Heiko Aschoff Kolumne Heiko Aschoff

Stimmt das Chance- / Risikoverhältnis?

23.10.09 09:11 Uhr

Stimmt das Chance- / Risikoverhältnis? | finanzen.net

Hier geht es um die Frage, ob sich ein Trade überhaupt lohnt. Nur wenn die Gewinnchancen deutlich besser stehen als das eingegangene Risiko, sollte man einen Trade in Betracht ziehen.

Gehen Sie keinen Trade ein mit einem schlechteren Chance- / Risikoverhältnis (CRV) als 2:1. Besser ist es auf Gelegenheiten zu warten, die 3:1 oder besser zu Ihren Gunsten stehen. Ein CRV von 3:1 bedeutet, dass Sie dem Trade einen Gewinn von wenigstens 30% zutrauen, aber gleichzeitig das Verlustrisiko auf maximal 10% beschränken.

Abbildung oben: Je größer das Chance- / Risiko¬verhältnis, desto öfter darf man falsch liegen. Bei einem CRV von drei können Sie bei vier Trades dreimal daneben liegen ohne Geld zu verlieren (wenn wir in einer Welt ohne Transaktionskosten und Slippage leben würden). Es kommt beim Trading nicht darauf an, immer 100% richtig zu liegen, sondern durch ein gutes CRV auch bei niedrigeren Trefferquoten unter dem Strich zu verdienen. Trefferquoten von 100% sind ein gern gepflegtes Märchen, aber wenn Sie es auf 70% schaffen, gehören Sie zur Weltelite. Bei Trendfolgestrategien reichen dank des CRVs Trefferquoten um die 40% aus. Das CRV liefert einen Erklärungsbeitrag, warum „planloses Vielhandeln“ (Overtrading) sehr kostspielig sein kann. Gute CRVs sind selten – insofern gibt es leider nicht so viele Handelsmöglichkeiten wie es mancher (Over-) Trader gerne hätte. Overtrading endet daher häufig mit Game over. Die Schätzung des Gewinnpotentials und des maximal tolerierten Verlustes sollte nicht aus dem Bauch heraus erfolgen, sondern sich an bewährten Kriterien orientieren. Die Technische Analyse bietet zahlreiche Möglichkeiten an, z.B.:

- Widerstands- / Unterstützungslinien
- Trendkanäle
- Konsolidierungen
- Markante Hochs / Tiefs
- Fibonacci Retracements
- Pivotpunkte
- Kurslücken, Gaps
- Psychologische Kursmarken wie 5,10, 20, 100 usw.

Achten Sie auf Orientierungspunkte, die offensichtlich sind und von der Mehrheit der Marktteilnehmer leicht wahrgenommen werden. Überlegen Sie immer, wie sich die Mehrheit verhalten wird, wenn beispielsweise eine gut sichtbare Unterstützungslinie von oben nach unten durchbrochen wird. Vermutlich werden viele Stopps ausgelöst. Manche kapitalkräftigen Adressen nutzen dieses Wissen und provozieren das Auslösen zahlreicher Stopps, um sich günstiger einzudecken. Zur Überraschung der „Normalanleger“ steigt der Titel schnell wieder, nachdem er ausgestoppt wurde. Die Konsequenz daraus ist, das eigene Stop-Loss immer ein Stück weiter entfernt zu legen als es die Mehrheit der Anleger voraussichtlich tut. Es sind viele Taktiken möglich, die hier aus Platzgründen nicht besprochen werden können. Achten Sie darauf, wie sich die Mehrheit der Anleger verhalten könnte und ziehen Sie ihre Schlüsse daraus.

Abbildung oben: Eine Warnung an das Prinzip Hoffnung. Es ist bodenloser Leichtsinn, Verluste zu groß werden zu lassen (alle Angaben in Prozent).

Heiko Aschoff ist selbständiger Trader und Geschäftsführer der Investment Ideen GmbH. Als Banker und Pensionsfondsmanager war er mitverantwortlich für über sieben Milliarden Euro Anlagevolumen. Im Börsendienst www.investment-ideen.de stellt er seine persönlichen Anlageempfehlungen vor.

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