Baubranche fordert "Offensive Wohnungseigentum" gegen Altersarmut

13.01.25 13:29 Uhr

Von Andrea Thomas

DOW JONES--Angesichts einer Eigentumsquote in Deutschland von unter 44 Prozent fordert die Braubranche von der Bundesregierung eine "Offensive Wohnungseigentum", die 500.000 Haushalten pro Jahr erstmals eigenes Wohnungseigentum ermöglichen soll. Das Pestel-Institut hat eine entsprechende Forderung in der Wohnungsbau-Studie "Wohneigentum in Deutschland" für den Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel gestellt. Eine staatliche Wohneigentumsoffensive sei notwendig, um das Absinken der Eigentumsquote in Deutschland umzukehren und so besonders der Belastung von Seniorenhaushalte durch steigende Mieten entgegenzutreten.

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Die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), Katharina Metzger, forderte, dass 2025 zum "Bau-Wendejahr" werden müsse. "Deutschland braucht mehr Sozialwohnungen, mehr bezahlbare Mietwohnungen, aber auch mehr Wohneigentum", sagte Metzger.

Mieten würden für Seniorenhaushalte in Deutschland zunehmend zu einer finanziellen Belastung, wie der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther warnte. Wohneigentum und steigende Mieten drängten mehr und mehr ältere Menschen in die Altersarmut. "Eine Eigentumsquote von 50 Prozent und mehr wie in Österreich, den Niederlanden und Schweden würde vor allem auch mehr soziale Stabilität bringen", sagte er. Wohneigentum sei ein wichtiger Garant für die Altersvorsorge.

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Mehr Verlässlichkeit und effektive Förderung

Konkret fordert das Institut erstens mehr Sicherheit und Verlässlichkeit in der Wohnungsbaupolitik, damit Neuwohneigentümer nicht innerhalb weniger Jahre von zusätzlichen Klimaschutzauflagen überrascht würden. Zweitens müsse es eine effektive Förderung geben. Denn aktuell fehle eine wirksame Förderung, die den Menschen die Chance auf Wohneigentum gebe, so Pestel-Studienleiter Günther. BDB-Präsidentin Metzger kritisierte, dass die heutige Bundespolitik davon "denkbar weit entfernt" sei. Eine so geringe Zahl geförderter Wohnungen im Eigentum wie heute habe es noch nie gegeben.

"Das Bundesbauministerium hat bislang zielsicher am Wohnungsmarkt und damit am Leben der Menschen vorbei gefördert", sagte Metzger. Ein Programm wie "Jung kauft Alt", bei dem es einen vergünstigten Förderkredit für Familien beim Kauf bestehender Immobilien gibt, sei "vielleicht effektiv fürs politische Schaufenster, nicht aber effektiv für die Förderung von Wohneigentum", kritisierte Metzger. Damit müsse jetzt Schluss sein.

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Drittens fordert das Pestel-Institut eine "Starthilfe des Staates" bei der Wohneigentumsbildung durch ein Darlehen mit niedrigem - etwa auf 2 Prozent dauerhaft festgeschriebenem - Zins aus. Dies könne fehlendes Eigenkapital ersetzen. Und schließlich viertens fordert das Institut den Verzicht auf die Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb von Wohneigentum, das selbst genutzt wird.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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January 13, 2025 07:30 ET (12:30 GMT)