Software AG: Ende der Wachstumsstory?

... nach schwachen vorläufigen Quartalszahlen herbe Kurseinbrüche. Ist die Wachstumsstory nun beendet oder bietet sich eine gute Einstiegschance?

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hat die durchschnittlichen Marktschätzungen um ca. 11 Prozent verfehlt (57,6 bis 59,3 statt 64,9 Millionen Euro). Ein starker Rückgang der Aktie um über 30 Prozent innerhalb weniger Tage war die dramatische Folge.

Die endgültige Vorlage der Quartalszahlen am kommenden Donnerstag wird neue Einblicke fürs zweite Halbjahr bringen, unter anderem Details zur Auftragslage. Ursache sind die schwächer als erwartet ausgefallenen Lizenzabschlüsse in den Bereichen ETS und BPE.

ETS (Enterprise Transaction Systems) umfasst Datenmanagement-Software für Großrechner und die Modernisierung von großrechnerbasierten IT-Systemen. BPE steht für Business Process Excellence und meint Software zur Optimierung von Geschäftsprozessen im gesamten Unternehmen.

*Übertriebener Kurseinbruch

Der Kurseinbruch scheint aber übertrieben, denn für das zweite Halbjahr verwiesen die Darmstädter bereits auf eine starke Lizenz-Pipeline und unterstrichen das durch die Bestätigung der bisherigen Umsatz- und Gewinnprognose.

Diese geht von einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent, sowie einem Gewinnwachstum von zehn bis 15 Prozent aus.

Bisher fehlen konkrete Informationen, welche Industrien bzw. Regionen im zweiten Quartal "gelahmt" haben. Anzunehmen ist aber, dass zumindest teilweise der Finanzdienstleistungssektor betroffen war.

Die aktuellen Unsicherheiten bezüglich der Schuldenkrise in den Euro-Peripheriestaaten dürften zu einer Hemmung der Investitionsneigung bei vielen Banken geführt haben. Speziell bei Großprojekten dürften Entscheidungen im zweiten Quartal auf die lange Bank geschoben worden sein. Die Richtigkeit dieser These legen auch in die gleiche Richtung gehende Aussagen der auf Banksoftware spezialisierten Temenos Gruppe nahe.

Der Finanzbereich ist aber beim TecDAX-Wert immerhin für 20 Prozent aller Umsätze verantwortlich, der Einfluss auf den Geschäftsverlauf damit groß. Umgekehrt könnte ein Lösen des Investitionsstaus im zweiten Halbjahr dann aber zu positiven Nachholeffekten führen.

*Attraktive Bewertung

Vor diesem Hintergrund scheint die aktuelle fundamentale Bewertung der Aktie sehr attraktiv. Im Bereich 34,00 Euro ist laut Andreas Wolf von Warburg Research quasi ein Nullwachstum des freien Cashflows eingepreist und dauerhaft rote Zahlen im Bereich SAP-Implementierung und -Beratung noch dazu.

Damit schießt der Markt übers Ziel hinaus, denn speziell im Bereich Prozessoptimierung sind die Wachstumsaussichten mittelfristig weiter sehr gut, wie unter anderem die Zahlen des US-Konkurrenten Tibco zeigen.

MEIN FAZIT:

- Die aktuelle Kursschwäche könnte die perfekte Einstiegsgelegenheit für Anleger bieten, die sich bereits mit der Bekanntgabe der endgültigen Quartalszahlen in Kurszuwächsen und damit barer Münze auszahlt.

- Dazu passt, dass fast alle Analysten Kursziele jenseits der 40 Euro-Marke für die Software AG im Visier haben.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.