dollar (71,3 Mio Euro) Schadenersatz zu. Melissen führt seine Krebserkrankung auf die Verwendung glyphosathaltiger Unkrautvernichter zurück. Bayer betont, weiter von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt zu sein. Der Dax-Konzern will gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen. Die Bayer-Aktie geriet am Freitag unter Druck.
Einschließlich des Glyphosat-Falles Melissen hat Bayer nun 7 der jüngsten 21 Prozesse verloren. Die Leverkusener setzen weiter auf eine mögliche Grundsatzentscheidung des obersten US-Gerichts, um das Glyphosat-Thema eventuell abhaken zu können. Der Ärger um das Mittel hat schon viele Milliarden Euro verschlungen.
Erst im August hatte Bayer in diesen Bemühungen um ein Ende der US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten einen Etappenerfolg erreicht. Ein Bundesberufungsgericht in Philadelphia ("US Third Circuit of Appeals") war zu dem Schluss gekommen, dass Bundesrecht zu Warnhinweisen beim Verkauf von Unkrautvernichtern über dem Recht des Bundesstaates Pennsylvania steht. Im Februar hatte ein anderes US-Berufungsgericht dieses von Bayer vorgebrachte Argument abgelehnt. Angesichts der beiden gegensätzlichen Richtersprüche hofft die Bayer AG nun, dass sich das oberste US-Gericht der Sache annimmt.
Die Bayer-Aktie verlor am Freitag 1,7 Prozent auf 26,31 Euro. Damit setzte sich der negative Trend der vergangenen Tage fort.
Zur Wochenmitte war ihr Kurs stark unter Druck geraten, da die Unsicherheit nach einer Gerichtsentscheidung in einem anderen Rechtsstreit deutlich zugenommen hatte. Darin war es um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB gegangen. So hatte das oberste Gericht des Bundesstaates Washington entschieden, den Fall Erickson anzunehmen. Damit wird eine vorangegangene und für Bayer günstig ausgefallene Entscheidung eines Berufungsgerichts geprüft. Der Ausgang ist offen.
Bayer weiter auf Talfahrt
Die Bayer-Aktie hat sich am Freitag nach einer Niederlage in einem US-Glyphosatfall weiter von ihrem Anfang Oktober errichten Hoch seit Ende Januar entfernt. Die Bayer-Aktie notiert via XETRA zeitweise 1,57 Prozent tiefer bei 26,35 Euro.
Damit setzte sich der negative Trend der vergangenen Tage fort. Der Kurs nähert sich wieder den wenige Monate alten Tiefs seit 2005.
Am Donnerstag sprach eine Geschworenen-Jury an einem Staatsgericht in Philadelphia dem Kläger William Melissen, der seine Krebserkrankung auf die Verwendung glyphosathaltiger Unkrautvernichter zurückführt, insgesamt 78 Millionen US-Dollar Schadenersatz zu. Bayer betont, weiter von der Sicherheit von Glyphosat überzeugt zu sein und will gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen.
Grundsätzlich ändert das Urteil wenig mit Blick auf die US-Glyphosatstreitigkeiten. Inklusive des aktuellen Falles Melissen hat Bayer nun 7 der jüngsten 21 Prozesse verloren. Die Leverkusener setzen weiter auf eine mögliche Grundsatzentscheidung des obersten US-Gerichts, um das Glyphosat-Thema eventuell abhaken zu können. Das wird aber noch viel Zeit in Anspruch nehmen.
Unsicherheit bleibt also. Goldman-Sachs-Analyst James Quigley erwähnte denn auch in einer Studie vom Freitag, die Rechtsstreitigkeiten blieben ein Problem. Anleger dürften daher einen Bogen um die Aktie machen. Quigley erwähnte mit Blick auf das höchste Gericht, dass die Schwelle sehr hoch sei, dass es dort zu einer Verhandlung kommt. Wenn sich das Gericht damit befasse, könne dies einen enormen Fortschritt bedeuten, um die Belastung endlich loszuwerden. Der Ausgang bleibe aber freilich unklar.
Die Klagen rund um Glyphosat hatte sich Bayer durch die über 60 Milliarden US-Dollar teure Monsanto-Übernahme 2018 ins Haus geholt. Die Beilegung vieler Tausend Klagen hat bereits Milliarden verschlungen. Das Thema ist aber weiterhin nicht vom Tisch, ebenso wenig wie die ebenfalls teuren US-Rechtsstreitigkeiten rund um das seit Jahrzehnten verbotene Umweltgift PCB. Zum Vergleich: Bayer ist an der Börse aktuell rund 26 Milliarden Euro wert, also deutlich weniger als das, was für Monsanto gezahlt worden war.
/mis/stw/stk
PHILADELPHIA (dpa-AFX)
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