BMW-Aktie im Plus: BMW erholt sich vom Corona-Schock - Autosparte etwas besser als erwartet - ab 2025 reine Batterieelektroplattform
Der Autobauer BMW konnte im dritten Quartal wie auch andere Autobauer nach dem Corona-Schock im Frühjahr wieder Boden gut machen.
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Der Autobauer BMW hat im abgelaufenen Quartal trotz der Corona-Krise mehr Gewinn gemacht als vor einem Jahr. Der Überschuss kletterte um gut 17 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Vor allem der gute Lauf in China bescherte BMW über das Beteiligungsergebnis den spürbaren Gewinnanstieg. Aber auch im sonstigen Autogeschäft lief es etwas besser als gedacht.
BMW hatte bereits mitgeteilt, dass sich die Belastungen aus dem Frühjahr bei der Entwicklung der Kassenlage im dritten Quartal teils umgekehrt hätten. Zudem verschärfte das Unternehmen seinen Sparkurs und gab weniger für Investitionen aus. "Wir steuern das Tagesgeschäft eng an der regionalen Entwicklung der Nachfrage und können jederzeit auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren", sagte BMW-Chef Oliver Zipse.
Beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern, in das die China-Gewinne aus Buchhaltungsgründen nicht einbezogen werden, schnitten die Weißblauen mit einem Rückgang um knapp 16 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro wie erwartet ab. Im zweiten Quartal hatte BMW hier operativ noch einen deutlichen Verlust eingefahren. Der Gesamtumsatz fiel um 1,4 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro. Die BMW-Aktie stieg im XETRA-Handel am Mittwoch um 0,64 Prozent auf 62,52 Euro. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von sehr starken Zahlen. Er rechnet damit, dass BMW das obere Ende der bestätigten Margenprognose in der Autosparte für das Gesamtjahr in Aussicht stellen könnte, bleibt aber vorsichtig wegen neuer Beschränkungen in der Corona-Krise.
Im dritten Quartal hat der Konzern 676 000 Autos verkauft, fast 9 Prozent mehr als im Vorjahr. In China lag die Nachfrage sogar um ein Drittel höher. In Deutschland befeuerten die Kaufprämien für Elektro- und Hybridautos die Nachfrage. In den USA dagegen lag sie weiter deutlich niedriger als vor einem Jahr.
Die wichtige Kernsparte mit dem Automobilbau verzeichnete zwischen Juli und Ende September eine operative Marge (Ebit) von 6,7 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang gerechnet. BMW bestätigte die Prognose erneut wie vor einigen Wochen und peilt weiter im Gesamtjahr einen Wert zwischen 0 und 3 Prozent an. Nach neun Monaten liegt BMW nur knapp im Plus bei 0,3 Prozent.
"Wir profitieren heute beispielsweise von der strategischen Fokussierung auf das obere Luxussegment, die wir 2016 getroffen haben", sagte Finanzchef Nicolas Peter. Damals hatte noch Ex-Chef Harald Krüger den Fokus auf besonders teure Autos gerichtet.
"In der Gesamtsicht 2020 geht die BMW Group weiterhin davon aus, dass in allen wesentlichen Märkten die Nachfrage aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus und der notwendigen Eindämmungsmaßnahmen erheblich beeinträchtigt sein wird", hieß es. Das Konzernergebnis vor Steuern wird nach wie vor deutlich - das heißt um mehr als 10 Prozent - unter dem Vorjahreswert von 7,1 Milliarden Euro erwartet.
Die gute Entwicklung in China habe über die Beteiligung am dortigen Gemeinschaftsunternehmen zum Gewinnanstieg beigetragen, hieß es von BMW. Der Konzern rechnet den chinesischen Gewinn erst im Finanzergebnis hinzu, was die Vergleichbarkeit etwa mit dem Rivalen Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern erschwert.
Auch die restliche Autoindustrie hatte im dritten Quartal deutliche Erholungszeichen von dem weitreichenden Produktions- und Verkaufsstopp verzeichnet. Daimler hatte den Gewinn auch dank eines ebenfalls guten Laufs in China steigern können, Volkswagen als weltgrößter Autobauer und Marktführer in China kam ebenfalls wieder besser in Tritt. Ungewiss sind allerdings mit dem jüngsten Anstieg der Infektionszahlen in Amerika und Europa die weiteren Aussichten. Auch die ungewisse Planung lastet auf den Unternehmen der Branche.
Angesichts des noch nicht feststehenden Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl zeigte sich Zipse zurückhaltend. Amtsinhaber Donald Trump hatte immer wieder mit deutlich höheren Einfuhrzöllen auf Autos aus europäischer Produktion gedroht. Wichtig sei Planungssicherheit, sagte der BMW-Lenker. Man könne erst mehr sagen, wenn eine Entscheidung in den USA feststehe. "Wir werden dort sicherlich mit jeder Situation zurechtkommen müssen", sagte der Manager.
Die Branche malt derzeit auch die Aussichten bei einem möglichen Sieg des demokratischen Herausforderers Joe Biden nicht in allzu rosigen Farben. Daimler-Vorstandschef Ola Källenius machte sich jüngst wegen der Ankündigungen beider Parteien und Kandidaten, das hohe Handelsdefizit der USA abbauen zu wollen, wenig Illusionen: "Egal, ob die eine oder andere Seite gewinnt, müssen wir uns als Europa darauf einstellen, dass die sprechen wollen."
BMW erwartet dieses Jahr keine weiteren Nachholeffekte
Bei BMW setzt sich die deutliche Geschäftserholung vom dem dritten Quartal nach Einschätzung des Vorstands nicht in gleicher Weise fort.
"Insbesondere die Nachholeffekte des dritten Quartals sind unter den gegebenen Umständen im weiteren Jahresverlauf nicht mehr zu erwarten", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter am Mittwoch laut seinem Redemanuskript für die Pressekonferenz zur Quartalsbilanz. Der Konzernabsatz werde im Gesamtjahr deutlich unter Vorjahr liegen. Im Premiumsegment werde der Absatz um etwas mehr als zehn Prozent schrumpfen.
BMW-Chef: Ab 2025 neue Plattform mit starkem Batterieelektrofokus
Der Autobauer will angesichts härterer CO2-Emissionsvorgaben und steigender Nachfrage ab Mitte des Jahrzehnts auch seine technischen Plattformen stärker auf Elektroautos ausrichten. "Unser neues Werk in Ungarn spielt hier eine Schlüsselrolle", sagte BMW-Chef Oliver Zipse am Mittwoch in München. "Dort läuft ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue BEV-zentrierte Architektur an." BEV steht für rein batterieelektrische Fahrzeuge.
BMW verzichtet auf die kostspielige Entwicklung einer eigenen rein elektrischen Technik-Plattform für seine Autos und baut bisher sowohl Batterieautos als auch Plugin-Hybride auf denselben Montagelinien wie Verbrenner. Nun soll die Batterievariante in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts aber im Zentrum der Technik stehen.
Zipse hält damit nach eigenen Worten an der vielbeschworenen Technologieoffenheit auch bei den eigenen Produktionsplattformen fest. Volkswagen etwa hat mit dem MEB (Modularer Elektrobaukasten) eigens eine batterieelektrische Plattform auf die Beine gestellt. Autos mit einer rein elektrischen Architektur gelten als besser auf die Elektroantriebe abgestimmt, was etwa höhere Reichweiten erlauben soll - in größeren Mengen dürften sie dank weniger Umrüstungen auch effizienter in der Produktion sein. Auch Rivale Mercedes hatte eigene Elektroplattformen angekündigt für die Kompakt- und die Oberklasse. Volkswagen hat für die Premiummarken Porsche und Audi ebenfalls noch eine eigene Elektroplattform, PPE genannt.
"Wir rechnen damit, dass ab 2025 die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen weiter deutlich ansteigen wird", sagte Zipse. Dann zünde BMW die nächste Stufe in der Umstellung auf Elektroautos und Vernetzung. "In zehn Jahren wollen wir mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge der BMW Group auf der Straße haben - davon zwei Drittel vollelektrisch", sagte der Manager. Bis 2030 verschärfen sich die Vorgaben der EU in Sachen CO2-Emissionen weiter, Autobauer setzen vor allem auf elektrische Antriebe, um diese zu senken.
MÜNCHEN (dpa-AFX / Reuters)
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