Lufthansa-Aktie trotzt Analystenabstufung und Streik bei Tochter Discover: United Airlines-Ausblick und Inlandsnachfrage treiben den Kurs
Die Aktien der Lufthansa haben am Dienstag von guten Vorgaben profitiert.
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Es kam gut an, dass der US-Partner United Airlines am Vorabend nach Börsenschluss einen besser als erwarteten Gewinnausblick für das Geschäftsjahr 2024 abgegeben hatte. Dies wurde aber am Morgen ein Stück weit gebremst von einer pessimistischer werdenden Analystenstimme der Investmentbank Oddo BHF. Zuletzt lag der Lufthansa-Kurs im XETRA-Handel mit 2,14 Prozent auf 7,45 Euro im Plus.
United Airlines überzeugte Händlern zufolge damit, dass die Prognose für den bereinigten Gewinn pro Aktie im Gesamtjahr positiv überraschte. Dies überlagerte in ersten Reaktionen der Anleger auch die Tatsache, dass die US-Fluggesellschaft für das laufende Quartal mit einem deutlichen Verlust rechnet, weil Dutzende Maschinen des Typs Boeing 737-9 Max nach einem Unfall am Boden bleiben müssen. Die United-Aktien waren im nachbörslichen New Yorker Handel um sechs Prozent nach oben getrieben worden. United kooperiert mit der Lufthansa unter anderem im Rahmen der Luftfahrtallianz Star Alliance.
Etwas in die Quere kam aber die Investmentbank Oddo BHF, die im Rahmen einer Sektorstudie vorsichtiger wird für große Netzwerk-Airlines und daher für die Lufthansa ihr bislang optimistisches Votum aufgab. Analyst Olfa Taamallah setzt fortan auf Billigflieger, da die Kapazitätsentwicklung auf Kurzstrecken besser sei als auf den für große Airlines wichtigen Langstrecken. Seine favorisierten Aktien sind nun Ryanair und easyJet. Neben der Lufthansa wurde auch das Votum für IAG und Air France-KLM gesenkt.
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Piloten stimmen für Streiks bei Lufthansa-Tochter Discover
Wenig Einfluss auf die Lufthansa-Kursbewegung hat unterdessen die Nachricht, dass bei der Tochter Discover Airlines Streiks der Piloten drohen. In der am Dienstag beendeten Urabstimmung stimmten knapp 96 Prozent der Mitglieder für einen Arbeitskampf, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Dienstag mitteilte. Ein Streiktermin wurde zunächst nicht genannt. Stattdessen wurde der Arbeitgeber aufgefordert, ein verhandlungsfähiges Angebot ohne Vorbedingungen zu unterbreiten, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Der Ferienflieger der Lufthansa-Gruppe war im Corona-Sommer 2021 zunächst unter dem Namen "Eurowings Discover" gestartet und später in "Discover Airlines" umbenannt worden. Die bislang 24 Flugzeuge werden an den Drehkreuzen Frankfurt und München auf Lang- und Mittelstrecken eingesetzt.
Die Verhandlungen über einen Erst-Tarifvertrag für die Piloten hat die VC für gescheitert erklärt und dem Unternehmen eine Hinhaltetaktik vorgeworfen. Auch für die Kabinen-Crews gibt es bislang keinen Tarifvertrag.
Einen erster Warnstreik der Piloten am Tag vor Heiligabend war für die meisten Passagiere glimpflich verlaufen. Discover konnte die Flüge in Zeiten außerhalb des fünfstündigen Streikfensters verlegen. Bei einem längeren Ausstand könnte es hingegen schnell zu Flugausfällen kommen.
Lufthansa verzeichnet höhere Nachfrage nach Inlandsflügen
Lufthansa verzeichnet wegen des Lokführer-Streiks eine höhere Nachfrage auf den innerdeutschen Strecken. Es gebe für den Streikzeitraum "einige zusätzliche Buchungen", hieß es am Dienstag bei der Lufthansa-Kerngesellschaft in Frankfurt. Man setze auch größere Flugzeuge ein, um möglichst vielen Kunden eine Reisemöglichkeit anzubieten.
Die Tochtergesellschaft Eurowings stellte ebenfalls eine sprunghaft gestiegene Nachfrage auf ihren innerdeutschen Strecken fest. In diesen Tagen verzeichne man die höchsten Buchungseingänge der vergangenen vier Jahre, erklärte ein Sprecher. Als Marktführer an Flughäfen wie Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Köln/Bonn oder Stuttgart verfüge man aber noch über freie Kapazitäten.
Zwischen Berlin und Düsseldorf seien ab Donnerstag zusätzliche Flüge buchbar. Zudem will auch Eurowings größere Flugzeuge an den Start bringen. Im Vergleich zu einem Airbus A319 hat ein A321 aus der gleichen Baureihe mit bis zu 232 Sitzen rund 50 Prozent mehr Kapazität.
Über das Kombi-Angebot "Lufthansa Express Rail" könnten auch Gäste der Lufthansa Opfer des Streiks auf der Schiene werden. Man informiere die Kunden über Verbindungen und Ausfälle, teilte Lufthansa mit. Die Tickets könnten kostenfrei umgebucht werden.
Die Lokführergewerkschaft GDL will im Tarifstreit mit der Bahn ab Mittwoch, 2.00 Uhr, für rund sechs Tage per Streik weite Teile des Personenverkehrs auf der Schiene lahmlegen. Im Güterverkehr soll der Ausstand bereits am Dienstagabend beginnen.
EU-Kommission prüft Lufthansa-Einstieg bei Ita vertieft
Die Wettbewerbshüter der EU prüfen den geplanten Einstieg der Lufthansa bei der italienischen Fluggesellschaft Ita vertieft. Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass der Zusammenschluss auf einigen Kurz- und Langstrecken den Wettbewerb verringern könnte, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Auf einigen Strecken zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern stünden Lufthansa und Ita mit Nonstop-Flügen in direktem Wettbewerb zueinander.
Dabei gebe es nur begrenzt Konkurrenz durch andere Fluggesellschaften
- in erster Linie durch Billigfluggesellschaften wie Ryanair. Diese würden aber oftmals von abgelegeneren Flughäfen abfliegen. Die EU-Kommission muss nun bis zum 6. Juni einen Beschluss zu dem Verfahren erlassen, wie aus ihren Angaben hervorgeht.
Lufthansa hatte in dem EU-Kartellverfahren bereits Zugeständnisse gemacht, lehnte es aber ab, Details zu nennen. Man sei mit allen Beteiligten im engen und konstruktiven Austausch, hieß es vor wenigen Wochen. Üblicherweise verlangt die EU-Kommission bei Airline-Übernahmen eine Entflechtung an Flughäfen, an denen die neuen Partner durch den Zusammenschluss besonders stark würden.
Nach monatelangen Verhandlungen hatte der deutsche MDAX-Konzern Ende Mai mit dem italienischen Staat die Übernahme eines Minderheitsanteils von 41 Prozent an der Fluggesellschaft Ita Airways vereinbart. Dafür sollen der Ita 325 Millionen Euro Eigenkapital aus Lufthansa-Barmitteln zufließen. Außerdem kann Lufthansa laut Vereinbarung ab 2025 zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und später auch die restlichen 10 Prozent.
Der Deal zwischen Lufthansa und dem italienischen Staat steht seither unter dem Vorbehalt wettbewerbsrechtlicher Prüfungen auf nationaler und europäischer Ebene. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni machte bereits Druck auf die EU für ein baldiges Ja zum Einstieg bei der bislang staatlichen Fluggesellschaft Ita Airways. Auch Finanzminister Giancarlo Giorgetti bemängelte die lange Prüfung: "Die Tatsache, dass wir weitere Zeit verlieren, ist keine gute Sache."
Die 2020 gegründete Italia Trasporto Aereo (Ita) hatte im Oktober 2021 den Flugbetrieb der insolventen Vorgängerin Alitalia übernommen, ist allerdings nicht deren Rechtsnachfolgerin. Start- und Landerechte wie auch die Marke Alitalia hat sich die neue Airline allerdings gesichert. Der legendäre Name könnte unter dem neuen Konzerndach möglicherweise schon bald wieder reaktiviert werden.
Lufthansa will ITA-Übernahme weiter betreiben
Trotz der verlängerten Wettbewerbsprüfung durch die EU-Kommission hält die Lufthansa weiterhin am Einstieg bei der italienischen Staatsairline Ita fest. Man werde sich mit Nachdruck für einen zügigen Abschluss der Prüfung und für die anschließende Umsetzung der Beteiligung einsetzen, teilte der MDAX-Konzern am Dienstag mit. Man gehe unverändert von einer Genehmigung der Transaktion aus.
Ita Airways solle ein ergänzender und wichtiger Teil der Lufthansa Group werden, so die Lufthansa. Der umsatzstärkste Luftverkehrskonzern Europas betreibt bereits mehrere Drehkreuze mit den vier Netzwerk-Airlines Lufthansa, Austrian, Swiss und Brussels. Man sei überzeugt, dass durch eine Beteiligung an Ita insgesamt positive Effekte für den Wettbewerb in Italien und Europa entstünden, hieß es weiterhin.
Die Wettbewerbshüter der EU haben der Lufthansa vorerst den geplanten Einstieg bei Ita verweigert und eine tiefergehende Untersuchung der wettbewerbsrechtlichen Folgen gestartet. Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass der Zusammenschluss auf einigen Kurz- und Langstrecken den Wettbewerb verringern könnte, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Die verlängerte Fusionskontrolle ist bis zum 6. Juni befristet.
FRANKFURT/KÖLN (dpa-AFX)
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