Vermögensverwalter-Kolumne

Emerging Markets Einstiegschance oder Bärenmarkt?

08.07.13 10:00 Uhr

Emerging Markets Einstiegschance oder Bärenmarkt? | finanzen.net

Die Unruhe der letzten Tage an den Finanzmärkten hat besonders die Emerging Markets getroffen.

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von Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei der MERITO Asset Management GmbH in Dreieich

Die Ängste vor einer Liquiditätsverknappung durch die Fed trafen auf Unsicherheiten über künftiges Wirtschaftswachstum und länderspezifische Risiken. Infolgedessen setzte eine regelrechte Kapitalflucht aus den Schwellenländern ein, wie sie bereits in früheren Krisenzeiten zu beobachten war. In der Vergangenheit konnten die Verluste jedoch immer wieder schnell ausgeglichen werden. Die momentane Situation ist jedoch eher eine attraktive Möglichkeit, Positionen aufzubauen, denn die aufstrebenden Länder sind der Träger des globalen Wirtschaftswachstums und daran hat sich nichts geändert. Historisch betrachtet befinden sich viele Länder in einer guten Lage, eine restriktivere Geldpolitik zu verkraften.

In vielen Ländern der Emerging Markets sind die Fundamentaldaten nach wie vor besser als in Industrieländern. Das Wirtschaftswachstum wird in 2013 auf ca. fünf Prozent geschätzt und sollte sich auch weiter überdurchschnittlich entwickeln. Zu einer relativ komfortablen Ausgangslage der tragen in vielen Ländern insbesondere die bessere Verschuldungssituation und die robuste Inlandsnachfrage bei. Auch die Entwicklung von Inflation und Arbeitslosenquote stimmen positiv und lassen erwarten, dass die Schwellenländer mögliche notenbankgetriebene Mittelabflüsse besser verkraften können, als in der Vergangenheit. Allerdings liegen infolge des rasanten Wachstums die aktuellen Kapazitätsauslastungen unter dem historischen Durchschnitt, was darauf hindeutet, dass die Straffung der Geldpolitik einige Länder in einem schwächeren Umfeld trifft.

Diese Unterschiede zeigten sich nicht erst in den letzten Wochen, eine Differenzierung war schon den letzten Monaten zu beobachten. Ein Beispiel: Brasilien. Die Wachstumsprognose wurde gerade erneut gesenkt, gerade einmal 2,4 Prozent Steigerung erwarten die Analysten für 2013. Die Notenbank hat bereits mehrfach mit Zinssenkungen reagiert, um das Wachstum anzukurbeln Erschwerend kommen zum schwächeren Wachstumsausblick die aktuellen Tumulte im Land hinzu, die Investoren abschrecken. Dass das Vertrauen in die Brasilianische Wirtschaft angeknackst ist, zeigt auch der jüngste Verlauf des BOVESPA, der nach den klaren Worten Bernanke ́s überdurchschnittlich stark nachgegeben hat. Zudem zeichnet sich bis jetzt auch keine Erholungsbewegung ab, wie sie bei vielen anderen Schwellenländer-Indizes zu beobachten war. Und solange sich keine Anzeichen für eine wirtschaftliche Trendwende zeigen, wird der brasilianische Index wohl unter Druck bleiben. Dass dies aber nicht repräsentativ für die Schwellenländer ist, lässt sich an der Kurserholung in anderen Ländern wie Indien und Mexiko ablesen.

Nach wie vor sind die Schwellenländer langfristiger Wachstumstreiber der Weltwirtschaft und sollten in einem wachstumsorientierten Depot nicht fehlen. Ausgeprägte Schwächephasen, in denen alle Länder über einen Kamm geschoren werden und in der Breite verlieren, können trotz aller Zuversicht immer wieder auftreten und zum Positionsaufbau genutzt werden. Anleger, die in diesem Bereich investieren wollen, sollten eine langfristige Perspektive verfolgen und größere Kursschwankungen verkraften können. Denn trotz der verbesserten Fundamentaldaten fließt in Krisenzeiten nach wie vor verstärkt Liquidität aus Schwellenländern in die sicheren Häfen ab. Kostengünstige ETFs richten sich nach der Ländergewichtung im Index und investieren deswegen ungefiltert in alle Schwellenländer. Gerade weil die länderspezifischen Aussichten nicht homogen sind, kann es für unerfahrene Anleger es sinnvoll sein, einen aktiv gemanagten Fonds vorzuziehen und einem erfahrenen Management die Länderauswahl anzuvertrauen.

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