BMW-Aktie bricht ein: BMW senkt Jahresprognose - Bremsprobleme und schwache China-Nachfrage
Der Autobauer BMW kappt wegen Problemen mit Bremsen vom Zulieferer Continental und wegen schwacher Geschäfte in China überraschend seinen Ausblick.
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In der Autosparte sind wohl über 1,5 Millionen Autos von technischen Maßnahmen betroffen, zudem kann BMW viele Autos derzeit wegen der problematischen Teile nicht ausliefern. Die Rückrufe kosten den Konzern aus München im dritten Quartal wohl einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag, außerdem fallen die Verkäufe niedriger aus als gedacht. Konzernchef Oliver Zipse kappte am Dienstag sowohl den Ergebnisausblick als auch Auslieferungsziele und die Erwartung an den freien Finanzmittelfluss. Die Aktie verlor deutlich und zog andere Branchenwerte im ohnehin von Sorgen getrübten Umfeld mit nach unten.
Das im DAX notierte BMW-Stammpapier fiel via XETRA letztlich um 11,13 Prozent auf 69,00 Euro. Damit baute der Kurs sein Minus im laufenden Jahr auf fast 30 Prozent aus. Auch andere Automobilwerte rauschten nach unten, vor allem die Aktie von Zulieferer Continental sackte bis Handelsende deutlich um 10,51 Prozent auf 52,60 Euro ab.
BMW nannte zwar keine konkreten Namen, Conti meldete sich allerdings selbst zu Wort. Die Hannoveraner bildeten den Angaben zufolge eine Rückstellung im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, die aus ihrer Sicht den Gewährleistungsfall abdecken sollte. Es geht demzufolge um das integrierte Bremssystem MK C2, das teilweise ausgetauscht wird. Die Funktionsweise eines elektronischen Bauteils sei möglicherweise beeinträchtigt, hieß es vom Zulieferer. In Einzelfällen greife dann die eingebaute Rückfallebene - es könne also immer gebremst werden. Conti geht davon aus, dass nur ein geringer Anteil der ausgelieferten Systeme tatsächlich getauscht werden muss.
In den vergangenen Monaten hatten Medienberichte bereits auf BMWs Probleme mit Conti-Bremssystemen hingewiesen, infolge derer die Bayern einen Abrufstopp von Conti-Teilen verfügt haben sollen.
In diesem Jahr dürfte die Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft nur noch zwischen 6 und 7 Prozent landen, teilte BMW zuvor mit. Bisher standen 8 bis 10 Prozent im Plan. Grund seien die Kosten für Rückrufe sowie die Auslieferungssperre für viele Autos, aber auch das schwache Geschäft in China. Im wichtigsten Einzelmarkt hat BMW wie auch andere Anbieter von teuren Autos derzeit Probleme, weil die reiche Kundschaft angesichts der trüben wirtschaftlichen Lage stärker aufs Geld achtet.
Statt eines leichten Anstiegs der Pkw-Auslieferungen in diesem Jahr geht BMW jetzt von einem leichten Rückgang aus. Gegenüber dem Vorjahreswert von 2,55 Millionen Autos heißt das nun ein Minus von einem bis 5 Prozent. Das Vorsteuerergebnis im Konzern dürfte gegenüber dem Vorjahr "deutlich" statt nur "leicht" sinken - sprich um mindestens zehn Prozent.
Den freien Finanzmittelzufluss aus dem Automobilgeschäft schätzt BMW mit gut 4 Milliarden Euro rund 2 Milliarden Euro niedriger als bisher. Analysten und Investoren achten genau auf diese Kennzahl, weil sie Aufschluss gibt über die aktuelle Finanzkraft und damit auch über mögliche Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe. Der deutliche Schritt dürfte vor allem auf die Auslieferungssperre zurückgehen. Das Unternehmen nannte keine genaue Zahl der hiervon betroffenen Autos, in Unternehmenskreisen war jedoch die Rede von um die 100.000 Pkw.
Die Gewinnwarnung kommt zu einer denkbar ungünstigen Zeit, die Branche ist derzeit von trüben Aussichten belastet. Das Geschäft in China läuft für die deutschen Autokonzerne nicht mehr so rund wie zu Glanzzeiten. In Europa bricht den Anbietern die Nachfrage für Elektroautos weg, in die sie viel investiert haben und die sie für die Einhaltung von CO2-Klimazielen benötigen. Auch insgesamt schwächelt die Konjunktur, die in den vergangenen Jahren hohen Verkaufspreise drohen zu bröckeln.
Der deutsche Branchenprimus VW (Volkswagen (VW) vz) kündigte in der vergangenen Woche an, die vereinbarte Beschäftigungssicherung mit den Arbeitnehmern aufkündigen zu wollen. Werke im Heimatmarkt stehen auf der Kippe, es drohen betriebsbedingte Entlassungen. Continental, einer der größten Zulieferer im Land, tut sich seit Jahren schwer, Geld zu verdienen und seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung finanzieren zu können. Die Hannoveraner wollen nicht nur kräftig sparen und Tausende Stellen streichen, sondern ihre Autozuliefersparte per Spin-Off an der Börse gleich ganz loswerden. Rivale ZF baut ebenfalls im großen Stil Jobs ab, auch Branchenprimus Bosch muss sparen.
Berenberg senkt BMW-Kursziel
Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für BMW von 110 auf 90 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Hold" belassen. Analyst Romain Gourvil kappte in seinem am Dienstag vorliegenden Kommentar zur europäischen Autobranche die operativen Gewinnschätzungen bis 2026 im Schnitt um rund zehn Prozent. Bei den E-Autos bremsten zu wenige finanzierbare Optionen die Absätze. Zudem betont der Experte regulatorische Risiken im Bereich CO2-Emissionen. Gleichzeitig lobt Gourvil aber die starken Barmittelzuwächse und den hohen Anteil neuer Modelle am Gesamtabsatz. Hier sei BMW gemeinsam mit Renault führend.
RBC rüttelt nicht an BMW-Kursziel
Die kanadische Bank RBC hat BMW nach einer Gewinnwarnung auf "Sector Perform" mit einem Kursziel von 98 Euro belassen. Analyst Tom Narayan verwies in einer am Dienstag vorliegenden Schnelleinschätzung darauf, dass unklar sei, in welcher Größenordnung die geringeren Fahrzeug-Auslieferungen auf die wegen Bremssystem-Problemen verhängten "Lieferstopps" zurückzuführen seien und was die makroökonomischen Probleme in China seien. Die Lieferungen nach China seien im ersten Halbjahr 2024 bereits um 4 bis 5 Prozent zurückgegangen, und die nach wie vor bestehenden Herausforderungen dort sollten wohl keine Überraschung mehr sein.
JPMorgan reduziert das BMW-Kursziel
Die US-Bank JPMorganhat das Kursziel für BMW nach einer Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr von 115 auf 95 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Overweight" belassen. Analyst Jose Asumendi reduzierte in einer am Dienstag vorliegenden Studie die Ergebnisschätzungen für den Autobauer für 2024 und 2025 im Schnitt um 15 Prozent. Er verwies auf zwei Probleme in der Autosparte von BMW: Die Bremssystem-Rückrufe eines Zulieferers und die maue Absatzdynamik in China.
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