NASDAQ-Titel Apple setzt Produktionsverlagerung nach Indien fort: Apple-Zulieferer Foxconn plant Bau zweier Werke in Indien
In den vergangenen Monaten wurde immer deutlicher, dass Apple eine gefährliche Abhängigkeit von China aufweist. Der iKonzern verfolgt deshalb die Strategie einer Diversifizierung seiner Lieferketten. Indien spielt in diesem Prozess eine besonders wichtige Rolle, was Medienberichte über weitere Produktionswerke des Apple-Zulieferers Foxconn in Indien erneut unter Beweis stellen.
Werte in diesem Artikel
• Indien dürfte künftig Apples wichtigster Wachstumsmarkt werden
• Auch als Produktionsstandort wird Indien für den iKonzern zunehmend attraktiver
• Apple-Zulieferer Foxconn plant zwei neue Werke in Südindien - unter anderem für iPhones
Indien erlebt ein rasantes wirtschaftliches und demographisches Wachstum. Ende April löste der südasiatische Staat China offiziell als das bevölkerungsreichste Land der Erde ab. Laut Schätzung der Vereinten Nationen zählt Indien mittlerweile 1,425 Milliarden Einwohner. Auch die indische Börse erlebt einen starken Lauf: Der Leitindex der Mumbaier Börse, der SENSEX, eilt schon seit Wochen von Rekordhoch zu Rekordhoch. Immer mehr multinationale Konzerne wittern große Wachstumschancen in dem relativ stabilen Land und investieren mit Hochdruck in den Bau von Produktionsstätten in Indien - ganz vorne dabei ist hierbei Apple.
Indien: Großer Wachstumsmarkt für Apple-Produkte
Im April 2023 eröffnete der US-Konzern seinen ersten indischen Apple-Store in Mumbai. Zwar gelten indische Konsumenten noch als äußerst preisbewusst, das Google-System Android dominiert aktuell noch in Indien. Allerdings erfreuen sich Apple-Produkte bei der rasant wachsenden indische Mittelschicht als Statussymbole immer höherer Beliebtheit. Angesichts der stetig steigenden Nachfrage nimmt es wenig Wunder, dass Apple den Bau weiterer firmeneigener Stores in Indien plant. Die Prognose vom Apple-CEO Tim Cook, der Indien bereits ein "enormes Marktpotenzial" für den iKonzern attestierte, scheint sich zu bestätigen.
So prognostiziert der Morgan Stanley-Analyst Erik Woodring in einer kürzlich veröffentlichten Studie, dass Indien bis 2028 etwa 15 Prozent von Apples Einnahmenwachstum vorantreiben wird und dass sich in den nächsten zehn Jahren mehr als 170 Millionen indische iNutzer zum Apple-Universum hinzugesellen werden. Woodring rechnet zudem damit, dass sich Apples Umsatz auf dem indischen Markt im nächsten Jahrzehnt versiebenfachen und letztlich einen jährlichen Umsatz von 40 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Zum Vergleich: 2022 erlöste Apple in Indien eine Summe von sechs Milliarden US-Dollar.
Apple verlagert Produktion schrittweise nach Indien
Indien ist für Apple jedoch nicht nur aufgrund des wachsenden Binnenmarktes von großem Interesse. Mindestens ebenso wichtig dürfte Indien als Produktionsstandort werden. Der US-Konzern verfolgt nämlich seit einigen Monaten das Ziel, seine starke Abhängigkeit von China zu verringern. Die Entscheidung, verstärkt auf die Produktion in Indien zu setzen, wurzelt in Apples Bestreben, seine Lieferketten zu diversifizieren, um auf Probleme zu reagieren, die sich vor allem in den chinesischen und taiwanesischen Produktionsstätten ergeben hatten. Diese Schwierigkeiten wurden durch die langanhaltende Null-COVID-Politik der chinesischen Regierung sowie durch Mitarbeiterproteste verschärft, wodurch die Fähigkeit der Zulieferer, den Bedarf von Apple rechtzeitig und in vollem Umfang zu decken, eingeschränkt wurde. Zusätzlich dazu ist Apples Hauptzulieferer Foxconn in Taiwan angesiedelt, einem Gebiet, das von China als Teil seines Hoheitsgebiets betrachtet wird. In den letzten Monaten haben sich die geopolitischen Spannungen um Taiwan vor der Kulisse der chinesischen Ostküste erhöht, was die Situation weiter verkompliziert hat. Gleichzeitig übt die US-Regierung zunehmenden Druck auf die Technologiebranche in China aus.
Die Investitionen in Indien zeigen bereits messbare Auswirkungen: Berichten zufolge hat Apple im Geschäftsjahr 2022 in Indien iPhones im Wert von etwa sieben Milliarden US-Dollar produziert - dreimal so viel wie im Jahr zuvor, was auf die verstärkte Fokussierung auf die indische Produktion hinweist. Schon 2025 soll ein Viertel aller iPhones in Indien hergestellt werden.
Zwei neue Foxconn-Werke in Südindien geplant - auch iPhones sollen produziert werden
Eine entscheidende Rolle bei der Produktionverlagerung der Apple-Produkte nach Indien spielen die einzelnen Zulieferer, zu denen unter anderem auch Wistron, Pegatron, Sunwoda, Avary und Salcomp gehören. Besonders wichtig für Apple ist der taiwanesische Konzern Foxconn. So war es von hoher Bedeutung, als Anfang März diesen Jahres bekannt wurde, dass Foxconn den Bau einer großen Produktionsstätte im indischen Bundesstaat Telangana plant. Dort sollen innerhalb von zehn Jahren 100.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Foxconn scheint es aber bei dem großen Werk in Telangana nicht belassen zu wollen. Ende Juli berichtete Bloomberg mit Berufung auf "vertrauenswürdige Quellen", dass Foxconn zwei weitere Werke im südindischen Staat Tamil Nadu bauen wolle. Demnach soll mindestens eine der beiden Produktionsstätten Apples-Produkte einschließlich iPhones herstellen. Das Investitionsvolumen soll bei etwa 500 Millionen US-Dollar liegen. Weder Apple noch Foxconn antworteten auf eine entsprechende Reuters-Anfrage.
Karnataka hat bereits im März Investitionen in Höhe von knapp einer Milliarden US-Dollar durch eine Foxconn-Tochterfirma genehmigt und ist damit nach Telangana und Tamil Nadu der dritte südindische Bundesstaat, der Foxconn-Anlagen zugelassen hat. Im Rahmen seiner Investitionsoffensive in Indien, mit der das taiwanesische Unternehmen versucht, sich über China hinaus zu diversifizieren, hat es den Vertrag mit Tamil Nadu unterzeichnet, um in eine neue Produktionsstätte für elektronische Komponenten zu investieren. Diese Niederlassung soll insgesamt 6.000 Arbeitsplätze schaffen. Die diversen Investitionspläne verdeutlichen, dass Foxconn - und damit indirekt auch Apple - seine Produktionsverlagerung nach Indien mit Hochdruck vorantreibt.
Redaktion finanzen.net
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