Dürr: Noch ist der Lack nicht ab
Dürr, der Weltmarktführer bei Lackieranlagen hat das Renditeziel erhöht, das Unternehmen steht blendend da. Für die Aktie wird die Luft dennoch allmählich dünn.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
An den Vorwurf, Firmen wie der Lackieranlagenhersteller Dürr oder Roboterbauer Kuka setzten zu einseitig auf die Autobranche, haben sich Manager wie Dürr-Chef Ralf Dieter oder Kuka-Lenker Till Reuter inzwischen gewöhnt. Sie nehmen es gelassen. Ihre Kunden wissen: Mit einer Lackieranlage von Dürr oder einer Fertigungsstraße von Kuka funktioniert die Produktion in jedem Schwellenland so zuverlässig wie in den Industrieländern. Lokale Konkurrenten der westlichen Autobauer in Wachstumsmärkten wie China oder Indien bekommen das selbstverständlich mit. Und bestellen, sobald sie es sich leisten können, wie die Westkonzerne bei den deutschen Anlagenbauern. Warum also diesen Vorsprung schmälern?
Renditeziel erhöht
Bei Dürr brummt das Geschäft seit Jahren. Regelmäßig gelingt es Firmenchef Dieter, die Erwartungen des Markts noch etwas höher zu schrauben. Am Montag erhöhte das Unternehmen die Renditeprognose für das laufende Geschäftsjahr. Dass die Jahresziele „sicher“ erreicht werden, hatte der Manager bereits Anfang August gesagt.
Wegen der „anhaltend positiven Unternehmensentwicklung im dritten Quartal“ erhöhen die Schwaben den Zielkorridor für die operative Marge im laufenden Jahr von 7,0 bis 7,5 Prozent auf 7,5 bis 8,0 Prozent. Nach leichtem Umsatzrückgang lag die operative Rendite im ersten Halbjahr bei 7,3 Prozent. Für das zweite Halbjahr wird indes eine Umsatzbeschleunigung erwartet. Das werde sich „entsprechend positiv auf die Marge auswirken “, heißt es. Die Bilanz für das dritte Quartal veröffentlicht Dürr am 6. November.
Weltweit lückenlose Lieferkette
Selbst während der schwersten Krise der Autobranche im Jahr 2009 ließ sich Dürr-Chef Dieter von Warnungen über die große Einseitigkeit seines Geschäfts nicht ablenken. Die Schwaben erweiterten ihr Logistiknetz, über das komplette Lackieranlagen oder auch nur einzelne Lackierroboter geliefert werden, unbeirrt weiter. Heute gebe es für sein Unternehmen auf der Weltkarte keine weißen Flecken mehr, sagt der Firmenchef stolz.
Weil der Bau neuer Autofabriken langfristig geplant wird, hat der Autozulieferer eine vergleichsweise hohe Planungssicherheit, sie reicht bis weit ins nächste Geschäftsjahr hinein. Er sehe für 2014 etwa das gleiche Projektvolumen wie für das laufende Jahr, sagte Dieter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Zur Einordnung: Für das laufende Jahr stellt Dürr bisher 2,5 Milliarden Euro Ordervolumen in Aussicht. 2012 waren es 2,6 Milliarden Euro. Eine deutliche Abschwächung des Geschäfts ist damit auch weiterhin nicht in Sicht.
Modernisierung weniger lukrativ
Einen weiteren Wachstumstreiber hat Dieter in mehr als 20 Jahre alten Lackieranlagen ausgemacht, die aus seiner Sicht modernisiert werden müssten. Von den Aufträgen für die weltweit auf 250 Stück geschätzten Anlagen will sich Dürr mindestens die Hälfte holen. Das entspräche dem Marktanteil, den Dürr als weltweite Nummer 1 im Lackiergeschäft hat. Begonnen wird mit der vergleichsweise günstigeren Renovierung der Altanlagen in den von der Absatzkrise gebeutelten Fabriken Südeuropas.
Die Modernisierung einer Lackierstraße kostet nach Unternehmensangaben etwa 15 Millionen Euro — und spart jährlich zwei bis drei Millionen Euro ein. Damit ist die Investition nach spätestens sieben Jahren abgeschrieben. Die Profitabilität des Modernisierungsgeschäfts dürfte indes geringer sein als die des Neugeschäfts.
Auch wenn Dürr bestens aufgestellt ist: Börsianer müssen sich darauf einstellen, dass sich die enormen Kursgewinne der Vergangenheit nicht wiederholen werden. Der Konzern wird die Profitabilität künftig kaum noch regelmäßig über die Erwartungen hinaus steigern können. Zudem hat die lange Erfolgsserie die Aktie deutlich verteuert. Nach voraussichtlich 20 Prozent Gewinnzuwachs 2013 erwarten Analysten für die folgenden drei Jahre nur noch gut fünf Prozent Wachstum pro Jahr. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2014 liegt jedoch deutlich höher. Das macht die Aktie anfällig für Gewinnmitnahmen auch bei kleineren Enttäuschungen.
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