Siemens Healthineers: Wie sich die Siemens-Tochter für den DAX-Aufstieg warmläuft
Der Medizintechnikonzern Siemens Healthineers profitiert vom Einstieg ins Geschäft mit Corona-Tests und starker Nachfrage nach Computertomografen. Eine neue Vorständin soll den Konzern fit für die ganz große Bühne machen.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Akkurat und bedächtig wirkt der Chef von Siemens Healthineers. Dass Bernd Montag jedoch imstande ist, Chancen rasch zu ergreifen, bewies der Physiker an der Spitze des Medizintechnik-Konzerns im Frühjahr 2020. Als Corona über Europa hereinbrach, warf er seine Mannschaft entschlossen ins Geschäft mit Antigentests zur Erkennung von Corona-Infektionen. Knapp ein Jahr später können die Erlanger Erfolge vorweisen: Die Test sind begehrt, die Nachfrage anhaltend hoch.
Für Healthineers sollen im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September zwischen 300 und 350 Millionen Euro extra an Umsatz herausspringen. Montag denkt auch darüber nach, ins Geschäft mit Tests für Privatanwender einzusteigen, die demnächst auch in Deutschland erhältlich sein sollen. "Ausschließen möchte ich das nicht", so Montag. Fraglich aber sei, wie schnell das umzusetzen wäre. "Wir hoffen ja, dass wir in der zweiten Jahreshälfte die Pandemie allmählich im Griff haben."
Wichtiger für die Erlanger ist der Aufschwung im Kerngeschäft der bildgebenden medizinischen Großgeräte. Vor allem Computertomografen (CTs) sind in der Pandemie sehr gefragt. Die größte Sparte Imaging erreichte im Quartal bis Ende Dezember operativ eine Rekordmarge von 23,4 Prozent. Das schob die Profitabilität des Konzerns um 5,5 Prozentpunkte auf 19,1 Prozent nach vorn.
Imaging registriert starke Nachfrage nach CTs vor allem aus Europa und Asien, wo Krankenhäuser verstärkt Geräte bestellen, um Aufnahmen von COVID-Patienten zu machen. Privat finanzierte US-Kliniken hingegen hielten sich zurück. Insgesamt aber wachse Imaging weiter, so Montag. Mindestens sieben Prozent Umsatzplus sollen es im Geschäftsjahr werden.
Diagnostik profitiert
Die COVID-Tests verhalfen auch der Diagnostiksparte, die zuvor schrumpfte, zu einem Umsatzsprung: Der Bereich wuchs um fast 24 Prozent, etwa die Hälfte des Plus sei COVID zu verdanken, so das Unternehmen. Das langjährige Sorgenkind, die Analyseplattform Atellica, verzeichne dabei "solide Nachfrage". Montag verwies auf zahlreiche Neuinstallationen der Laborgeräte. Im Nachgang profitiert Healthineers hier von Bestellungen bei Verbrauchsmaterialien sowie dem Service.
Getrieben durch Corona läuft Healthineers, an dem Siemens noch mit 72 Prozent beteiligt ist, mit hoher Schlagzahl. Umsatz rauf, Marge top - Montag erhöhte zudem die Jahresprognose. Acht bis zwölf Prozent Umsatzplus sowie mit 1,63 bis 1,82 Euro pro Aktie bis zu 13 Prozent mehr Nettogewinn sollen im Geschäftsjahr herausspringen.
Personalchefin bestellt
Aktionäre interessierte neben dem Zahlenwerk vor allem, wie die Übernahme des US-Krebstherapie-Spezialisten Varian läuft, die noch im ersten Halbjahr abgeschlossen werden soll. Für 16,4 Milliarden Dollar hatten die Erlanger im Sommer in den USA zugegriffen, es war der größte Zukauf in der Siemens- Geschichte. "Ich bin happy, wie das läuft, obwohl wir hier derzeit auf Videokonferenzen zurückgreifen", sagte Montag.
Die frischgebackene Personalvorständin Darleen Caron dürfte auch daran mitarbeiten, die Integration so rasch wie möglich zu bewältigen. Die Finanzierung laufe komfortabel, sagte Finanzchef Jochen Schmitz. Eine zweite Kapitalerhöhung ausschließen wollte der Finanzer allerdings nicht. Die Kanadierin und US-Amerikanerin Caron hat noch einen weiteren Job. "Wir brauchen globale Personalarbeit und Internationalität. Wir sind auf dem Weg in den DAX", so der Chef.
Trend: Pandemie-Gewinner. Die Entwicklung dürfte nachhaltig sein, da die Gesundheitssysteme weiter gestärkt werden._______________________________
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