Abschwung nicht eingepreist

BlackRock-Strategin rät von US-Aktien ab: "Die Fed hat der Wirtschaft enormen Schaden zugefügt"

02.05.23 23:47 Uhr

BlackRock-Strategin rät von US-Aktien ab: "Die Fed hat der Wirtschaft enormen Schaden zugefügt" | finanzen.net

Trotz der starken Zinserhöhungen und der allgemeinen Konjunkturabkühlung stehen US-Aktien vergleichsweise gut da, der Start in das Börsenjahr 2023 verlief vielversprechend. Doch die BlackRock-Strategin Ann-Katrin Petersen rät Anlegern, einen weiten Bogen um die Wall Street zu machen.

• Petersen: Fed hat enormen wirtschaftlichen Schaden angerichtet
• Konjunkturabkühlung spiegele sich weder in Aktienkursen noch in Gewinnerwartungen wider
• Laufende Berichtssaison mit gemischten Ergebnissen - aber definitiv keine Katastrophe

Können sich Anleger bald schon wieder über Rekordhochs bei Dow Jones, S&P 500, DAX & Co. freuen? Keineswegs, meint die BlackRock-Senior Investment Strategin Ann-Katrin Petersen. Sie warnt vor allzu großen Erwartungen - vielmehr sollten Anleger US-Aktien umgehen.

Petersen hat "vorsichtige Haltung gegenüber US-Aktien"

Im Interview mit Bloomberg TV betonte die Investmentstrategin, dass sie "bis auf Weiteres eine vorsichtige Haltung gegenüber US-Aktien" einnehme. Die Titel seien weiterhin zu ambitioniert bewertet, die bevorstehende Konjunkturabkühlung sei noch nicht in den Kursständen reflektiert. Auch die laufende Berichtssaison mit den Zahlen vom Quartal 2023 gebe noch keinen vollumfänglichen Ausdruck von der anstehenden Konjunkturschwäche. "Die Ertragsaussichten und auch allgemein die Aussichten für US-Aktien spiegeln noch nicht den wirtschaftlichen Schaden wider, der der US-Wirtschaft und den US-Erträgen durch den Straffungszyklus der US-Notenbank Fed zugefügt wird", lautet Petersens Einschätzung.

Gewinnerwartungen zu "optimistisch"?

Derzeit liegen die von der Fed vorgegebenen Leitzinsen in einem Korridor zwischen 4,75 und 5,00 Prozent, für den 3. Mai rechnet die Mehrzahl der Ökonomen laut dem "CME FedWatch Tool" mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte. Petersen geht aufgrund des hohen Zinsniveaus und des weiterhin hartnäckigen Inflationsdrucks fest davon aus, dass die US-Konjunktur mittelfristig schwach bleiben werde. Bislang liegt die Konsensmeinung unter den Wall Street-Experten bei einer Gewinnstagnation, doch diese Annahme hält Petersen für "sehr optimistisch". Es sei gut möglich, dass die Erträge der Blue Chips auf Jahressicht sogar zurückgingen, was sich wiederum in einer schwachen Aktienmarkt-Performance widerspiegeln werde, so die BlackRock-Expertin weiter.

Viele Experten sehen jüngsten Börsenaufschwung skeptisch

Petersen steht mit ihrer Einschätzung nicht alleine da - im Gegenteil, zuletzt äußersten sich viele Marktkenner äußerst skeptisch über die zuletzt vergleichsweise gute Entwicklung an den Aktienmärkten. Der durch die Zinserhöhungen und den Kaufkraftverlust der Konsumenten verursachte Gewinnrückgang beim Löwenanteil der Unternehmen sei nicht hinreichend in den Kursen eingepreist, lautet eine gängige Argumentationslinie. Beispielsweise erwartet der "Anleihenkönig" Jeffrey Gundlach den Beginn einer US-Rezession in wenigen Monaten, Milliardär Bill Ackman warnt vor einem durch die Fed verschuldeten "Zugunglück" oder Investmentexperte Troy Gayeski rechnet mit einer Börsentalfahrt und empfiehlt Anlegern den sofortigen Verkauf ihrer Aktien.

So läuft die aktuelle Berichtssaison

Die laufende Berichtssaison ist derweil von gemischten Ergebnissen gekennzeichnet. Einerseits schnitten einige Unternehmen besser als erwartet ab: Besonders die Gewinnentwicklung von den Software-Riesen Microsoft und SAP, vom Luxus-Konzern LVMH oder auch von der US-Traditionsbank JPMorgan konnten die Anleger überzeugen. Andererseits wurden viele Zahlen von Unternehmen wie beispielsweise der Bank of America oder auch Netflix eher mit einem Schulterzucken quittiert - die jeweiligen Aktien konnten von der Berichtsvorlage nicht profitieren. Wie bei Berichtsaisons üblich, gab es aber auch schon ein paar große Enttäuschungen, zu denen unter anderem Tesla und DAX-Mitglied Sartorius zu zählen sind.

Insgesamt scheint sich unter Fachleuten die Ansicht durchzusetzen, dass die nicht allzu hohen Erwartungen an die Unternehmen immerhin nicht untertroffen werden - von großen Sprüngen nach oben an den internationalen Aktienmärkten war zuletzt hingegen ebenfalls keine Spur.

Redaktion finanzen.net

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