Zwergenaufstand erfolgreich

SDAX-Rally: Warum Nebenwerte die besseren Aktien sind

05.03.14 03:00 Uhr

Kurz vor seinem 15. Geburtstag präsentiert sich der Small-Cap-Index in Bestform, seit Jahren läuft er besser als der DAX. Woran das liegt, warum sich das nicht ändern wird, welche Aktien top sind.

von Wolfgang Hagl, Euro am Sonntag

Die Deutsche Börse kommt aus dem Feiern nicht mehr heraus. Im vergangenen Jahr konnte sie auf das 25. Jubiläum des DAX anstoßen. Jetzt steht der nächste Geburtstag ins Haus. Am 21. Juni jährt sich die Einführung des SDAX zum 15. Mal. 1999 lancierte die Deutsche Börse diesen Index als Gradmesser für die Wertentwicklung kleinerer Unternehmen. Während die Auswahl zum Start 100 Gesellschaften beinhaltete, setzt sie sich heute aus 50 sogenannten Small Caps zusammen, wie kleinere Werte auch genannt werden. Dem Erfolg tat die Schrumpfkur keinen Abbruch. Im Gegenteil: Seit der im März 2003 umgesetzten Indexreform steigerte der SDAX seinen Wert um mehr als das Vierfache. Damit schnitt er ein Stück besser ab als der große Bruder DAX.

Auch kurzfristig haben die Small Caps die Nase vorn. Seit Jahresbeginn steht für den Nebenwerte-Index ein Plus von knapp sechs Prozent zu Buche, während der DAX mit seinen Aktien der 30 größten deutschen Konzerne auf der Stelle tritt.

Die Rekordjagd - seit vergangenem Herbst setzte es reihenweise Bestmarken - hat viele Gründe. Björn Glück, Manager des Investmentfonds Lupus alpha Smaller German Champions, führt die Begeisterung für Nebenwerte auf den Investmentzyklus zurück. Viele Anleger würden zunächst auf große Unternehmen setzen. "Steigt die Risikobereitschaft, fällt der Blick zunehmend auch auf kleine Werte." Zudem liege der Charme heimischer Small Caps darin, dass diese ein Spiegelbild der deutschen Wirtschaft seien. "Hier kommen viele Unternehmen hoher Qualität zusammen, die nicht selten Weltmarktführer in ihren jeweiligen Branchen sind", erläutert Glück. Momentan würden diese Gesellschaften zudem von der starken Konjunktur profitieren.

Erfolgsmodell Mittelstand
Ein Blick auf die Zusammensetzung des SDAX gibt ihm recht. Der Index enthält eine Fülle von Musterschülern des deutschen Mittelstands. Nicht selten handelt es sich dabei um gründerdominierte Unternehmen mit einer langen Tradition. Beispiel Jungheinrich: Der Hamburger Konzern, dessen Wurzeln bis in das frühe 20. Jahrhundert zurückreichen, zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Gabelstaplern. Zuletzt hat sich Jungheinrich rasend schnell von den Wirren der Finanzkrise erholt. Zwar musste der Vorstand die Prognose für 2013 im Herbst leicht anpassen. Dennoch dürfte er am 26. März ein weiteres Rekordergebnis präsentieren.

Auch im laufenden Jahr stehen die Zeichen auf Wachstum. Mittlerweile gilt das Unternehmen neben dem direkten, ebenfalls im SDAX gelisteten Wettbewerber Kion sogar als heißer Kandidat für einen Aufstieg in den MDAX.

Die Stärke der Small Caps ist kein deutsches Phänomen. Europaweit und auch an der Wall Street laufen die Nebenwerte den Large Caps sowohl kurz- als auch langfristig betrachtet den Rang ab. Nach Ansicht von Alec Harper, Portfoliomanager bei Axa Rosenberg, wird es dabei auch bleiben.

Er ist davon überzeugt, dass kleinere Unternehmen die Nutznießer der konjunkturellen Expansionsphase sind. In einer Analyse stellt Harper zudem fest, dass die Widerstandsfähigkeit der Small Caps gegen wirtschaftliche Abschwünge zugenommen hat. Der Anlageprofi verweist auf die globale Umsatzverteilung: "Europäische Nebenwerte haben eine sehr starke Präsenz in Asien und den USA aufgebaut."

Als weiteren Faktor nennt er die Tatsache, dass kleinere Firmen zunehmend in besonders wertschöpfenden und hochtechnologisierten Sektoren zu finden seien. Dennoch würden sie seit Jahren von Investoren häufig übersehen.

Worauf es ankommt
Lupus-alpha-Experte Björn Glück stößt in dasselbe Horn: "Im SDAX befinden sich viele unentdeckte Perlen mit einem hohen Kurspotenzial." Er rät zum Stockpicking, um besonders aussichtsreiche Aktien ausfindig zu machen. Den mitunter aufwendigen und intensiven Auswahlprozess sollten Anleger auf sich nehmen, um die Unternehmen und ihr Geschäftsmodell zu verstehen. "Oftmals hängt der Erfolg eines Small Caps an wenigen oder nur einem einzigen Produkt", erläutert der Fondsmanager ein spezielles Risiko dieses Anlagesegments.

Darüber hinaus lässt sich angesichts des jüngsten Höhenflugs die Gefahr einer Korrektur nur schwer von der Hand weisen. Umso mehr kommt es darauf an, auf Aktien mit relativer Stärke, überzeugenden Fundamentaldaten und passablen Bewertungsrelationen zu setzen. Diese Prämissen erfüllt Grammer durchwegs. Obwohl die Aktie auf Jahressicht zu den Top-Performern im SDAX zählt, ist sie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut elf alles andere als teuer. Zumal die Zukunftsperspektiven des Autozulieferers - die Palette reicht von Sitzen über Kopfstützen bis zu Mittelkonsolen - bestens sind.

Gerade haben die Bayern ein Rekordergebnis für 2013 veröffentlicht. Im neuen Jahr plant der Vorstand weiteres spürbares Wachstum.

Gleiches gilt für CTS Eventim. Der Ticketvermarkter und Konzertveranstalter glänzte im vergangenen Jahr einmal mehr mit prozentual zweistelligen Steigerungsraten bei Umsatz und Ergebnis und steht vor einer weiteren Dividendenerhöhung. Ein exklusives Geschäftsmodell gepaart mit der internationalen Expansion sollten Profit und Aktie im Aufwärtstrend halten.

Dagegen hinkt die BayWa-Aktie dem SDAX seit vergangenem Herbst hinterher. Offensichtlich tun sich einige Investoren mit der Neuausrichtung des Agrarkonzerns noch schwer. Da die Strategie jedoch schon Früchte trägt, dürfte das momentane Kursniveau eine klare Einstiegschance sein.

Investor-Info

BayWa
Tradition und Transformation

Mit leichten Abschlägen reagierte die Aktie auf die vorläufigen Zahlen für 2013. Allerdings lagen diese im Rahmen der Erwartungen. Die Dividendenerhöhung um 15 Prozent zeigt, dass der Agrarkonzern auf Kurs ist. Nachdem der Fokus im vergangenen Jahr auf der Integration zugekaufter Unternehmen lag, sollte sich das Wachstum in diesem Jahr beschleunigen.

CTS Eventim
Wachstum und Dividende

Als der Ticketvermarkter und Konzertveranstalter 2000 an die Börse ging, lag der Umsatz bei 66 Millionen Euro. Operativ schrieb das Unternehmen rote Zahlen. 2013 erlöste CTS Eventim 628 Millionen Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen blieb mehr als ein Fünftel übrig. Seit 2005 zahlten die Münchner stets eine Dividende. Ende März dürfte CTS die sechste Erhöhung in Folge melden.

Grammer
Globalisierung und Kauflaune

Was 1880 im bayerischen Amberg als Sattlerei begann, ist heute ein weltweit aktiver Autozulieferer. Mit dem 2013 erreichten Rekordwerten gibt sich der Sitzespezialist längst nicht zufrieden. Wachstumschancen sieht Grammer vor allem in den USA und China. In beiden Ländern soll sich der Umsatz bis 2018 verdoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Vorstandschef Hartmut Müller weiter auf Zukäufe.

Indexzertifikat
Diversifizierte Alternative

Wer vor Einzelinvestments zurückscheut, kann den SDAX auch im Paket kaufen. Ein Indexzertifikat der Deutschen Bank gibt den Verlauf der 50 Small Caps eins zu eins wieder. Das Produkt überzeugt mit einer engen Geld-Brief-Spanne. Grundsätzlich ist die Laufzeit unbegrenzt, die Emittentin verfügt allerdings über ein Kündigungsrecht.

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