Mit China auf der Überholspur
China weist das höchste Wachstum aller G20-Staaten auf.
Eine kluge Wirtschaftspolitik schafft optimale Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt. Eine große Palette von Zertifikaten bringt China-Werte ins Depot.
Die chinesische Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo wieder verschärft. Nach einer leichten Abschwächung 2009 weist das Reich der Mitte wieder zweistellige Wachstumsraten auf. So rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr mit einem BIP-Wachstum von 10,5 Prozent. 2011 und 2012 soll das chinesische Bruttoinlandsprodukt um9,6 Prozent bzw. um 9,5 Prozent zulegen. Bereits in diesem Jahr wird China, gemessen an der Wirtschaftsleistung, Japan vom zweiten Platz verdrängen. Die Regierung in Peking agiert sehr klug. China stimuliert die Wirtschaft durch große Infrastrukturinvestitionen. Sie steckt allein 100Mrd. Dollar in das Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge. Auftrieb gab zuletzt der zwölfte Fünfjahresplan, der auf der Tagung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Chinas vorgelegt wurde. Demnach sind weitere Reformen des Fiskalwesens und der Finanzmärkte vorgesehen. Auch die Analysten sehen die Perspektiven weiterhin positiv. So erwartet Jim O'Neill, Ökonom von Goldman Sachs, der 2001 die These von den BRIC-Staaten aufstellte, dass die chinesische Regierung die Einkommensungleichgewichte in dem Land langfristig beseitigen wird. Als weiteres Ziel sieht er, dass sie den Konsum antreibt, da er ein wichtiger Teil des Bruttoinlandsproduktes ist. Peking strebt eine Reduzierung der Währungsüberschüsse an. Langfristig möchten die Chinesen die Energieeffizienz steigern und die Nutzung alternativer Energien fördern. Hinzu kommt die Förderung junger Wachstumsbranchen wie die IT-Branche, der Einzelhandel oder auch die Versicherungsindustrie. Diese Trends sollten in den kommenden Jahren das zweistellige Wirtschaftswachstumsicherstellen. Positive Impulse sollte auch Moody's Heraufstufung des Kreditratings von China auf Aa3 von A1 geben. Die Agentur begründet den Schritt mit der finanziellen Stärke des Landes und dessen Fähigkeit, die Verluste eines Kreditbooms zu begrenzen.
Die Kurse haben seit dem Tiefpunkt im Mai dieses Jahres bereits wieder mehr als 31 Prozent zugelegt und damit definitionsgemäß ihre Baisse beendet. Der chinesische Aktienmarkt birgt große Chancen. Einzelengagements in Unternehmen sind wegen des Informationsdefizits hierzulande und der unterschiedlichen Form der Bilanzierung der Geschäftsergebnisse mit nicht unerheblichen Risiken verbunden. Es gibt allerdings nicht den chinesischen Aktienmarkt. Tatsächlich muss man zwischen den Börsen Hongkong, Shanghai und Shenzen unterscheiden. Die für ausländische Anleger zugänglichen Aktienmärkte lassen sich recht einfach über ein Indexzertifikat beispielsweise auf den Hang Seng Index (DE0003721411), den China SE Shanghai B-Shares (NL0000162071) oder den Hang Seng China Red Chip Index (DE000AA0RED7) abbilden. 31,8 Prozent über sechs Monate und 39,6 Prozent über ein Jahr hat das Zertifikat auf den China SE Shanghai B-Shares zulegen können. Die beiden anderen Papiere weisen einen Anstieg von 3,9 bis 17,5 Prozent auf. Eine Alternative ist der CSI 300 China Index Tracker Open End Zertifikat der Royal Bank of Scotland, das die Wertentwicklung des ETFWISE CSI 300 China Tracker (DE000AA1DEW5) abbildet. Dieser beinhaltet die, gemessen an der Marktkapitalisierung, 300 größten chinesischen Unternehmen. Der Gewinn liegt hier bei 22,8 und 18,3 Prozent über den 6-Monats- und 12-Monatszeitraum.
Ausländer haben bisher nur die Möglichkeit, über chinesische Aktien an der Entwicklung des Aktienmarktes im Reich der Mitte zu partizipieren. A-Aktien stehen Ausländern hingegen nicht zur Verfügung. Die US-Bank Goldman Sachs hat nun ein Partizipationszertifikat (DE000GS3P7N1) auf den iShares FTSE/Xinhua A 50 China Index ETF aufgelegt. Letzterer ist ein Indexfonds, der die 50 größten und liquidesten chinesischen Aktien beinhaltet. Sämtliche Indexmitglieder werden an den Börsen in Shanghai oder Shenzhen gehandelt. Die Aktien des FTSE/Xinhua A 50 China Index notieren in chinesischen Yuan. Der ETF erwirbt die A-Aktien über den Kauf sogenannter Chinese A-Shares Access Products (CAAP). Das sind Derivate, die die Wertentwicklung von A-Aktien replizieren. Während der Index fortlaufend in chinesischen Yuan berechnet wird, notiert der ETF allerdings in Hongkong-Dollar. Für risikoaversere Anleger bietet Goldman Sachs auch mehrere Bonus- und Discount-Zertifikate auf den FTSE/Xinhua A 50 China Index an.
Die Banken bieten im Unterschied zu den Fonds auch Produkte auf einzelne Sektoren an. So ermöglicht das Zertifikat der RBS auf den China Hang Seng H-Financials Index (NL0000757409) die Partizipation an der Entwicklung chinesischer Finanzwerte, die in Hongkong gelistet sind. Hier liegt die Wertentwicklung über zwölf Monate bei lediglich 9,8 Prozent. Die Bank Vontobel hat ein Zertifikat auf den Solactive China Automobile Performance-Index (DE000VT0WT85) im Angebot, das die Wertentwicklung chinesischer Unternehmen aus verschiedenen Bereichen des Automobilsektors abbildet. Über das von Vontobel aufgelegte Indexzertifikat erhält der Anleger die Möglichkeit, an der Entwicklung des chinesischen Automarktes zu partizipieren, der in den kommenden drei Jahren, gemessen am Autoabsatz, um 10 Prozent wachsen soll. Für Anleger, die auf Unternehmen setzen wollen, die besonders von der Verstädterung Chinas profitieren, gibt es ein Zertifikat auf den Daxglobal China Urbanization Performance Index (DE000VT0GXX2). Die Urbanisierung Chinas vollzieht sich mit hohem Tempo. Lag der Anteil der Stadtbewohner 1978 noch bei 18 Prozent, hat sich das Niveau der Urbanisierung bis auf etwa 45 Prozent erhöht. Der Daxglobal China Urbanization Performance Index spiegelt die Entwicklung der 20 größten und liquidesten chinesischen Titel aus fünf Branchenwie Automobilindustrie, Baugewerbe, Infrastruktur und Transport, Immobilien und Energieversorgung wider.
Der Autor dieses Artikels ist Christian Grabbe, Derivateexperte bei der Baader Bank AG und zuständig für alle Derivategeschäfte. Weitere Informationen rund um die Themen Indizes, Aktien, Anleihen, Hebelprodukte, ETFs, Devisen und Rohstoffe erhalten Sie auf www.Baadermarkets.de sowie in dem kostenlosen Newsletter Zertifikate Börse.“
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