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thyssenkrupp-Aktie dennoch schwächer: Optimistischer nach gutem Quartal

12.05.17 12:04 Uhr

thyssenkrupp-Aktie dennoch schwächer: Optimistischer nach gutem Quartal | finanzen.net

Der Stahl- und Technologiekonzern thyssenkrupp hat im zweiten Geschäftsquartal deutlich zugelegt und sowohl Umsatz und operatives Ergebnis als auch den Auftragseingang gesteigert.

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Wegen einer Belastung aus dem Verkauf des Stahlwerks in Brasilien fiel in den drei Monaten von Januar bis März unter dem Strich aber ein hoher Verlust an. thyssenkrupp hatte die Wertberichtigung von 900 Millionen Euro im Zuge der Veräußerung bereits angekündigt. Nun wurde sie verbucht.

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Operativ lief es für den DAX-Konzern aber gut: Dank Zuwächsen im Stahlgeschäft und im Rohstoffhandel kletterte das bereinigte Ergebnis um knapp ein Drittel. Angesichts der guten Entwicklung erhöhte der Konzern seinen Gewinnausblick für das Geschäftsjahr 2016/17.

thyssenkrupp rechnet nun mit einem bereinigten EBIT von 1,8 Milliarden Euro. Bisher hatte Thyssenkrupp 1,7 Milliarden Euro in Aussicht gestellt nach 1,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten, also ohne das Stahlwerk in Brasilien, wird bei 1,7 Milliarden Euro gesehen. Unter dem Strich rechnet Thyssenkrupp "ausschließlich" wegen der Belastung aus dem Verkauf mit einem deutlichen Minus.

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Der Verlust wird im Gesamtjahr aber niedriger ausfallen, als die 871 Millionen Euro, die zum Geschäftshalbjahr per Ende März als Fehlbetrag unter dem Strich standen, bestätigte Finanzvorstand Guido Kerkhoff in einer Telefonkonferenz. Zur Frage einer möglichen Dividendenzahlung trotz hohen Einmalverlustes wollte er sich jedoch nicht äußern. Das werde nach dem vierten Quartal entschieden.

"Bester Auftragseingang seit Beginn des Umbaus"

Besonders gut lief es im zweiten Geschäftsquartal für die Thyssenkrupp AG beim Auftragseingang, der um ein Drittel auf knapp 12 Milliarden Euro kletterte. Während der Ordereingang im europäischen Stahlgeschäft um rund ein Zehntel stieg, zogen die Aufträge im Anlagengeschäft um mehr als das Dreifache auf den höchsten Quartalswert seit drei Jahren an.

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"Alle Geschäfte haben zweistellige Zuwachsraten beim Auftragseingang erzielt", erklärte Thyssenkrupp-CEO Heinrich Hiesinger laut Mitteilung. Finanzvorstand Kerkhoff sprach vom "besten Auftragseingang seit Beginn des Konzernumbaus". Er wies darauf hin, dass inzwischen 75 Prozent des Konzernumsatzes außerhalb des klassischen Stahlgeschäfts gemacht wird. Der Konzern werde damit überwiegend von "stabileren Geschäften" getragen.

Kerkhoff zeigte sich auch mit der operativen Entwicklung zufrieden. Der Umsatz stieg auf Konzernebene um 12 Prozent auf knapp 11 Milliarden Euro, das bereinigte EBIT sogar um 31 Prozent auf 427 Millionen Euro. Analysten hatten mit 10,3 Milliarden Euro Umsatz und einem bereinigten operativen Ergebnis von 408 Millionen Euro gerechnet.

Inklusive der Belastung aus dem Werksverkauf in Brasilien verzeichnete Thyssenkrupp einen operativen Verlust (EBIT) von 564 Millionen Euro. Im Vorjahr wurden operativ noch 281 Millionen Euro verdient. Den Nettoverlust bezifferte der Konzern auf 879 Millionen nach einem Gewinn von 61 Millionen Euro im Vorjahr. Im fortgeführten Geschäft, als ohne das brasilianische Stahlwerk, erzielte Thyssenkrupp zwar einen Gewinn, dieser sank aber auf 55 Millionen von 97 Millionen Euro.

Steel Europe mit Gewinnplus

Erfreulich lief es im europäischen Stahlgeschäft: Hier stiegen die Umsätze um rund ein Fünftel und das operative Ergebnis noch deutlicher auf 91 Millionen von 56 Millionen Euro. Positiv wirkten sich höhere Preise aus, begründete der Konzern die Entwicklung. Allerdings würden die positiven Preiseffekte im europäischen Stahlgeschäft teilweise durch die "stark gestiegenen" Rohstoffkosten, vor allem bei Kokskohle, aufgezehrt.

"Die Rohstoffmärkte und damit die Werkstoffgeschäfte unterliegen starken Schwankungen, die wir nicht beeinflussen können", so Hiesinger. "Deshalb konzentrieren wir uns strategisch auf den Ausbau der Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte. Das ermöglicht uns, in Zukunft stabilere Ergebnisse zu erwirtschaften und profitabel zu wachsen", fasst Hiesinger die Strategie zusammen.

Thyssenkrupp verhandelt seit Sommer vergangenen Jahres mit Tata Steel über eine Zusammenlegung des europäischen Stahlgeschäfts. Es brauche Zeit, eine "gute Lösung" zu finden, hieß es zuletzt von dem Konzern. Finanzvorstand Kerkhoff sagte in der Telefonkonferenz, die Verhandlungen kämen voran, wollte sich aber nicht zu Details äußern. "Wenn wir keine Fortschritte sähen, würden wir das sagen", fügte er hinzu. Derzeit gebe es keine Notwendigkeit, eine alternative Lösung für das Stahlgeschäft in Erwägung zu ziehen.

Vor kurzem hatte Thyssenkrupp wegen der strukturellen Probleme in der Stahlbranche im eigenen Geschäft Kostensenkungen angekündigt: In den kommenden drei Jahren sollen die Aufwendungen um 500 Millionen Euro gedrückt werden. Wie viele der etwa 27.000 Stellen den Kürzungen zum Opfer fallen, ist unklar.

Allerdings deutet sich hier erheblicher Streit mit der IG Metall an. Ihr Vertreter im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel Europe, Detlef Wetzel, forderte kürzlich einen Abbruch der Fusionsgespräche mit Tata Steel und äußerte die Befürchtung, dass die Restrukturierung 4.000 Stellen kosten könnte. "Diese Zahl "kommt definitiv nicht von uns", versicherte Finanzvorstand Guido Kerkhoff.

Negative Free-Cashflow-Prognose belastet Aktienkurs

Höhere Preise für Roh- und Werkstoffe ließen den negativen Free Cashflow im Halbjahr von 1,2 auf 1,95 Milliarden Euro steigen. Die höheren Preise führten zu einer "temporär erhöhten" Mittelbindung im Netto-Umlaufvermögen, erklärte Thyssenkrupp. Es handele sich um ein temporäres Phänomen, sagte Kerkhoff. Der Cashflow des zweiten Quartals habe sich bereits besser entwickelt als das Vorjahresquartal und deutlich besser als das Vorquartal.

Doch werde sich das Phänomen auch im Gesamtjahr niederschlagen. Hier rechnet der Konzern nun mit einem negativen Free Cashflow vor M&A im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Bisher hatte thyssenkrupp einen leicht positiven Wert erwartet.

Die thyssenkrupp-Aktie ist trotz der guten Quartalszahlen mit einem Minus von 2,6 Prozent schwächster DAX-Wert in einem fast unveränderten Markt. Ursache könnte die gesenkte Prognose für den Free Cashflow sein. "Die Prognoseerhöhung und der gute Auftragseingang geraten in den Hintergrund", sagte ein Marktteilnehmer.

FRANKFURT (Dow Jones)

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