Vermögensverwalter-Kolumne

Rudi Ratlos auf dem Börsenparkett oder „Wohin mit dem Geld?“

30.10.12 14:35 Uhr

Rudi Ratlos auf dem Börsenparkett oder „Wohin mit dem Geld?“ | finanzen.net

An den Kapitalmärkten fallen wieder die Rekorde. Ob Aktien, Anleihen, Edelmetalle oder Immobilien – weltweit schießen die Preise einzelner Anlagesegmente in immer neue Höhen.

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Von Burkhard Wagner, Vorstand Partners VermögensManagement AG

Kürzlich markierte Deutschlands Nebenwerte- Index MDAX mit einem fulminanten 1-Jahres- Plus von mehr als 30 Prozent ein neues Rekordhoch. Auch der DAX überrascht viele Experten mit einem aktuellen Plus von 26 Prozent. Noch im Sommer war diese „Rallye“ für viele nicht vorstellbar.

Erst die Ankündigung von „EZB-Super-Mario Draghi“, alle maroden Staatsanleihen Europas aufzukaufen und das generelle OK des Bundesverfassungsgerichts zum ESM, wirkten wie eine Initialzündung. Was die Kurse zusätzlich treibt, ist paradoxerweise die Furcht vor einem neuen globalen Konjunktureinbruch. In Europa rutschen immer mehr Staaten in die Rezession. In China kühlt sich das Wachstum merklich ab, in USA und Japan fasst die Wirtschaft nachhaltig noch keinen Tritt.

Durch diese Vermögenswert-Inflationierung entstehen regelrechte „Angstblasen“, meinte kürzlich der Morningstar-Chefanalyst Paul Justice. Seit Jahren schlägt Sachwert den Geldwert um Längen. Viele Investoren sind extrem verunsichert und fragen sich zumeist, in welchen Investments stehen Korrekturen an und wo lassen sich bei vertretbaren Risiken in den nächsten Jahren noch attraktive Renditen erzielen?

Aktien im Trend

Investments in ausgesuchten „Blue Chips“, vor allem in internationale Unternehmen mit attraktivem Geschäftsmodell und hervorragender Marktpositionierung werden von Investoren zunehmend als Sachwertanlage identifiziert. Aber die jeweiligen Aktienquoten sind immer noch sehr gering. Bei Großanlegern wie Versicherungen liegen sie aktuell immer noch zwischen 0 Prozent und max. 8 Prozent. Allerdings zeigt man hier zunehmend Interesse an dividendenstarken Titeln. Auch andere generell rentenorientierte Anleger wie z.B. Stiftungen denken derzeit um.

Die in Kürze erwarteten „durchwachsenen“ Quartalszahlen treffen auf eine unverändert relativ günstige fundamentale Bewertung deutscher und vor allem europäischer Standardaktien.

Vorsicht Blasenbildung

Hier sehen Analysten die größte Blase und zwar vor allem bei den als sehr sicher geltenden Staatsanleihen in Deutschland und USA. Sachwert schlägt Geldwert - im 10-Jahresvergleich10-jährige deutsche Bundesanleihen werfen noch 1,6 Prozent Jahresertrag ab. Bei einer aktuellen Inflationsrate von 2 Prozent kein wirklich attraktives Geschäft!

Nach dem griechischen Schuldenschnitt sind viele institutionelle Anleger nicht mehr bereit, in europäische Staatsanleihen zu investieren. Unternehmensanleihen mit guter Bonität werfen nur noch niedrige Renditen ab. Fast täglich werden Mittelstandsanleihen an den Markt gebracht. Diese Neuemissionen sind oft in Minuten mehrfach überzeichnet. Zeichnungsgewinne erscheinen so gut wie garantiert. In 2013 sollte unseres Erachtens der Rentenmarkt stärker reagieren. Ausgewählte Unternehmensanleihen, Wandelanleihen und Schwellenländeranleihen bleiben aber auch zukünftig attraktiv.

Alternativen zum Gold deutlich attraktiver

Als die EZB und die FED im September die Geldschleusen öffneten, sprang sofort wieder der Goldpreis an. Das glänzende Edelmetall ist für viele Anleger die klassische Fluchtwährung, wenn sie Inflationsgefahren wittern. Analysten erwarten für die nächste Zeit wieder neue Höchststände beim Goldpreis.

In der Vergangenheit war Gold allerdings nicht immer ein sicherer Hafen. Staaten wie z.B. USA oder Australien haben wiederholt Goldbestände konfisziert und somit für lange Jahre wertlos gemacht. Unter Experten gelten daher Silber und Industrie-Basismetalle als bessere Alternative. Auch die Aktien führender Minengesellschaftenbefinden sich in einem langfristigen Aufwärtstrend.

Immobilien-Blase in deutschen Großstädten

Obwohl Spekulationsblasen an den Immobilienmärkten die Finanzkrise mit ausgelöst haben, flüchten viele deutsche Anleger in vermietete Eigentumswohnungen. Im Fokus stehen nur bevorzugt Objekte in Großstädten. Für Fachleute ein klarer Fall von „Herdentrieb“. Allianz Finanzchef Zimmerer sorgt sich darum, dass in Deutschland eine Immobilienblase mit übertriebenen Preisen entstehen könnte. Die Blase würde von Privatanlegern aus Angst vor einem Kollaps des Euros getrieben werden. Wohnungskäufer in München erzielen im Schnitt nur noch Nettoerträge von 2,9 Prozent, in Hamburg und Berlin noch zwischen 3,1 - 3,4 Prozent. Im historischen Mittel betragen die Renditen 5 Prozent.

Sollte die Krisenangst sich legen oder (und) das Zinsniveau ansteigen, werde diese ausschließlich auf die Metropolen bezogene Spekulationsblase platzen, so berichten Marktbeobachter . An den Immobilienpreisen mittelgroßer Städte ist diese Aufwärtsentwicklung weitestgehend vorbei gegangen. Hier bewegen sich die Wohnungspreise seit Jahren nur seitwärts.

Fazit:

Derzeit herrschen komplexe Marktverhältnisse, jedoch einen Grund für Ratlosigkeit gibt es unseres Erachtens keinen. In Abhängigkeit der persönlichen Risikopräferenz und der individuellen Investitionsstrategie bietet der Kapitalmarkt Anlegern auch zukünftig attraktive Möglichkeiten.

Man sollte jedoch auf eine relativ breite Streuung in verschiedenen Anlageklassen achten. Zudem sollten sich Langfristinvestoren durch die zu erwartenden Schwankungen an den Märkten nicht zu sehr beeindrucken lassen. Oft lohnt sich eine nüchterne und antizyklische Vorgehensweise. Bis zum Jahresende rechnen wir an den Aktienmärkten mit Korrekturen, die interessante Einstiegs- Chancen entstehen lassen.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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