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Inlandswachstum stützt Banken in Mittel- und Osteuropa

19.05.15 13:56 Uhr

Inlandswachstum stützt Banken in Mittel- und Osteuropa | finanzen.net

Die Banken in Mittel- und Osteuropa profitieren von einem stärkeren Wirtschaftswachstum in diesem Jahr, da die Inlandsnachfrage nach Waren und Dienstleistungen anzieht.

Zu diesem Ergebnis kommt der kürzlich von Standard & Poor’s Ratings Services veröffentlichte Bericht "Central And Eastern Banks: Domestic Growth Is Taking The Edge Off". Dennoch dürfen die weiterbestehenden inländischen und externen Risiken nicht heruntergespielt werden, insbesondere ist die Qualität der Vermögenswerte nach wie vor schwach.

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Kreditwürdigkeit bleibt stabil

Die von Standard & Poor’s vergebenen Ratings für Banken in Mittel- und Osteuropa bewegen sich in einem breiten Spektrum zwischen der Kategorie A und der Kategorie B, das insgesamt 12 Stufen umfasst. Etwa die Hälfte davon weist einen negativen Ratingausblick auf oder befindet sich auf unserer Beobachtungsliste CreditWatch mit negativer Tendenz. In manchen Ländern müssen die Banken die Auswirkungen des Schweizer-Franken-Schocks verdauen, und die meisten Banken leiden unter den niedrigen Zinsen. Da für die Banken wegen ihrer in Westeuropa ansässigen Muttergesellschaften bestimmte Abwicklungsmechanismen gelten, ändert sich für sie auch die Art der staatlichen Unterstützung. Insgesamt gehen wir aber davon aus, dass die Kreditwürdigkeit der Banken in Mittel- und Osteuropa in den nächsten ein bis zwei Jahren weitgehend stabil bleibt.

Der Ausblick für mittel- und osteuropäische Banken auf Länderebene

Polen, Tschechische Republik und Slowakei

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Bei den von uns gerateten Banken in Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik gehen wir davon aus, dass sie weiterhin solide Ergebnisse erwirtschaften. Diese Einschätzung stützen wir auf das positive wirtschaftliche Umfeld. Herausforderungen stellt allerdings das niedrige Zinsniveau, das auf die Margen drückt.

Ungarn

Die Rentabilität der Banken in Ungarn bleibt durch hohe Kreditausfälle und sinkende Volumina unter Druck. Zwei Entwicklungen könnten die Perspektiven jedoch möglicherweise verbessern: zum einen die von der Regierung in Aussicht gestellte Reduzierung der Bankabgaben bis 2019, zum anderen die Qualität der Vermögenswerte.

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Bulgarien und Kroatien

Im Hinblick auf die Banken in Bulgarien und Kroatien gehen wir davon aus, dass diese weiterhin unter dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld leiden werden. 2014 ging die Kreditqualität der Banken in Bulgarien und Kroatien weiter zurück, was hauptsächlich auf fehlende strukturelle Reformen zurückzuführen ist.

Slowenien

Banken in Slowenien haben nach wie vor mit hohen Problemkrediten zu kämpfen, insbesondere im stark verschuldeten Unternehmenssektor. Dies ist eine Altlast aus den Jahren, in denen aggressiv Kredite an Unternehmen in zyklischen Sektoren ausgegeben wurden. Wir gehen davon aus, dass die Ertragskraft der slowenischen Banken sich zwar nach und nach verbessern wird, in den nächsten zwei Jahren aufgrund von Wertberichtigungen sowie begrenztem Neugeschäft und niedrigem Zinsniveau aber noch verhalten bleibt.

Von Michal Gur Kagan, Director Financial Institutions Ratings bei Standard & Poor’s Ratings Services in Tel Aviv.

Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de



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