Girokonto von Amazon - Muss sich die Deutsche Bank nun Sorgen machen?
Die Online-Krake Amazon fährt wieder ihre Tentakel aus und hat es dieses Mal auf die Finanzdienstleistungsbranche abgesehen. Doch wie gefährlich kann Bezos der Finanzwelt werden?
Werte in diesem Artikel
Die Ankündigung, dass Amazon nun auch ein eigenes Girokonto-Modell etablieren möchte, überraschte viele in der Finanzszene. Laut Berichten des Wall Street Journals steckt dieses Vorhaben zwar noch in den Kinderschuhen, jedoch fragen sich jetzt schon einige: Ob Bezos das klassische Bankgeschäft obsolet macht?
Chance für die kleinen Leute
Mit dem Vorhaben zielt der Online-Handelsriese gerade auf junge und sozial schwächere Menschen, welche oft kein Girokonto und somit auch keine Girokarte besitzen, ab. Da ein Drittel der Amerikaner gegenwärtig kein Bankkonto besitzt, ist der Markt allein in den USA noch längst nicht ausgelastet. Um die angedachten Pläne zu verwirklichen, strebt der Versandhändler eine Kooperation mit JPMorgan Chase und Capital One an.
Bankenschreck Bezos
Sollte Amazon seine Pläne verwirklichen und eine Bankenlizenz erhalten, müssten sich die momentanen Big Player der Brache warm anziehen. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 770 Milliarden US-Dollar ist Amazon schon jetzt größer als JPMorgan Chase und die Bank of America zusammen. Wie ernst die Branche solche Pläne aufnimmt, zeigen Umfragen. Unter 300 befragten Bankern halten rund 50 Prozent die großen Tech-Konzerne wie Amazon für eine ernstzunehmende Bedrohung.
Amazon könnte durchaus zum Problem werden
Sollte Amazon mit seinem geplanten Girokonto-Modell auch in Deutschland Fuß fassen, könnte dies für die Deutsche Bank und die Commerzbank zum echten Problem werden. Denn der E-Commerce-Konzern könnte sein Konto-Angebot sicherlich zu günstigeren Konditionen anbieten als die in Deutschland etablierten Kreditinstitute, welche aufgrund der Niedrigzinsphase jüngst erst die Gebühren für ihre Girokonto-Modelle erhöhen mussten. Die erhöhten Kontogebühren bewegten schon in der Vergangenheit viele Kunden dazu, ihre Filialbank zu verlassen und eine Direktbank aufzusuchen. Ein günstiges Girokonto-Modell vom Amazon, welches direkt mit dem Kunden-Account des Onlineversandhändlers verbunden wäre, würde sicherlich auf eine außerordentliche Nachfrage stoßen.
Bedenken beim Datenschutz
Bei einem herkömmlichen Einkauf bei Amazon via Kredit- oder EC-Karte erfährt die Hausbank nicht, welche Produkte der Kunde im Detail im Internet bestellt hat. Sind jedoch die Bank und der Versandhändler vereint, kann das Kaufverhalten des Kunden genauestens erfasst werden. Im Zeitalter des Internets gelten die passgenauen Nutzerdaten und Interessenprofile der Kunden als höchstes Gut und als wertvollstes Kapital. Im Onlinegeschäft macht den größten Gewinn der, der den direkten Kontakt zum Kunden besitzt und somit auch dessen Daten bekommt.
Die strategischen Geschäftsfelder von Amazon wachsen
Die Tentakel der Online-Krake Amazon erstrecken sich in immer weitere Geschäftsfelder. Mit dem Kauf der Bio-Supermarkt-Kette Whole Foods möchte der Konzern aus Seattle Walmart Paroli bieten. Mit dem Aufbau eines eigenen Paketlieferservice nimmt der Konzern auch den Kampf gegen Konkurrenten wie FedEx, UPS und DHL auf. Mit weiteren Geschäftsfeldern wie Amazon- Prime-Video, -Music, -Pay, -Dash, -Fresh, -Go, -Drive und Co. dringt der Konzern in jede erdenkliche Branche vor. Selbst das amerikanische Gesundheitswesen möchte Bezos mit Hilfe von Altmeister Buffett und seiner Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway sowie JPMorgan Chase umkrempeln.
Bei dieser Fülle an Angeboten dürfte es niemanden mehr überraschen, dass sich das Amazon-Imperium nun auch noch stärker im Finanzdienstleistungssektor etablieren will und somit früher oder später auch zum Konkurrenten der Deutschen Bank wird.
Pierre Bonnet / finanzen.net
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Bildquellen: Twin Design / Shutterstock.com, M DOGAN / Shutterstock.com
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26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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