Größter Börsengang aller Zeiten voller Erfolg: Aramco-Aktie mit maximalen Gewinnen - Apple als wertvollstes Unternehmen abgelöst
Der saudische Ölriese Saudi Aramco hat seinen milliardenschweren Börsengang gestemmt. Zum Start sahen Anleger der frühen Stunde deutliche Zeichnungsgewinne.
Werte in diesem Artikel
• Aramco startet an der Börse Tadawul
• Erstkurs bei 35,20 Riyal
• Größter Börsengang aller Zeiten hatte hohe Hürden zu überwinden
Mit Spannung warteten die Anleger weltweit auf den Börsengang des Ölriesen Aramco. Am Mittwochmorgen starteten die Aramco-Aktien an der saudischen Börse in Riad und markierten ihren Erstkurs bei 35,20 Riyal, was 9,39 Dollar entspricht. Damit lag der erste festgestellte Kurs 10 Prozent über dem Ausgabepreis - das tägliche Limit wurde damit bereits zum Start erreicht.
Und auch zum Börsenschluss stand die Aktie unverändert bei 35,20 Riyal und verließ den ersten Handelstag damit am täglichen Limit.
Aramco hatte den Ausgabekurs zuvor auf 32 Riyal festgelegt, Anleger konnten Aktien des saudischen Staatskonzerns demnach im Vorfeld für umgerechnet 8,53 US-Dollar zeichnen. "Mit dem heutigen Beginn des Handels von Aramco-Aktien fügt das Unternehmen einen weiteren Erfolg zu seiner Liste an Errungenschaften hinzu", betonte der Aramco-Vorsitzende Jassir al-Rumajan. Das IPO werde die Führung des Konzerns stärken und gleichzeitig zu mehr Transparenz führen, so der Manager weiter.
Aramco-IPO hatte hohe Hürden zu überwinden
Die Pläne für einen Börsengang von Aramco hatte Saudi Arabien der Öffentlichkeit bereits im Jahr 2016 präsentiert. Das IPO erfolgte erst fast vier Jahre später - immer wieder war das öffentliche Listing der Aramco-Aktien verschoben worden. Dabei ging es im Kern darum, dass die Bewertung, die der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman für den Staatskonzern aufrufen wollte, nicht auf entsprechenden Widerhall bei Wirtschaftsexperten traf. Saudi Arabien sah den fairen Wert des Unternehmens bei rund zwei Billionen US-Dollar, Analysten hatten den Ölkonzern mit 1,5 Billionen US-Dollar allerdings um ein Viertel niedriger bewertet. Mit einem Ausgabepreis von 32 Riyal wurde das Unternehmen schlussendlich vom Markt mit 1,7 Billionen US-Dollar bewertet. Mit dem Börsengang kam Aramco sogar auf eine Bewertung von 1,88 Billionen Dollar und war damit mehr wert als das bislang wertvollste Unternehmen, der Tech-Riese Apple, der eine Börsenbewertung von 1,2 Billionen US-Dollar hat. Auch innerhalb seiner eigenen Branche ist Aramco eine Hausnummer für sich: Der saudische Konzern ist wertvoller als die fünf größten Ölkonzerne ExxonMobil, Shell, BP, Chevron und TOTAL zusammen.
IPO auf Raten
Das IPO erfolgte schlussendlich in Raten - der Börsengang am Mittwoch fand nur an der saudi-arabischen Wertpapierbörse Tadawul statt - drei Milliarden Aktien werden künftig öffentlich gehandelt, das entspricht einem Firmenanteil von 1,5 Prozent. Auch wenn nur ein marginaler Teil von Aramco börsennotiert ist, können die Saudis dennoch den größten Börsengang aller Zeiten für sich verbuchen - das Volumen beläuft sich auf 25,6 Milliarden US-Dollar. Saudi-Arabiens größte Bank, die National Commercial Bank, verkündete kurz vor dem offiziellen Handelsstart, dass man alle über die Mehrzuteilungsoption reservierten Aktien ebenfalls an Investoren verkaufen konnte - somit stieg der Börsengang auf ein Gesamtvolumen von 29,4 Milliarden Dollar, ein neuer Weltrekord. Zum Vergleich: Der chinesische Alibaba-Konzern hatte im Rahmen seines IPO 2014 25 Milliarden US-Dollar eingenommen. Unter Berücksichtigung der Inflation würde dies heute 27 Milliarden Dollar entsprechen.
Die Ursprungspläne von Aramco waren allerdings noch deutlich beeindruckender: Fünf Prozent von Aramco hatten an der Börse in Riad gelistet werden sollen - 100 Milliarden US-Dollar wollte der saudische Prinz mit der Emission einnehmen. Auch ein Börsengang an anderen großen Handelsplätzen stand zur Debatte.
Ob Aramco-Aktien zu einem späteren Zeitpunkt an großen internationalen Wertpapierbörsen wie London oder New York gelistet werden sollen, ist zum bisherigen Zeitpunkt noch offen. Vor dem IPO war deutlich geworden, dass das Interesse an Aramco-Aktien aus dem Ausland weniger groß war, als der saudische Konzern und Kronprinz Mohammed bin Salman sich erhofft hatten. Demnach sollen internationale Fonds dem Mega-Börsengang zunächst Skepsis entgegen gebracht haben - selbst bei nationalen Investoren, der Hauptzielgruppe für das abgespeckte Aramco-IPO, haben den Börsengang begleitende Banken wohl Zugeständnisse machen müssen und boten vergünstigte Kredite für die Zeichnung der Aramco-Titel.
Indexlisting dürfte Aktien stützen
Spätestens dann aber, wenn die Aramco-Aktie in großen Indizes wie dem MSCI oder der S&P-Familie gelistet wird, werden zumindest internationale Indexfonds gezwungen sein, sich mit Aramco-Aktien einzudecken.
Zudem bemüht sich der saudische Konzern seit geraumer Zeit, Investorenbedenken auszuräumen. Das Umfeld ist für einen Ölriesen wie Aramco aktuell denkbar schlecht. In einem klimafreundlichen Umfeld geraten die Saudis, die immerhin für fünf Prozent der weltweiten Treibhausemissionen verantwortlich sind, zunehmend unter Druck. Das macht auch Anleger skeptisch. Aramco hat den Stimmungsumschwung erkannt und will das Problem proaktiv angehen - so will man aktiv an der Reduzierung der Klimagase arbeiten. Darüber arbeitet der Ölriese an einer Technik, um Kohlenstoff, der bei der Verbrennung fossiler Energien anfällt, im Boden zu speichern, statt ihn ungefiltert in die Atmosphäre zu blasen.
Redaktion finanzen.net
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