Bill Gross warnt vor einer neuen Kreditkrise
Die Euphorie an den Finanzmärkten kannte in den letzten Wochen fast keine Grenzen mehr. Weltweit kletterten die Indizes auf immer neue Rekordstände und ließen Anleger jubeln. Doch laut Fondsmanager Bill Gross sollten die sich um ganz andere Dinge sorgen als ihre Kapitalerträge.
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Bill Gross kennt sich an den Finanzmärkten aus: Der Anleihe-Experte gründete in den 70ern den Vermögensverwalter PIMCO, der später von der Allianz übernommen wurde, und verwaltete bis 2014 mit dem PIMCO Total Return Funds den größten Rentenfonds der Welt. Mittlerweile ist der Fondsmanager für Janus Capital tätig und lässt Anleger in einem monatlichen Investment-Ausblick an seinen Überlegungen teilhaben. Und die haben es momentan ganz schön in sich.
"Wie ein Lkw voll Nitroglycerin"
In der Märzausgabe des monatlichen "Investment Outlook" warnt Gross eindringlich vor einer neuen Kreditblase und zieht Parallelen zu der Situation, die 2008 zum Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und damit zur globalen Finanzkrise geführt hat. Vor allem die weltweite Verschuldung nehme momentan erneut sehr bedrohliche Züge an, schreibt Gross. So sei das Kreditvolumen in den USA in Relation zum BIP heute deutlich höher als noch 2008 und auch in China habe sich dieses Verhältnis in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.
"Unser stark gehebeltes Finanzsystem ist wie eine Lkw-Ladung voll Nitroglycerin auf einer holprigen Straße", warnt der Anleihen-Experte. Nur ein einziger Fehler reiche aus, um eine Kredit-Implosion hervorzurufen, in deren Folge Besitzer von Aktien, Anleihen und Hypotheken einen Run auf die Banken veranstalten würden, um an ihr Geld zu kommen. Aufgrund der Hebelwirkung des Systems - Kapitaleinlagen werden als Kredite an andere Kunden vergeben, die damit Güter von Dritten kaufen, die wiederum den Verkaufserlös bei der Bank einzahlen - hätten die Geldhäuser dann aber nicht genug Geld in ihren Tresoren, um alle Kunden zu bedienen, und es käme erneut zu Bankinsolvenzen.
Notenbanken haben keinen Spielraum mehr
Im Gegensatz zu 2008 sei inzwischen allerdings auch die Geldpolitik an ihre Grenzen gestoßen. Konnten die Zentralbanken der Wirtschaft in der Finanzkrise noch mit Zinssenkungen und großangelegten Anleihekaufprogrammen zur Hilfe eilen, befinden sich die Leitzinsen nun auf oder nahe ihren historischen Tiefstständen und auch die Anleihenkäufe würden allmählich an ihre natürlichen Grenzen stoßen, erklärt Gross. Spielraum gibt es da praktisch keinen mehr. Sollte es erneut zu einer Kreditkrise kommen, könnte diese also noch viel Schlimmer ausfallen als vor gut acht Jahren.
Anleger sollten sich daher seiner Meinung nach nicht von Trumps Versprechen einlullen lassen, dass die US-Wirtschaft um drei bis vier Prozent wachsen werde, oder dass sich Steuersenkungen und Deregulierungen als magische Wohltaten erweisen würden. "Machen Sie sich lieber Sorgen darum, ob sie ihr Geld zurückbekommen als darüber, wie viel sie 2017 und darüber hinaus aus ihrem Geld machen können", so der Experte.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Janus Capital Group, Figge Photography/Janus Capital Group
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