"Amazon Pharmacy": Amazon fasst weiter Fuß im Gesundheitssektor
Lange hat der Online-Handelsriese Amazon den Schritt in den Gesundheitssektor vorbereitet. Nun ist es soweit - ab sofort können zunächst Kunden in den USA verschreibungspflichtige Medikamente über Amazon bestellen. Was das für Apotheken und den Gesundheitssektor als Ganzes bedeuten könnte.
Werte in diesem Artikel
• Versandhaus launcht Amazon Pharmacy
• Liefern verschreibungspflichtiger Medikamente bedeutender Schritt Richtung Etablierung im Gesundheitssektor
• Weitere Gesundheitsangebote denkbar
Seit Langem ist bekannt, dass Amazon auf den milliardenschweren Gesundheitsmarkt drängt. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat das US-Versandhaus nun gemacht. So launchte Jeff Bezos' Unternehmen zunächst exklusiv in den USA einen neuen Dienst mit Namen Amazon Pharmacy, also Amazon Apotheke. Damit können Amerikaner nun auch ihre verschreibungspflichtigen Medikamente über den E-Commerce-Dienst bestellen. Neben den offensichtlichen Vorteilen, die das Bestellen online gegenüber dem Gang in die Apotheke beinhaltet (Kein Schlangestehen, keine COVID-Infektionsgefahr), wirbt Amazon neben einem kostenlosen Versand damit, dass Kunden transparent vergleichen können, ob ein Medikament günstiger zu haben ist, wenn man es mit oder ohne Hilfe der Krankenversicherung erwirbt. Daneben lockt der Versandhändler insbesondere Prime-Kunden mit Rabatten von bis 80 Prozent auf verschreibungspflichtige Medikamente.
Amazons neuer Dienst nur Schritt 1?
Dass Amazon auf den lukrativen Gesundheitsmarkt drängt war spätestens mit der Übernahme der Online-Apotheke PillPack im Jahr 2018 für 753 Millionen US-Dollar klar. Mithilfe von PillPack ist nun auch Amazon in den meisten US-Bundesstaaten dazu lizenziert verschreibungspflichtige Medikamente auszugeben. Bisher ist Amazon Pharmacy damit nur eine weitere Online-Apotheke unter vielen anderen wie beispielsweise Walgreens oder Shop Apotheke. Diese gerieten mit der Ankündigung des E-Commerce-Riesen denn auch gleich unter Druck. Allerdings dürfte klar sein, dass Amazon seinen Schritt auf den Gesundheitsmarkt nicht bei einem Online-Angebot belassen wird. So urteilt Stacie Dusetzina von der Vanderbilt University School of Medicine gegenüber US-Nachrichtenportal Vox: "Für jetzt glaube ich, dass sie [Amazon] lediglich bereits bestehende Marktanteile ersetzen werden. Aber in der Zukunft könnten sie entscheiden noch disruptiver vorzugehen, wenn sie sich erstmal in diesem neuen Bereich etabliert haben"
Ein paar Zukunftsszenarien
Wo könnte die Reise also noch hingehen? Aktuell wirbt Amazon damit, dass die bestellten Medikamente innerhalb von zwei Tagen beim Empfänger ankommen sollten. Doch wie bei anderen Bestellungen ist auch hier denkbar, dass das Versandhaus seine Lieferzeiten noch optimiert und es in der Zukunft schafft, diese Spanne zu verringern und sogar am selben Tag die benötigten Medikamente bis an die Haustür zu bringen. Noch weiter gedacht, ist laut Craig Garthwaite von der Kellogg School of Management at Northwestern University gar vorstellbar, dass eines Tages bei einem Arzt ein Rezept ausgestellt wird, es direkt bei der Amazon Apotheke landet und die verschriebene Medizin noch am selben Tag beim Patienten zu Hause landet, wie er gegenüber Vox verlautet. Das mag aktuell noch Zukunftsmusik sein, etabliert sich Amazon jedoch erst auf dem Gesundheitsmarkt und wird von Versicherern gar als "bevorzugte Apotheke" empfohlen, ist dies kein Ding der Unmöglichkeit mehr.
Doch wieso da aufhören? Benedikt Fuest von der Welt hat das Gedankenspiel noch weiter gesponnen: Schon jetzt kennt Amazon seine Kunden genau, weiß wie viel Geld jemand zur Verfügung hat, was jemand bevorzugt bestellt und ob sich daraus ergibt, ob er eher gesund oder übergewichtig ist. Wenn das Unternehmen nun über Amazon Pharmacy auch genau über die medizinische Geschichte seiner Kunden Bescheid weiß, warum dann nicht eine eigene Krankenversicherung anbieten? Durch den Amazon-Fitnesstracker Halo weiß der Händler schließlich alles über die körperliche Fitness des Nutzers und könnte so gezielt Versicherungen für besonders gesundheitsbewusste Kunden anbieten.
Ein weiterer Schritt in Amazons Etablierung im Gesundheitssektor ist das Amazon Care Programm, dass der Versand-Konzern schon jetzt exklusiv für Mitarbeiter in dem Bundesstaat Washington in abgespeckter sowie in der Greater Seattle Area in umfassender Form anbietet. Für dieses Gesundheitsangebot hat Amazon eigens eine Webseite mit zugehöriger App entwickelt, über die Angestellte Online-Konsultationen mit Ärzten, aber auch Haus-Besuche vereinbaren können. Bedenkt man jedoch den Aufwand, den Amazon betrieben hat, um diesen Gesundheitsdienst für ein relativ kleines Zielgebiet anzubieten, darf davon ausgegangen werden, dass es dabei möglicherweise nur um einen Testlauf handelt, um dasselbe Angebot später flächendeckend zu offerieren. Vereinbart man künftig im Krankheitsfall also keinen Termin mehr bei einem Arzt, sondern über Amazon? Bis dahin dürfte es noch dauern. Trotzdem kann davon ausgegangen werden, dass der Launch von Amazon Pharmacy erst der Anfang in einer größeren Entwicklung ist.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Jonathan Weiss / Shutterstock.com
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26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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