ThyssenKrupp: Jetzt kaufen?
ThyssenKrupp: Klassischer Spätzykliker bricht aus!
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Im aktuell überhitzten Marktumfeld trübt sich die Stimmung ein. Saisonal betrachtet liegen die starken Börsenmonate hinter uns. Der DAX ist trotzdem kaum vom Fleck gekommen. In der jetzigen Situation haben Anleger im Prinzip zwei Investitionsalternativen: Entweder sie schwenken sofort in konjunkturresistente Branchen wie das Gesundheitswesen oder Pharma um. Das ist die Variante für Pessimisten, die glauben, dass wir die Hochs im DAX bereits gesehen haben.
Bullen können sich dagegen solche Aktien anschauen, die Branchen angehören, die traditionell als Spätzykliker gelten, zum Beispiel aus der Investitionsgüter-Industrie.
Hier drängt sich ThyssenKrupp aktuell geradezu auf. Die Aktie bricht heute gegen den schwachen Markt auf ein neues 24-Monats-Hoch aus.
Hintergrund ist die Ankündigung, wonach in den kommenden Jahren sowohl ein umfangreiches Investitionsprogramm vorgesehen ist, gleichzeitig aber der angehäufte Schuldenberg abgebaut werden soll. Zuvor veröffentlichten die Essener bereits über den Erwartungen der Analysten liegende Quartalszahlen.
Auf Begrüßung stieß dabei am Markt vor allem die Tatsache, dass die Investitionen in die zukunftsträchtigen Bereiche Technologie und Emerging Markets fließen sollen. Allerdings bekommt das Unternehmen die Gefahren dieser Strategie gerade am eigenen Leib zu spüren: In Brasilien wurde vom dortigen Umweltamt ein Baustopp zur Erweiterung des Stahlwerks in Rio verhängt. Das Problem (fehlende Abdeckung für ein Notfall-Abkühlbecken auf freiem Gelände) scheint jedoch lösbar.
*Spannende Pläne zum Schuldenabbau
Der Hauptgrund für die positive Reaktion der Aktie dürfte jedoch eher in dem angekündigten Desinvestitionsprogramm liegen. Unternehmensteile mit einem Gesamtumsatz von zehn Milliarden Euro sollen verkauft werden, darunter Teile des Automobilzuliefergeschäfts und des Edelstahlsegments.
Bei letzterem ist neu, dass kein kompletter Verkauf sondern ein Börsengang angestrebt wird, nachdem Thyssen trotzdem weiterhin eine Minderheitsbeteiligung halten möchte. Genaue Angaben zur angepeilten Höhe des Verschuldungsabbaus machte Thyssen-CEO Dr. Heinrich Hiesinger nicht. Die Pläne sollen jedoch zügig, genau genommen bis zum 30.09.2012 (Geschäftsjahresende) abgeschlossen werden.
Damit wurden Sorgen über den zuletzt um 2,7 Milliarden auf knapp 6,5 Milliarden Euro gestiegenen Schuldenberg gleich im Keim erstickt.
Die Quartalszahlen selbst wurden im ersten Halbjahr durch Anlaufverluste der neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA belastet. Hier dauerte bzw. dauert die Inbetriebnahme mehrerer neuer Werke länger als erwartet. Die in diesem Zusammenhang entstandenen Kosten sorgten für einen Rückgang des Nettogewinns von 429 auf 334 Millionen Euro. Dabei handelt es sich aber überwiegend um Einmalkosten.
Wichtiger ist die Stärke im regulären operativen Geschäft. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen stieg hier um 139 Millionen auf 770 Millionen Euro. Auch der Umsatzanstieg um 21 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro kann sich sehen lassen.
Mit einem 2012er-KGV von neun, in dem die am Freitag bekanntgegebenen Strukturveränderungen noch nicht berücksichtigt sind, hat die Aktie bewertungstechnisch noch Aufwärtspotenzial. Vorsichtige Anleger warten vor dem Kauf einen Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau bei 32,50 Euro ab.
MEIN FAZIT:
- ThyssenKrupp könnte als Spätzykliker besonders stark von einer möglichen weiteren Aufwärtswelle im DAX profitieren.
- Das Investitions- und Schuldenabbau-Programm könnte einen enormen Mehrwert für die Aktionäre generieren.
- Charttechnisch ist die Aktie vor allem bei einem Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau im Bereich 32,50 Euro interessant.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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