Die nächsten Kursraketen: Zwischen heiß, heißer und höllisch heiß
Nach den Kursvervielfachungen bei Aixtron und Co suchen Börsianer nach den nächsten Hundertprozentern. Sechs aussichtsreiche Kandidaten.
Werte in diesem Artikel
von Jens Castner und Peer Leugermann, €uro am Sonntag
Asian Bamboo 300 Prozent Plus, Aixtron 400, Dialog Semiconductor 450 – die Börse ist außer Rand und Band. Die heißesten Aktien (englisch: Hot Stocks) aus den heißesten Branchen laufen nach der Baisse plötzlich wie geschmiert. Und auch völlig vergessene Werte, auf die lange Zeit niemand auch nur einen Pfifferling gewettet hätte, steigen wie Phönix aus der Asche. Das Gros der Anleger misstraute den steigenden Kursen zu lange, sah tatenlos zu und verpasste so den ersten Teil der Rally.
Und beim zweiten Teil läuft es kaum besser, weil das Gegenargument „Der Kurs hat sich doch schon verdoppelt“ im Hinterkopf herumspukt. Ein Fehler, wie das Beispiel Aixtron zeigt: Nach den ersten 100 Prozent Performance zwischen Mitte April und Mitte Juli dauerte es wiederum nur ein Vierteljahr, bis sich der Kurs erneut verdoppelt hatte. Der Blick zurück bringt also nicht viel. Entscheidend ist, ob Geschäftsaussichten, Bewertung, Chartbild und Momentum intakt sind. Unsere Redaktion hat sechs unterschiedlich spekulative Titel ausgefiltert, die das Zeug zur Kursverdoppelung haben. Allerdings handelt es sich auch bei den etwas konservativeren um echte Hot Stocks, die nur für extrem risikofreudige Anleger geeignet sind. Zu differenzieren ist hier eigentlich nur zwischen hot und very hot.
Bei C.A.T. Oil, einer der derzeit heißesten Aktien am Markt, ist der Kurs schon von zwei auf knapp acht Euro gestiegen. Doch bis zum Emissionspreis von 15 Euro, der 2006 aufgerufen worden war, ist noch viel Luft nach oben. Was dem österreichischen Unternehmen derzeit zum Höhenflug verhilft, sind der steigende Ölpreis und das Schreckgespenst der Inflation. Das verneinen auch die Vorstände Manfred Kastner und Roland Harder nicht. Selten hätten sie ein größeres Investoreninteresse an ihrem Unternehmen erlebt als im Moment, sagen die Manager.
Auch fundamental haben sich die Aussichten gebessert. Durch die Stabilisierung des russischen Rubel und des Ölpreises sind die Zeiten rückläufiger Umsätze und Erträge vorbei. Die nach unten angepasste Personal- und Kostenstruktur sollte ein Übriges tun, um den Gewinn in Zukunft wieder nach oben zu hieven. Aber: Die extrem volatile Aktie ist quasi ein Optionsschein auf den Ölpreis.
Wer’s ein bisschen ruhiger mag, kann auf Openlimit setzen, eine der derzeit aussichtsreichsten Aktien aus dem Nebenwertesegment mit einer besonderen Story: Dem Unternehmen winkt ein Milliardenmarkt, wenn sich die digitale Signatur durchsetzt, so die Analysten von Silvia Quandt Research. Hinter der Technologie steckt die Idee, auf einem Chip den Identitätsnachweis sicher zu speichern. Wird dieser vom PC mittels Kartenleser und Software erkannt, können Mails verschickt werden, die rechtlich mit einer Unterschrift auf Papier gleichgestellt sind. Welche Summen sich durch die Umstellung auf elektronischen Schriftverkehr sparen lassen, zeigt der Handelskonzern Metro, der damit laut Technologie-Analyst Jacques Abramowicz die Kosten um 300 Millionen Euro senken kann.
Laut Abramowicz hat Openlimit die besten Chancen, bei der laufenden Ausschreibung der Bundesregierung für den sogenannten Bürger-Client zum Zuge zu kommen, durch die sich die digitale Signatur zu einem Massenmarkt entwickeln könnte. Viele Behördengänge sollen dadurch entfallen, da die Bürger Formulare online unterschreiben und abschicken könnten. Auf Basis der Schätzungen für 2010 ist Openlimit trotz der guten Aussichten mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von sieben günstig bewertet.
Da kann der österreichische Kranhersteller Palfinger nicht ganz mithalten. Für dieses Jahr erwarten Analysten bestenfalls eine schwarze Null. Auch 2010 könnte nach Einschätzungen der Experten noch ein schwieriges Jahr werden, weshalb die Aktie mit einem KGV um die 40 optisch teuer aussieht. Trotzdem könnte auch hier auf Sicht von einem Jahr eine Kursverdoppelung drin sein. Da Palfinger im Unterschied zur Konkurrenz viel Eigenkapital und wenig Schulden hat, kann die Firma die Krise nutzen, um über Innovationen neuen Kunden zu gewinnen. Allein in diesem Jahr wurden 15 neue Kranmodelle präsentiert, während die meisten Wettbewerber den einschlägigen Fachmessen aus Kostengründen fern bleiben mussten. „Da sind viele kaum mehr handlungsfähig“, sagt Vorstandschef Herbert Ortner, der bereits ein Auge auf den oder anderen angeschlagenen Konkurrenten geworfen hat.
Für Anleger, denen stark gestiegene Aktien zu heiß sind, gibt es noch eine alternative Strategie: Auf kaum bekannte Werte aus fernen Ländern zu setzen, die noch nicht entdeckt worden sind. Beispiel Dyesol, ein Pennystock aus Australien: Das Solarunternehmen machte in jüngster Zeit durch eine Reihe von Erfolgsmeldungen auf sich aufmerksam. So erhielt der in Deutschland geborene Professor Michael Graetzel, auf dessen Erfindung die Dyesol-Technologie unter anderem basiert, kürzlich in der Schweiz den renommierten Balzan-Preis für die Erfindung seiner neuen Art von Solarzellen. Diese Zellen enthalten Farbpigmente und ahmen, vereinfacht ausgedrückt, die pflanzliche Fotosynthese nach. Zwar liefern sie bei direkter Sonneneinstrahlung weniger Strom als herkömmliche Solarzellen, doch dafür lässt sich auch diffuses Licht nutzen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie nicht auf dem Dach montiert werden müssen, sondern zum Beispiel für Fassaden genutzt werden können, was dank der verschiedenen Farbvarianten sogar besondere architektonische Reize hat. „Es ist kaum teurer als andere Fassadenverblendungen und sieht auch noch gut aus“, betont Vorstandsmitglied Gavin Tulloch. Nachdem mit dem DAX-Konzern Merck inzwischen ein weiterer bedeutender Kooperationspartner gefunden wurde, ist die Dyesol-Aktie aus ihrer monatelangen Lethargie erwacht.
Auf eine solche Erfolgsmeldung warten die Aktionäre von Wi-Sky Inflight noch. Das erst seit wenigen Wochen in Deutschland gelistete US-Unternehmen verhandelt nach Worten von Vorstandschef Grant Sharp derzeit mit einer großen europäischen Fluglinie über eine Zusammenarbeit. Wi-Sky Inflight hat eine High-Speed-Internet-Technologie entwickelt, mit der Flugzeuge quasi in Echtzeit online überwacht werden können. Das erleichtert die Wartung ungemein, da mögliche Fehlfunktionen schon während des Flugs ans Bodenpersonal gemeldet werden.
Geht die Idee auf, könnte diese Technologie eines Tages sogar die Blackbox ersetzen, die sonst (nur eben leider zu spät) Aufschluss über die Absturzursache einer Maschine gibt. Angenehmer Nebeneffekt: Die Airlines können so auch Fluggästen (gegen Gebühr oder von E-Commerce-Firmen gesponsert) Breitband-Internetzugänge anbieten, die wesentlich besser funktionieren sollen als Satelliten-Technologie.
Das Problem solcher Unternehmen ist allerdings, dass sie noch keine nennenswerten Umsätze erzielen und deshalb die 100-Prozent-Wette nur aufgeht, wenn sich die Technologie durchsetzt. Eine Spur konservativer erscheint da der chinesische Möbelproduzent Passion Holdings. Das seit einigen Tagen in München gelistete Unternehmen liefert Sideboards, Kommoden, Regale und Couchtische – hautsächlich für den Westen. In Europa und den USA verkaufen über 200 Importeure die Möbel der Chinesen in über 5000 Geschäften. Immerhin 54,2 Millionen Euro erlöste das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Die Passion-Geschichte weist durchaus Ähnlichkeiten mit Asian Bamboo auf – nicht nur wegen des dreistelligen Gewinnwachstums seit 2006: Da man auch im Heimatmarkt mit bezahlbaren Möbeln kräftig wachsen will, musste ein Börsengang her, bei dem zehn Millionen Euro eingenommen wurden. Denn die Fabrik ist bereits durch die ausländische Nachfrage zu 85 Prozent ausgelastet und muss erweitert werden. Ob sich auch die Kursrally von Asian Bamboo wiederholen lässt, muss die Zukunft zeigen.
Investment-Info
C.A.T. Oil: Damit mehr Öl sprudelt
C.A.T. Oil ist einer der führenden Anbieter im Bereich der Gas- und Ölfeldentwicklung in Russland und Kasachstan. Die Dienstleistungen der Österreicher helfen, die Ausbeute bereits erschlossener Ölfelder zu erhöhen. Bei weiter steigendem Ölpreis viel Luft nach oben.
Dyesol: Pennystock mit Momentum
Riesenchancen aber auch extreme Risiken bringt ein Investment in den australischen Pennystock Dyesol mit sich: Eine Verdoppelung ist genauso drin wie eine Halbierung, wenn es schlecht läuft. Im Moment sieht‘s aber gut aus. Die Kooperation mit Merck sorgt für Momentum.
Openlimit: Entscheidung zum Jahreswechsel Ein Zuschlag bei der laufenden Ausschreibung der Bundesregierung für den Bürger-Client könnte das Openlimit in völlig neue Dimensionen katapultieren. Die Entscheidung wird spätestens Mitte Januar erwartet.
Palfinger: Zukäufe auf der Agenda Der trotz des hohen KGV intakte Aufwärtstrend hat seinen Grund: Palfinger hat die Kraft und die Mittel, sich durch Zukäufe angeschlagener Wettbewerber zu verstärken. Da sich die Preise in der Branche teils gezehntelt haben, eine einmalige Chance.
Passion Holdings: Die heißeste Wette
Eine Aktie, die nur knapp über zehn Cent notiert, ist kaum seriös zu bewerten. Immerhin: Die Story stimmt, mit etwas Glück sind exorbitante Kursgewinne drin. Allerdings ist das Risiko nicht ohne. Nur für Nervenstarke.
Wi-Sky Inflight: Kooperationspartner gesucht
Kaum nennenswerte Umsätze, und die Gewinnzone ist noch weit weg. Trotzdem können spekulative Anleger mit überschaubarem Einsatz ein Spielchen wagen. Sollte es gelingen, eine große Airline als Kooperationspartner zu gewinnen, dürfte Wi-Sky Inflight abheben.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Dyesol
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Dyesol
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Palfinger AG
Analysen zu Palfinger AG
Datum | Rating | Analyst | |
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18.02.2015 | Palfinger Kaufen | GSC Research GmbH | |
11.11.2011 | Palfinger buy | UniCredit Research | |
04.11.2011 | Palfinger buy | UniCredit Research | |
14.10.2011 | Palfinger halten | Erste Bank AG | |
12.08.2011 | Palfinger halten | Erste Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.02.2015 | Palfinger Kaufen | GSC Research GmbH | |
11.11.2011 | Palfinger buy | UniCredit Research | |
04.11.2011 | Palfinger buy | UniCredit Research | |
11.08.2011 | Palfinger buy | UniCredit Research | |
04.08.2011 | Palfinger buy | UniCredit Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.10.2011 | Palfinger halten | Erste Bank AG | |
12.08.2011 | Palfinger halten | Erste Bank AG | |
08.08.2011 | Palfinger neutral | UBS AG | |
13.05.2011 | Palfinger halten | Erste Bank AG | |
09.05.2011 | Palfinger halten | Erste Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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16.08.2010 | PALFINGER reduce | Erste Group Bank | |
18.05.2010 | Palfinger "reduce" | Erste Group Bank |
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