Aktien vs. Anleihen

Hedgefonds-Chef warnt vor "verrückter" Entwicklung für den Aktienmarkt - noch in diesem Jahr

17.06.18 17:26 Uhr

Hedgefonds-Chef warnt vor "verrückter" Entwicklung für den Aktienmarkt - noch in diesem Jahr | finanzen.net

Dass hohe Zinsen negativ auf Aktienkurse durchschlagen, gilt unter vielen Anlegern als Gesetz des Marktes. Doch ein Hedgefonds-Chef warnt nun, dass noch in diesem Jahr alles anders werden könnte.

Steigen die Zinsen, sinken Aktien - was Anleger zwischenzeitlich als verlässliches Signal für die aktuelle Marktentwicklung interpretieren, ist möglicherweise doch keine ausgemachte Sache.

"Nach den Zwischenwahlen wird es verrückt"

In nicht mal mehr fünf Monaten, am 6. November, stehen in den USA die Zwischenwahlen an. Dabei wird der Kongress und ein Drittel des Senats neu gewählt. Derzeit haben die Republikaner die Vormacht in beiden Häusern - ob sie diese verteidigen können, bleibt abzuwarten. Doch die so genannten Midterms sind nicht nur für den republikanischen US-Präsidenten Donald Trump eine Bewährungsprobe - auch auf die Finanzmärkte könnten die Wahlen einen massiven Einfluss ausüben.

Hedgefonds-Koryphäe Paul Tudor Jones erklärte gegenüber CNBC, er erwarte, dass "die Dinge nach den Zwischenwahlen am Jahresende besonders verrückt werden". Zwar rechnet er - wie der überwiegende Teil der Marktbeobachter auch - damit, dass die Zinsen weiter steigen werden. Die Aktienkurse werde dies seiner Meinung nach aber nicht belasten. Es werde zu einem "Tandem" zwischen beiden kommen, so der Experte. Damit widerspricht Jones der gängigen Marktmeinung, dass sich schnell steigende Zinsen belastend auf Aktienkurse auswirken, da die Kreditkosten für Unternehmen steigen und Aktien im Vergleich zu verhältnismäßig risikoarmen Anlagen wie Anleihen an Boden verlieren.

Realzinsen noch negativ

Zur Begründung zieht Jones die Realzinsen heran, die sich weiterhin im negativen Bereich befinden. Abzüglich der Inflation ergebe sich ein Realzins von -1,0 Prozent. "Wenn man viele Tech-Konzerne hat, die ein Wachstum von 20 Prozent im Jahr erzielen, was macht da schon eine Zinserhöhung um 1,00 Prozent aus?", erklärt der Experte im Interview. Auch die gemeinhin angenommene negative Korrelation zwischen Anleihenrenditen und Aktienkursen sieht Jones für 2018 nicht als unumstößlich. Entgegen gängiger Marktmeinung werden steigende Renditen Anleger nicht davon abhalten, Aktien zu kaufen.

US-Bullenmarkt noch lange nicht vorbei?

Während viele Marktbeobachter glauben, der Bullenmarkt liege in seinen letzten Zügen, traut Paul Tudor Jones dem US-Aktienmarkt noch eine Menge zu. "Ich denke, dass der Aktienmarkt bis Ende des Jahres noch viel höher steigen kann". In diesem Zusammenhang sagt er "fantastische Zeiten für Anleger" voraus, auch wenn es im Sommer wohl zunächst zu einer eher flauen Marktphase kommen werde.

Wenn der Bullenmarkt endet, dann mit einer "Blow-Off-Rally", so Jones weiter. Aktien werden also schnell steigen, bis es zum Crash komme. Ausgelöst werde dieser Prozess vermutlich durch einen Eingriff der Fed und steigende Zinsen.

Redaktion finanzen.net

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