Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Verschenkte Rendite

16.02.12 15:56 Uhr

Verschenkte Rendite | finanzen.net

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland hat sich in 2011 erstaunlich gut entwickelt.

Trotz rückläufiger Börsen waren zum Jahreswechsel nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts 8,67 Millionen Bürger oder 13,4 Prozent der Bevölkerung direkt oder indirekt in Aktien investiert. Das sind fast eine halbe Million Menschen mehr als vor Jahresfrist. Beim Umgang der Deutschen mit Aktien gibt es dennoch mehrere Punkte zu bemängeln.

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International schwach

So liegt die Aktienakzeptanz im internationalen Vergleich weiter auf niedrigem Niveau. In den angelsächsischen Ländern sind mehr als 30 Prozent der Bürger in Dividendentiteln engagiert. Da sich unsere sozialen Sicherungssysteme in einem desolaten Zustand befinden und die Bevölkerung zunehmend überaltert, müssen die Deutschen einen steigenden Teil ihrer Absicherung von Alter, Pflege und Krankheit selbst übernehmen. Und Aktien sind dabei die beste Wahl, weil sie trotz aller Kursschwankungen auf mittlere und lange Sicht die höchsten Renditen bieten. Bedauerlich ist unter diesem Aspekt, dass die Masse der Anleger auch noch Renditechancen verschenkt. 4,57 Millionen, also mehr als die Hälfte aller Aktionäre, sind nicht direkt in Aktien investiert, sondern ausschließlich über Fonds. Statistiken zeigen aber, dass 80 bis 85 Prozent aller Fonds auf lange Sicht nicht einmal die Vergleichsindizes schlagen. Dabei stellt das Internet heute alle nötigen Informationen zur Verfügung, die es für eigene Anlageentscheidungen braucht. Natürlich ist dazu etwas Zeit erforderlich. Aber wie sagte schon Kostolany: „Es ist manchmal besser, eine Stunde über sein Geld nachzudenken, als eine Woche dafür zu arbeiten.“

Potenzial vorhanden

Trotz der erfreulichen Entwicklung in 2011 gibt es also noch viel Nachholbedarf bei der Aktienakzeptanz in Deutschland. Aktuell haben die Deutschen gerade einmal 5,5 Prozent ihres Geldvermögens an den Börsen investiert. Der Rest dürfte derzeit quasi ohne Aussicht auf Rendite (zumindest nach Abzug der Inflation) in irgendwelchen Sparanlagen schlummern. Sofern die Aktienmärkte weiter mit guten Schlagzeilen glänzen, könnte es also zu deutlichen Mittelzuflüssen kommen mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Kurse. Um die Jahrtausendwende lockte der Börsenboom schon einmal 12,9 Millionen Bundesbürger an die Finanzmärkte.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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