Zyperns Tabu-Bruch – der Anfang vom Ende des EU-Finanz-Systems?
Am Wochenende traute ich meinen Augen kaum, als ich im Ticker eines Nachrichten-Senders las, wie Zypern bedenkt, seine maroden Banken zu sanieren.
Zugegeben: Die Maßnahmen waren eher auf dem Mist der EU als auf dem der zypriotischen Regierung gewachsen. Dennoch wurde dadurch eine Grenze überschritten, die bislang als Tabu galt.
Sparer als Melk-Kühe!
Auf Druck der Brüsseler Eurokraten ließen sich die Volksvertreter der Mittelmeer-Insel auf einen grenzwertigen Deal ein: Zypern erhält zehn Milliarden Euro von der Gemeinschaft, muss aber im Gegenzug sämtliche Bank-Guthaben mit einer Steuer belegen. Zunächst sollte der Satz bei Guthaben bis 100.000 Euro 6,75 Prozent betragen und bei größeren Vermögen sogar 9,9 Prozent. Nach heftiger Kritik wird derzeit darüber nachgedacht, kleinere Guthaben lediglich mit drei Prozent zu besteuern. Hintergrund: In der Vergangenheit legten viele reiche Briten und Russen aus steuerlichen Gründen ihr Kapital in Zypern an. Und speziell diese Gruppe soll durch die Steuer belastet werden. Leider haben die Politiker einmal mehr zu kurz gedacht.
Kommt der Banken-Run?
Denn auf der Insel erwarte man einen regelrechten Banken-Run. Der Steuer wird man dadurch zwar nicht entgehen können, aber möglicherweise heben viele Bürger das Rest-Geld nach dem Motto ab „wer weiß, was denen da oben sonst noch einfällt“. Und auch in anderen Ländern könnten Sparer ihr Geld von der Bank holen und es im Kopf-Kissen einnähen. Kommt es dazu, wäre die zwingende Folge eine neuerliche Banken-Krise.
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter: www.rohstoff-trader.de
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