Gewinne mit dubiosen Pennystocks?!
Lieber Geldanleger, am Donnerstag gab es am US-Markt zum ersten Mal seit Monaten wieder mehr Aktien mit neuen 52-Wochen-Tiefs als 52-Wochen-Hochs.
Bei diesem Umfeld lässt sich auch mit Spekulationen auf fallende Kurse wieder einfacher Geld verdienen.
Warum Short-Positionen besser sind als Zertifikate und welche Aktien Sie wo und wann shorten können.
Es klingt abgedroschen, aber die USA sind auch am Aktienmarkt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, z.B. was den Leerverkauf von Aktien betrifft.
Sie wissen: Ich shorte am liebsten stark gestiegene Schrott-Aktien, wo ich mir sicher bin, dass die Firmen fundamental nichts taugen. Häufig kommen diese Anstiege durch Promotion von einschlägig bekannten Briefen zustande. Ich nenne keine Namen, weil ich keine Lust habe, mich wieder mit aufgeblasenen Anwälten rumzuschlagen, die eben jene Firmen gerne mal auf mich hetzen, wenn ich Ross und Reiter nenne.
Fakt ist: Bei rund 8.000 gehandelten Aktien (NYSE, NASDAQ, AMEX, OTC-BB und Pink Sheets) gibt es fast zu jedem Zeitpunkt irgendwelche gehypten und überteuerten Aktien. Nicht immer müssen dahinter Werbeagenturen stecken, oft sorgen auch aktuelle Trends und eine gewisse Eigendynamik dafür, dass Papiere in völlig absurde Höhen steigen.
Da ist es verlockend, mit Shortpositionen auf fallende Kurse zu setzen. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass Sie mit einem Broker zusammenarbeiten, bei dem Sie ohne große Zusatzkosten "mal einen Short traden" können. In Deutschland sieht es hier eher mau aus, seitdem E*Trade für normale Anleger, die keine Zusatzkosten für eine spezielle Handelsplattform in Kauf nehmen möchten, diesbezüglich kaum mehr etwas zu bieten hat.
Doch es gibt eine bessere Alternative: Lynxbroker oder Interactive Brokers (Lynxbroker ist im Prinzip nur ein Reseller von Interactive Brokers). Sie können dort bei minimalen Kosten sämtliche US-Werte, inklusive der am ungeregelten OTC-Markt notierten Papiere kaufen - und zumindest leerverkaufen. Über einen Icon in der Handelsplattform sehen Sie jederzeit, ob die betreffende Aktie aktuell zum Shorten zugelassen ist oder nicht.
Ob das der Fall ist hängt davon ab, ob Interactive aktuell solche Papiere im eigenen Bestand und damit zu verleihen hat. Bei fast der Hälfte aller Aktien ist das der Fall und so können Sie diese durch eine einfache Verkaufsorder theoretisch zeitlich unbegrenzt shorten.
Allerdings kann es passieren, dass die betreffenden Papiere in der Zeit, wo sie short sind ihren Status ändern und bei Interactive Brokers nicht mehr "shortable" sind. Dann müssen Sie ihre Position innerhalb von einem Tag "glatt stellen". "Glatt stellen" bedeutet, Sie kaufen ihre (leer)verkaufte Position durch eine simple Kauforder zurück und beenden damit den Trade.
*Weitere wichtige Punkte
Die Wahl des Brokers ist aber nicht der einzige wichtige Punkt, den Sie beachten sollten. Auf keinen Fall sollten Sie Aktien shorten, die sehr illiquide sind und hohe Spreads haben. Illiquide heißt, dass pro Tag nur wenige Stücke des betreffenden Wertes überhaupt gehandelt werden. Häufig ist das dann auch mit einer hohen Differenz zwischen dem Kurs, zu dem Sie kaufen können und dem Kurs zu dem Sie verkaufen können, verbunden.
Wenn eine Aktie beispielsweise 1,00/1,20 Euro gestellt ist, machen Sie einen Verlust von 20 Prozent, wenn Sie die Aktie shorten und dann - aus welchem Grund auch immer - sofort wieder eindecken müssen. Und das ohne, dass sich die Aktie überhaupt bewegt hätte.
Eine in Deutschland gehandelte Aktie, die ich eigentlich als potenziellen Short einschätze, aber von der ich trotzdem die Finger lasse, nennt sich ZAAB Energy.
Das Unternehmen bezeichnet sich als eines der größten unabhängigen Öl- und Gasexplorationsunternehmen mit regionalem Fokus auf Russland. In Spitzenzeiten notierte das Papier, das als reines Listing an den Markt kam (das heißt, es gab keine Kapitalerhöhung, über die Geld eingenommen worden wäre), bei über 11 Euro. Das entsprach einer Marktkapitalisierung von über 560 Millionen Euro. Bezeichnenderweise erreichte die Aktie diesen Kurs unmittelbar nach dem Listing. Von da an ging es quasi nur bergab - bis zu einem vorläufigen Tiefstand von nur noch 52 Cent im September dieses Jahres.
Mitte Oktober sprang die Aktie dann urplötzlich wieder an und explodierte innerhalb weniger Tage bis auf ein Hoch von 3,35 Euro. Das entspricht einem Anstieg vom Tief von nicht weniger als 544 Prozent in der Spitze. Seit diesem lokalen Hoch am 22. Oktober geht die Aktie nun wieder in einen Abwärtstrend über. Das ist normalerweise der richtige Zeitpunkt, um das Papier zu shorten. Sie sollten nie in einen intakten Aufwärtstrend hinein shorten, sondern immer den ersten schwachen Tag der Aktie abwarten.
Warum also die Aktie nicht einfach shorten? Darum:
1. Sie finden kaum einen Broker, der Ihnen Aktien leiht, um ZAAB zu shorten.
2. Die Aktie ist sehr illiquide. Am gestrigen Freitag sind nach vier Handelsstunden gerade einmal 3.980 Stück gehandelt worden. Das ist zu wenig und viel zu wenig, als dass ich es verantworten könnte, Ihnen die Aktie an dieser Stelle guten Gewissens als Short zu empfehlen. Zudem beträgt der Spread bei einer Kursstellung von 1,75 zu 1,84 Euro mehr als fünf Prozent. Das ist zuviel.
3. Das hängt auch damit zusammen, dass sich ein Großteil der ausstehenden Aktien immer noch im Besitz der Großaktionäre befinden dürfte und diese damit die Macht haben, den Kurs zu beeinflussen. Würde ich hier nun dazu aufrufen, die Aktie zu shorten, könnten mich bzw. uns die Initiatoren "squeezen", in dem sie die Aktie hochziehen und uns dazu zwingen, den Short zu schließen, um Verluste zu begrenzen.
Drei gute Gründe also, von der Aktie die Finger zu lassen. Das sollten wir nicht ignorieren. Das Dilemma für Shorter: ZAAB ist fast die einzige Aktie, die momentan ein derart interessantes Short-Bild abgibt. Genau deshalb ist es interessanter, in den USA nach entsprechenden Werten zu suchen.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.