Aufnahmen und Herausnahmen

Aktien in DAX, TecDAX & Co: So laufen Indexanpassungen in der DAX-Familie ab

22.01.25 06:28 Uhr

Indexanpassungen in der DAX-Familie: So funktioniert es | finanzen.net

In den Indizes der DAX-Familie kommt es regelmäßig zu Neuzugängen und Herausnahmen. Doch wie laufen die Indexänderungen bei DAX, TecDAX, MDAX und SDAX tatsächlich ab? Ein Überblick.

Werte in diesem Artikel
Indizes

21.732,1 PKT 4,9 PKT 0,02%

26.730,9 PKT -1,6 PKT -0,01%

14.618,4 PKT 15,9 PKT 0,11%

3.727,4 PKT 12,4 PKT 0,33%

• Regelmäßige Überprüfungen der DAX-Indizes auf Veränderungen
• Klar definierte Kriterien für Aufnahme in Indizes
• Marktkapitalisierung entscheidet über Auf- und Abstieg

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Die Indizes der DAX-Familie werden regelmäßig dahingehend überprüft, welche Unternehmen einen Index verlassen müssen oder auch neu in ihn aufgenommen werden. Wie und wann diese Anpassungen vorgenommen werden, ist genauestens festgelegt. Das ist auch nötig, da sich der Auf- oder Abstieg eines Unternehmens häufig auch auf den Aktienkurs des Wertes auswirkt und auch einen ganzen Markt bewegen kann.

Festgelegte Kriterien für DAX-Familie

Jedes Unternehmen muss für die Aufnahme in einen Index der DAX-Familie bestimmte Kriterien erfüllen. So müssen die Kandidaten den Transparenzanforderungen "General Standard" oder "Prime Standard" genügen. Welchen Transparenzstandard ein Unternehmen erfüllen will, wird schon im Zuge des Börsengangs an der Frankfurter Wertpapierbörse entschieden. Hierbei geht es darum, welche Zulassungsfolgepflichten sich ein Unternehmen nach dessen IPO auferlegen will. Es gäbe auch noch den "Entry Standard", dieser reicht jedoch nicht für die Aufnahme in einen Auswahlindex aus.

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Ein weiteres Kriterium stellt das Listing des Unternehmens im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse dar, außerdem müssen die Anteilsscheine fortlaufend auf der elektronischen Plattform XETRA gehandelt werden. Darüber hinaus muss ein Unternehmen der DAX-Familie den juristischen Sitz oder das operative Hauptquartier in Deutschland haben. Für ausländische Unternehmen reicht ein juristischer Sitz in einem EU- oder EFTA-Land oder ein operativer Hauptsitz in Deutschland. Zu guter Letzt müssen sich mindestens zehn Prozent der Unternehmensanteile in Streubesitz befinden. Wer diese Bedingungen erfüllt, hat also potenziell die Möglichkeit in einen Auswahlindex der DAX-Familie aufgenommen zu werden.

Nun erfüllen jedoch mehrere hundert Unternehmen die ersten drei dieser Kriterien, in den Indizes befindet sich jedoch nicht so viel Platz, wie wird also entschieden, wer tatsächlich in DAX & Co. landet?

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DAX, MDAX, SDAX und TecDAX

Hier gab es im Jahr 2021 eine weitgehende Reform. So hängt der Aufstieg in einen Index der DAX-Familie mittlerweile nur noch von der Marktkapitalisierung der Aktien im Streubesitz des jeweiligen Unternehmens ab. Zuvor bestand im Börsenumsatz ein weiteres Kriterium. Dennoch gibt es einen Mindestumsatz, der erfüllt werden muss. So sind die 40 Mitglieder des deutschen Leitindex DAX auch die 40 größten Unternehmen des deutschen Aktienmarkts. Laut der Deutschen Börse repräsentieren sie "rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland". Dahinter folgt der MDAX, der die 50 größten Werte nach dem DAX auflistet, gefolgt vom SDAX, der 70 Mitglieder zählt und wiederum die 70 größten Unternehmen nach dem MDAX abbildet. Eine Ausnahme bildet der TecDAX, der einen Fokus auf Tech-Werte legt und diese nach ihrer Größe aufnimmt, er zählt 30 Werte. So gibt es auch Unternehmen, die zeitgleich im DAX und im TecDAX gelistet sein können.

Regular-Entry und Regular-Exit

Mehrmals im Jahr wird überprüft, welche Unternehmen die Kriterien erfüllen und welche einen Index wieder verlassen müssen. Bei der Bewertung der Unternehmen gibt es zwei unterschiedliche Vorgehen. So gibt es die reguläre Überprüfung, diese findet beim DAX, MDAX und TecDAX zweimal im Jahr statt, nämlich im März und im September. Beim SDAX wird alle drei Monate regulär geprüft. So kann ein Unternehmen im DAX nach der Regular-Entry-Regel landen, wenn es nach Markkapitalisierung mindestens auf Rang 40 rangiert (Rang 90 im MDAX, 160 im SDAX sowie 30 im TecDAX). Durchgeführt wird der Wechsel dann, wenn es zeitlich einen Index-Wert gibt, der auf Platz 47 im DAX rangiert (97 im MDAX, 167 im SDAX und 35 im TecDAX), dieser muss den Index dann verlassen.

Nach der Regular-Exit-Bestimmung kann ein Unternehmen laut der Deutschen Börse aus dem DAX genommen werden, wenn es nicht mehr zur Top 53 gehört (Top 103 im MDAX, 173 im SDAX und 40 im TecDAX). Ein Wechsel wird dann durchgeführt, wenn ein Unternehmen, welches nicht Teil des Index ist, mindestens einen Rang von 47 im DAX inne hat (97 im MDAX, 167 im SDAX und 35 im TecDAX) und damit den Platz des ausscheidenden Unternehmens einnehmen kann.

Fast-Entry und Fast-Exit

Dann gibt es noch das strengere Fast-Exit- bzw. Fast-Entry-Verfahren, hier können Anpassungen ebenfalls alle drei Monate vorgenommen werden. So wird ein Unternehmen mithilfe des schnellen Einstiegs in den DAX aufgenommen, wenn es sich nach Marktkapitalisierung auf Rang 33 befindet (Rang 83 im MDAX, 153 im SDAX und 25 im TecDAX). Für den Neuzugang muss dann der Index-Wert gehen, der im DAX einen schlechteren Rang als 47 innehat (97 im MDAX, 167 im SDAX und 35 im TecDAX).

Ein Fast-Exit findet dann statt, wenn ein DAX-Wert nicht mehr zu den Top 60 der Unternehmen gehört (Rang 110 im MDAX, 180 im SDAX und 45 im TecDAX). Auch hier rutscht dafür ein Nicht-Index-Unternehmen nach, welches mindestens nach Marktkapitalisierung Rang 47 im DAX besitzt (97 im MDAX, 167 im SDAX und 35 im TecDAX). Darüber hinaus gibt es außerordentliche Anpassungen in Spezialfällen wie Fusionen, Insolvenzen oder für den Fall, dass sich die Anzahl der Aktien in Streubesitz deutlich reduziert.

Zusätzliche DAX-Kriterien nach der DAX-Reform

Seit der DAX-Reform im September 2021 gibt es außerdem noch einige zusätzliche Kriterien, die für (potenzielle) DAX-Unternehmen gelten. So muss ein Unternehmen, um in den deutschen Leitindex aufgenommen zu werden in den zwei Jahren davor ein positives EBITDA aufweisen. Darüber hinaus muss seit März 2021 der Corporate Governance Kodex erfüllt werden, hier wird regelmäßig überprüft, ob die offiziell empfohlenen Grundsätze einer guten Unternehmensführung durch das Management erfüllt werden. Darüber hinaus wurde die Bestimmung eingeführt, dass (potenzielle) DAX-Unternehmen vierteljährlich Geschäftsberichte und Quartalsvorlagen veröffentlichen müssen.

Bekanntmachung der Indexanpassungen

Auch das Datum, an dem Index-Änderungen bekannt gegeben werden, steht laut der Börse Frankfurt fest. So werden die Anpassungen jeweils am dritten Arbeitstag in den Monaten März, Juni, September und Dezember nach US-Börsenschluss (22 Uhr MEZ) veröffentlicht. Das Ranking der Unternehmen, dass den Änderungen zugrunde liegt, basiert dann auf dem Schlusskurs des vorangegangenen Freitags. Durchgeführt werden die Änderungen dann circa drei Wochen nach der Ankündigung, nämlich am Montag nach dem dritten Freitag des Überprüfungsmonats. Da die Regeln für die Index-Zusammensetzungen klar und transparent definiert sind, kann im Grund jeder im Vorfeld versuchen herauszufinden, welche Unternehmen auf- oder absteigen. Der Auswahlprozess der Unternehmen in den Indizes findet im Übrigen völlig automatisiert statt.

Durchführung der Indexänderungen

Wurde die Anpassung offiziell durchgeführt, wird der Index neu zusammengesetzt, der mathematische Vorgang dahinter nennt sich Verkettung. Hier bildet der Schlusskurs des dritten Freitags des Überprüfungsmonats die Grundlage für die neue Gewichtung im Index. Auch Ausschüttungen und Kapitalveränderungen werden in diese Berechnung mit einbezogen. Die besagten Termine sind genau abgestimmt auf die Verfallstermine an der Terminbörse Eurex, sodass die betroffenen Index-Futures und Optionen an genau dem besagten Freitag verfallen. Die Anpassungen werden dann am anschließenden Handelstag gültig. Die Neuzusammensetzung umfasst jedoch nicht nur die neuen Unternehmen im Börsenbarometer, auch die entsprechenden Kennzahlen des Index werden vierteljährlich aktualisiert und das Gewicht eines Werts auf maximal zehn Prozent gedeckelt. So soll verhindert werden, dass ein Unternehmen den ganzen Index dominiert.

Redaktion finanzen.net

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