Auf wackligen Füßen

BMW-Aktie im Minus: China gibt neuen Schwung - Wie sieht Zipse die Corona-Lage?

30.10.20 09:32 Uhr

BMW-Aktie im Minus: China gibt neuen Schwung - Wie sieht Zipse die Corona-Lage? | finanzen.net

Den Auto- und Motorradbauer BMW plagten im bisherigen Jahr die gleichen Sorgen wie die gesamte Branche.

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In den vergangenen Monaten hellte sich das Bild etwas auf - doch angesichts steigender Infektionszahlen in Europa und Amerika steht die Erholung schon wieder auf wackligen Füßen. Wie BMW die Dinge sieht, wird Chef Oliver Zipse am kommenden Mittwoch (4. November) mit den Quartalszahlen erläutern. Was bei BMW los ist, was Analysten sagen und wie die Aktie läuft.

SO LÄUFT ES BEI DEN MÜNCHENERN:

BMW hat genau wie die Konkurrenz von Volkswagen und Daimler im zweiten Quartal einen Verlust eingefahren. Dabei kamen die Bayern aber etwas glimpflicher davon als die beiden Rivalen aus Wolfsburg und Stuttgart, auch weil sie etwas kleiner sind und keine schweren Nutzfahrzeuge im Programm haben. Nun sieht es aber für das dritte Quartal in der Branche wieder deutlich angenehmer aus, weil die Hersteller die vollen Lager nutzen können.

Bei BMW hat das genau wie bei Daimler zwischen Juli und Ende September für eine deutliche Entspannung bei der Kassenlage gesorgt - so viel haben die Weißblauen schon verraten. So flossen im Automobilbau 3,1 Milliarden Euro freie Mittel in die Kassen, nachdem im ersten Halbjahr 2,5 Milliarden Euro fehlten. BMW war bei Fixkosten und Investitionsausgaben spürbar auf die Bremse getreten.

Im Licht der jüngsten Zahlen sieht die bisherige Maßgabe von Finanzchef Nicolas Peter, im Gesamtjahr alles für einen positiven Free Cashflow in der Autosparte zu tun, doch deutlich erreichbarer aus. Die Aussichten könnten sich nun erheblich aufgehellt haben.

Im dritten Quartal hatte BMW konzernweit 675 680 Autos verkauft, das waren 8,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei der lukrativen Stammmarke waren es sogar 9,8 Prozent mehr Autos. Im größten Einzelmarkt China hatte das Absatzplus von BMW und Mini fast ein Drittel betragen. Auch in Europa lag das Unternehmen komfortabel im Plus.

BMW bestätigte die Jahresprognose für die Ergebnisse, sprach aber von weiter hoher Unsicherheit. Für die Autosparte geht BMW damit weiter von einer operativen Marge beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen von null bis drei Prozent vom Umsatz aus.

Ob sich die Münchner noch viel länger mit Verlusten im Mobilitäts-Gemeinschaftsunternehmen mit Daimler herumschlagen will, scheint immer fraglicher. Jüngst kochte das Thema in den Medien wieder hoch, einzelne Teile des Joint Ventures haben demnach das Interesse auf sich gezogen. Uber soll laut "Manager-Magazin" über eine Milliarde Euro für den Fahrtenvermittler Free Now geboten haben. Auch die Parkplatz-App Park Now könnte laut der Nachrichtenagentur Bloomberg vor einem Verkauf stehen.

Zuletzt machten Zahlungsschwierigkeiten beim chinesischen Joint-Venture-Partner Brilliance von sich reden. BMW hatte schon vor zwei Jahren angekündigt, seinen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen BBA bis 2022 von 50 auf 75 Prozent erhöhen zu wollen. Interessant wird sein, ob die Probleme bei Brilliance das Wachstum von BMW in China beeinträchtigen könnten.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analysten sind der Aktie im Schnitt eher wohlgesonnen. Von den Experten, die sich in diesem Jahr seit dem Ausbruch der Pandemie zu dem Papier geäußert haben, raten acht zum Kaufen und ebenso acht zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 67 Euro und damit knapp 10 Euro über dem aktuellen Kursniveau.

Da BMW schon Eckdaten zum Free Cashflow geliefert habe, aber noch keine zu den Ergebniszahlen, dürften diese näher an den Marktschätzungen liegen, schrieb Horst Schneider von der Bank of America. Laut dem vom Unternehmen bis diesen Mittwoch erhobenen Konsens rechnen die Analysten beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern in der Autosparte mit 1,4 Milliarden Euro. Schneider selbst rechnet mit 1,5 Milliarden. Vergangenes Jahr hatte BMW 1,52 Milliarden Euro operativen Gewinn mit Autos gemacht.

Interessant dürfte laut Schneider der Vergleich mit Mercedes-Benz werden. Die Daimler Pkw- und Van-Sparte hatte vergangene Woche eine bereinigte Marge von 9,4 Prozent vorgelegt. Zwar sind die Werte der beiden Rivalen nicht direkt vergleichbar, weil Mercedes das operative Ergebnis des China-Joint-Ventures in die Rechnung einbezieht und BMW dies erst im Finanzergebnis ausweist.

Um einen Vergleich über den Daumen zu ermöglichen, hatte BMW zuletzt immer angegeben, bei Hinzurechnung der China-Gewinne würde die eigene Marge einen bis anderthalb Prozentpunkte höher ausfallen. Beide Hersteller hatten im dritten Quartal in China einen starken Aufschwung verzeichnet. BMW könnte laut den Analystenschätzungen mit 6,2 Prozent Marge aber deutlich hinter den Stuttgartern zurückbleiben.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wird von den Experten im Schnitt bei 1,9 Milliarden Euro erwartet. Auch er geht davon aus, dass die Ergebniskennziffern nicht bedeutend über den Markterwartungen liegen - es aber dennoch Raum gebe, diese zu schlagen.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT (Stand 29. Oktober 15.00 Uhr):

Die im DAX notierte BMW-Stammaktie hatte zwar den Corona-Crash zwischenzeitlich fast wettgemacht. Das Corona-Tief von 36,60 Euro lässt der Titel beim aktuellen Kurs von rund 58 Euro komfortabel hinter sich. Aber bis zum Kurs zu Jahresbeginn von 73,14 Euro fehlt noch ein ganzes Stück.

So liegt das Minus im bisherigen Jahresverlauf immer noch bei einem Fünftel. Das ist doppelt so viel wie beim Rivalen Daimler und etwas weniger Minus als bei der Vorzugsaktie von Volkswagen mit mehr als einem Viertel. Im Umbruch der Autoindustrie zieht es Anleger mit Zukunftsausrichtung eher zu anderen Werten hin - unter anderem zum Börsenstar Tesla.

Der US-Elektroautopionier ist mit knapp 390 Milliarden US-Dollar oder umgerechnet rund 332 mehr als doppelt so viel wert wie die drei deutschen Autokonzerne zusammen: Volkswagen (67 Mrd Euro), Daimler (47,5 Mrd Euro) und BMW (37,5 Mrd Euro) kommen in Summe nur auf 152 Milliarden Euro.

Am Freitag gibt die BMW-Aktie im XETRA-Handel um 1,06 Prozent auf 57,71 Euro nach.

/men/zb/he

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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Bildquellen: meunierd / Shutterstock.com

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