Volkswagen zahlt umstrittene Vorstands-Boni in Millionenhöhe aus
Volkswagen zahlt die vor drei Jahren wegen des Abgas-Skandals auf Eis gelegten Boni an die Konzernspitze aus.
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Im Mai sollten frühere und aktuelle Vorstandsmitglieder über vier Millionen Euro erhalten, sagte ein VW-Sprecher am Freitag auf Anfrage.
Die Bonus-Zahlungen fließen laut VW an fünf Manager: Ex-Konzernchef Matthias Müller kassiert gut 1,3 Millionen Euro, der frühere Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz bekommt rund 1,1 Millionen Euro. An Traton-Chef Andreas Renschler fließt knapp eine Million Euro. Konzernchef Herbert Diess erhält rund 540 000 Euro, Finanzchef Frank Witter rund 250 000 Euro. Zuvor hatte der NDR berichtet.
Im April 2016 hatte sich die Führungsspitze von VW nach langem Ringen darauf geeinigt, dass 30 Prozent der variablen Bezüge einbehalten und so behandelt werden sollten, als wären es Aktien. Nach Ablauf von drei Jahren sollte geprüft werden, wie sich der Aktienkurs entwickelt hat. Sollte dieser um ein Viertel über dem damaligen Niveau liegen, sollte das Geld ausbezahlt werden, liegt er darüber, gibt es sogar mehr Geld - genau das ist jetzt passiert. Nach VW-Angaben liegt der ausbezahlte Betrag bei 111,72 Prozent der ursprünglichen Summe.
Angesichts der niedrigen Zinsen erwies sich dieses Modell für die Manager gewissermaßen als Geldanlage. Quer durch die Politik und bei Gewerkschaften stieß die Vorgehensweise damals auf Unverständnis. Der frühere Finanzminister Wolfgang Schäuble griff die Konzernspitze im Mai 2016 scharf an: "Ich habe kein Verständnis dafür, wenn man ein großes DAX-Unternehmen erst in eine existenzbedrohende Krise führt und dann in einer öffentlichen Debatte die eigenen Boni verteidigt." Die Bewältigung des Skandals um Millionen manipulierte Dieselmotoren hat VW inzwischen 30 Milliarden Euro gekostet.
Die Mitglieder des VW-Vorstands hätten einen Rechtsanspruch auf eine Erfolgsvergütung, die in der schwierigen Lage von VW mitten im Abgas-Skandal kaum vermittelbar gewesen wäre, sagte Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen. In den Jahren 2015 und 2016 habe es einen besorgniserregenden Verfall des VW-Aktienkurses gegeben: "Es lag im unbedingten Interesse des Unternehmens, dass der Kurs sich wieder erholt. Dafür wollte der Aufsichtsrat Anreize setzen." Niedersachsen gehört zu den größten Anteilseignern bei VW und hält 20 Prozent der Stimmrechte im Konzern.
Nach Angaben des VW-Sprechers galt der 2016 gefällte Beschluss für die damaligen Vorstandsmitglieder. Wer vor April 2019 aus dem Vorstand ausgeschieden sei - etwa der frühere China-Vorstand Jochem Heizmann und Ex-AUDI-Chef Rupert Stadler -, habe seine Zahlung bereits erhalten.
Zusätzlich bekommen die Vorstände im VW-Konzern neben Millionengehältern auch stattliche Zusatzleistungen für den Ruhestand - was für Top-Manager anderer Unternehmen gleichermaßen gilt. Die Pensionsleistungen haben es in sich: Der VW-Konzern kam im vergangenen Jahr für ausgeschiedene Mitglieder des Vorstandes laut Geschäftsbericht auf Pensionsverpflichtungen von 276,2 Millionen Euro - nach handelsrechtlichen Vorschriften. Nach dem internationalen
Rechnungslegungsstandard IAS 19 waren es 324 Millionen Euro.
Seit 2017 gilt bei Volkswagen für Top-Manager eine Obergrenze bei Gehältern. Der Vorstandschef verdient demnach höchstens 10 Millionen Euro im Jahr, die Vorstandsmitglieder maximal 5,5 Millionen Euro.
Die Volkswagen-Kernmarke VW Pkw macht angesichts des Abschwungs auf dem chinesischen Automarkt und der Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und Digitalisierung klar, weiter auf die Kostenbremse treten zu wollen. Die Marke habe ihre Fixkosten im ersten Quartal um rund 200 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal gesenkt - vor allem dank des "Zukunftspakt" genannten Sparpakets, teilte das Unternehmen mit. "Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres sind jedoch weitere Anstrengungen notwendig, um Risiken aus den Märkten abzufedern", betonte Marken-Finanzvorstand Arno Antlitz.
Kürzlich hatte Volkswagen bekanntgegeben, in den nächsten fünf Jahren könnten zusätzlich 5000 bis 7000 Stellen wegfallen - diese sollten beim altersbedingten Ausscheiden von Mitarbeitern nicht neu besetzt werden. Betriebsratschef Bernd Osterloh monierte, eine Stelle falle nur weg, wenn auch die Arbeit wegfalle: "Das Unternehmen muss nachweisen, dass tatsächlich die bisherige Tätigkeit entfällt, damit ein Arbeitsplatz nicht wiederbesetzt wird."
/tst/DP/stw
WOLFSBURG (dpa-AFX)
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