Schock nach Franken-Freigabe hält an
Die Erschütterungen nach der spektakulären Freigabe des Franken-Kurses halten an. Banken und Fonds sollen große Verluste gemacht haben.
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Die Tourismusbranche in der Schweiz fürchtet um ihre Einnahmen. Die Zahl der Reservierungen aus Deutschland sei eingebrochen, sagte der Direktor des Schweizer Tourismusverbandes, Jürg Schmid, der Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche". Die Regierung versuchte zu besänftigen. Denkbar seien etwa Steuerentlastungen für Unternehmen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte am Donnerstag ohne jede Vorwarnung die seit 2011 geltende Kopplung des Franken an den Euro aufgehoben. Die sah einen Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro vor, der die heimische Währung künstlich verbilligen sollte. Vor allem die von Exporten abhängige Schweizer Wirtschaft sollte damit unterstützt werden. Doch auch andere Branchen profitierten von dem Mindestkurs. Nach dem Beschluss hat sich der Franken massiv verteuert.
"Die Telefone haben sofort aufgehört zu läuten und vor allem sind die Online-Reservationen plötzlich ausgeblieben", sagte Tourismus-Chef Schmidt. Die Ankündigung der Nationalbank habe bei den ausländischen Kunden Unsicherheit ausgelöst. Gäste aus Deutschland und den Niederlanden hätten am empfindlichsten auf die Preiserhöhungen reagiert, sagte er. Der Tourismusverband rechnet wegen des starken Frankens nun insgesamt mit weniger Buchungen.
Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf versuchte, die Sorgen zu dämpfen. Noch sei es zwar zu früh, um über Steuerentlastungen für Unternehmen zu sprechen. Diese seien jedoch denkbar. "Sollten wir in einem halben Jahr sehen, dass es weitere Maßnahmen braucht, wird man dann darüber diskutieren müssen", sagte sie der "Sonntagszeitung".
Die Schweizer Wirtschaft fürchtet durch den starken Franken enorme Einbußen bei den Exporten. Es müssten nun Löhne gesenkt und Arbeitszeiten erhöht werden, forderte der Direktor des schweizerischen Arbeitgeberverbandes, Roland Müller, in der "Sonntagszeitung".
Völlig auf dem falschen Fuß erwischt worden war der Devisenmarkt. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge muss auch die Deutsche Bank wegen der Franken-Freigabe massive Verluste verkraften. Etwa 150 Millionen US-Dollar (130 Millionen Euro) Einbußen stünden Deutschlands größtem Geldhaus bevor, berichtete das Blatt in der Nacht auf Samstag unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Die Deutsche Bank wollte den Bericht nicht kommentieren. Dem US-Bankenriesen Citigroup würden Verluste in gleicher Größenordnung entstehen. Auch die britische Großbank Barclays und einige Hedgefonds sollen kräftig Geld verloren haben.
Ein US-Fonds werde wegen erheblicher Verluste geschlossen, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Der Global Fund von Everest Capital habe darauf gesetzt, dass der Franken an Wert verliere, hieß es. Der Fonds habe per Ende 2014 über ein Vermögen von etwa 830 Millionen Dollar verfügt, hieß es. Everest Capital verwalte aber immer noch sieben andere Fonds mit einem Kapital von insgesamt etwa 2,2 Milliarden Dollar.
Der Chef der Schweizerischen Nationalbank, Thomas Jordan, bezeichnete die Turbulenzen an den Märkten als überzogen. Der Franken sei nun gegenüber allen Währungen stark überbewertet, sagte er der "Neuen Züricher Zeitung" und der Zeitung "Le Temps". "Der Markt wird nach und nach feststellen, dass diese Überbewertung nicht gerechtfertigt ist", sagte Jordan. Bis dahin werde es jedoch noch eine Weile dauern.
In Deutschland löste die Aufwertung des Franken einen Ansturm von Einkaufstouristen in den Grenzregionen in Baden-Württemberg aus. Tausende Schweizer kauften am Wochenende in Shopping-Centern in Konstanz und Weil am Rhein ein. Teilweise bildeten sich Staus und lange Schlangen./asa/DP/stb
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