Die 7 größten Risiken bei der Geldanlage in 2015/2016!
Ist Ihnen beim Flash-Crash vom 24. August (siehe Geldanlage-Report vom 30.08.2015) auch der Schreck in die Glieder gefahren? Mir schon. So oder so hat er uns deutlich gemacht wie fragil die Finanzmärkte geworden sind.
Zwar erholen sich aktuell die Kurse wieder deutlich, nichtsdestotrotz möchten wir heute aber einen Blick auf die 7 größten Risiken werfen, die für die nächsten Jahre bestehen und Wege aufzeigen, wie Sie diesen Risiken begegnen können.
Ein Szenario vor dem viele Leute Angst haben, ist das folgende: Es kommt innerhalb der nächsten Dekade zu einer Hyperinflation in Europa, weil die Währungsunion sich als kaum zu meisternde Herkules-Aufgabe erweisen wird. Bei der aktuellen Flüchtlingskrise zeigt sich wieder mal wie wenig die Europäische Union tatsächlich eine Einheit ist (Ost-West-Konflikt).
Bei der Fiskal-/Finanzpolitik ist es ja nicht anders: Die Südländer hatten schon immer eine aggressivere und expansivere Auslegung der Maastricht-Kriterien an den Tag gelegt und daher u.a. mit mehr Inflation zu kämpfen. Das war auch vor der Währungsunion schon so, man denke nur an den damaligen stetigen Verfall der italienischen Lira (Verhältnis damals in etwa 1.000 Lire zu 1 DM).
In einem langfristigen WORST-CASE-Szenario liegen dabei auch Bankenpleiten und eventuell sogar ein Ausfall des Euro im Bereich des Möglichen.
1. Gefahr: Bei Bankcrash Teil-Verlust des Geldes, vor allem bei Vermögen über 100.000 Euro
In den Fokus rückt dabei das grundsätzliche Verhältnis zwischen Ihnen als Kunde und Ihrer Bank. Als Besitzer eines Giro- oder Sparkontos (evtl. mit Tagesgeld- oder Festgeldanlage) sind Sie letztlich nichts anderes als ein Gläubiger ihrer Bank.
Sie leihen ihrem Institut Geld und bekommen dafür Zinsen. Vielen ist nicht klar, dass die Bank ihre Einlagen wiederum selber anlegt, also mit ihrem Geld arbeitet. Das ist ein Unterschied zu beispielsweise einem Goldschließfach, wo die Bank ihre Münzen oder Barren wirklich nur verwahrt.
Kommt es zu einer Schieflage der Bank haben Sie daher das gleiche Risiko wie andere Gläubiger, z.B. Anleiheninhaber: Sie müssen unter Umständen auf einen Teil ihres Geldes verzichten. Als Grenze bis zu der ihnen EU-weit ihr Guthaben vollständig ersetzt wird, wurde ein Betrag von 100.000 Euro festgelegt.
Zwar gibt es in Deutschland mit dem Einlagensicherungsfonds einer zusätzliche Absicherung, der viele Banken angehören. Diese ist aber nicht für Großpleiten gedacht und wenn mehrere Banken auf einmal in Schieflage geraten, wird der Fonds nur einen Bruchteil der "im Feuer stehenden" Summen ersetzen können. Zudem sollten Sie wissen: Es besteht kein Rechtsanspruch auf diese zusätzliche Absicherung.
Wie viel Geld sich aktuell tatsächlich im Einlagensicherungsfonds befindet, darüber schweigen sich die Banken aus. Im Zuge der Finanzkrise 2008 nannte der damalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück eine Summe von 4,6 Milliarden Euro. Alleine für die deutschen Opfer der Lehman-Pleite stand damals jedoch schon eine Entschädigungssumme von 6,7 Milliarden Euro im Raum.
Lösungsmöglichkeit: Wenn Sie liquides Vermögen > 100.000 Euro haben, verteilen sie es auf mehrere Banken.
2. Gefahr: Zertifikate werden wertlos, wenn der Emittent pleite geht
Zertifikate jeglicher Art sind Schuldverschreibungen von Emittenten (meistens Banken). Auch hier gilt also - wie bei Anleihen - geht der Emittent pleite, droht ein Totalverlust der investierten Summe. Das passierte in der letzten Finanzkrise Anlegern, die Lehman Brothers-Zertifikate im Depot hatten. Nur vereinzelt sprachen Gerichte Anlegern Entschädigungen zu, die auf Falschberatung durch ihre Bank geklagt hatten.
Lösungsmöglichkeit: Verzichten Sie ganz auf Zertifikate und investieren Sie alternativ in Dividenden-Blue Chips oder ggf. börsennotierte Fonds (ETFs). Hierbei handelt es sich um Sondervermögen, auf die Sie immer einen 100%-igen Anspruch haben (Wertverluste durch Schwankungen des Basiswerts, in den Sie investiert haben, werden von diesem Anspruch aber natürlich nicht abgedeckt; lesen Sie hierzu auch weiter unten unter "7.Gefahr").
Bei ETFs bitte auch immer die spezifischen Risiken beachten (siehe unten). Was den direkten Zugriff im Falle einer Krise angeht, sind Aktien per se sicherer als ETFs (Stichwort: Handelsstopp bei Immobilienfonds; derartiges ist auch bei ETFs nicht gänzlich auszuschließen im Krisenfall).
Unabhängig von der Art des Investments ist wichtig, dass Sie sich bereits vor dem Kauf überlegen, welche Strategie Sie verfolgen möchten. Insbesondere sollten Sie sich VORHER überlegen, ob Sie die betreffenden Werte durch dick und dünn halten möchten (Buy-and-Hold) und wenn nicht, wann Sie die Notbremse ziehen und Verluste realisieren möchten (bzw. umgekehrt Gewinne, wenn die Aktie gestiegen ist).
Nur wenn Sie das im Voraus machen (und sich dann strikt an ihre eigenen Vorgaben halten) können Sie es vermeiden, Opfer ihrer eigenen Emotionen zu werden und so falsche Entscheidungen zu treffen.
3. Gefahr: Der Staat erhebt Sondersteuern auf Immobilien und Grundbesitz
Viele Anleger haben den Großteil ihres Vermögens in ein eigenes Haus gesteckt und wähnen sich hiermit in Sicherheit, zumindest sobald dieses komplett abbezahlt ist. Gerne wird hier verherrlichend vom Betongold die Rede. Das ist aber nur bedingt richtig.
So wurde in Italien 1997 die Dual Income Tax eingeführt, die dazu führte, dass alle Immobilienbesitzer im Rahmen einer Grundsteuer zusätzlich belastet wurden. Diese Grundsteuer blieb bis 2012 in Kraft und wurde erst dann von Ministerpräsident Silvio Berlusconi wieder abgeschafft. Noch größer ist die Gefahr einer solchen Steuer in Krisensituationen, auch in Deutschland:
Unabhängig davon, dass Immobilien
- über lange Zeiträume im Durchschnitt bei weitem nicht so stark an Wert gewinnen wie Aktien und zudem
- auch bewirtschaftet werden müssen und dabei entsprechend (hohe) Kosten für die Instandhaltung und Reparatur entstehen
können sich vor allem kreditfinanzierte Immobilien in Krisenzeiten schnell zum Problemfall entwickeln. Während Rezessionen oder anderen Wirtschaftskrisen geht fast immer auch die Nachfrage nach Immobilien zurück, weil die Konsumenten sparen müssen.
Entsprechend fällt dann auch der Marktwert für Immobilien bzw. die Mieteinnahmen für vermietete Eigenheime (deflationärer Crash). Dann kann es schnell passieren, dass Banken weitere Sicherheiten fordern (wenn der Darlehenswert im Verhältnis zum Immobilienwert zu hoch wird) und wenn diese nicht geleistet werden können, geht das Eigentum auf die Bank über.
Bei vermieteten Immobilien kann der Staat in Zeiten einer Hyperinflation zudem die Mieten deckeln, so dass die erzielbaren Mieteinnahmen nur noch minimal sind. Die Zinszahlungen zur Finanzierung einer solchen Immobilie müssen aber dennoch in voller Höhe geleistet werden. Die vermeintlich sichere Liquiditätsquelle versiegt dann.
Aber was ist mit selbst genutzten und schuldenfreien Immobilien? Auch die sind keine Garantie für einen sorglosen Lebensabend:
So hat der deutsche Staat beispielsweise nach dem 2.Weltkrieg auf jede Immobilie und jedes Grundstück eine Zwangshypothek eintragen lassen. Bei einer staatlichen Zwangshypothek wird eine Grundschuld zugunsten des Staates in die Grundbücher eingetragen. Immobilienbesitzer werden somit zwangsweise verschuldet und müssen den neu auferlegten Kredit abzahlen - obwohl sie vielleicht zuvor bereits schuldenfrei waren.
Bei manchen Familien konnte erst die zweite oder dritte nachfolgende Generation die letzte Rate dieser neuen Schulden abbezahlen.
Anders sieht es aus, wenn es zum oben angesprochenen Hyperinflations-Szenario kommt. Dann können hochverschuldete Anleger sogar im Vorteil sein, weil sie ihre Schulden leichter abbezahlen können.
Aber selbst dann besteht die Gefahr, dass der Staat regulierend eingreift, um eine ähnliche Entwicklung wie in der Hyperinflation während der Weimarer Republik zu verhindern als Industrielle wie Hugo Stinnes, die sich zuvor hoch verschuldet hatten und danach durch eben diese Hyperinflation ihre Schulden im wahrsten Sinne des Wortes für "ein Appel und Ei" tilgen konnten, zu den mächtigsten und reichsten Deutschen geworden waren.
Lösungsmöglichkeit: Eine perfekte Vorablösung kann es hier nicht geben, weil ja unklar ist, welches Krisenszenario gegebenenfalls eintreten wird. Wir raten dennoch dazu, beim Immobilienkauf genau die Kosten zu kalkulieren und mindestens 50 Prozent der anfallenden Kosten mit Eigenkapital zu unterfüttern.
4. Gefahr: Vermögensverlust durch effektiv niedrige Zinsen bzw. Hyperinflation
Sie kennen das Problem in ihren Grundzügen bestimmt: Durch die immer weiter fallenden Zinsen (in der Eurozone ist der Leitzins inzwischen ja quasi bei null angekommen) droht bei anziehender Inflation ein realer Wertverlust für Sie als Anleger.
Derzeit ist das Problem zwar nicht akut. Im Gegenteil: In Deutschland lagen die Verbraucherpreise im August nur noch 0,2 Prozent über dem Niveau das Vorjahresmonats (ggü. z.B. 0,7 Prozent im Mai). Das kann sich aber schnell ändern:
Sämtliche volkswirtschaftlichen Lehrbücher gehen davon aus, dass die ständige Ausweitung der Geldmengen durch die Notenbanken früher oder später zu einer deutlich steigenden Inflation führen muss. Aktuell konterkarieren die extrem eingebrochenen Rohstoffpreise diese Entwicklung noch. Kommt die Inflation aber erst mal ins Rollen, könnte sie umso schneller in die Höhe schießen.
Lösungsmöglichkeit: Schichten Sie einen Teil ihres Vermögens in Aktien oder Sachwerte wie Edelmetalle um. Diese boten in der Vergangenheit den besten Schutz vor Inflation. Einen 100%igen Schutz gibt es aber nicht, auch nicht mit Gold, denn dessen Besitz wurde in der Vergangenheit in Krisensituationen schon mehrmals staatlich verboten.
5. Gefahr: Lebensversicherungen
Lebensversicherungen galten lange Jahre als der Deutschen liebstes Kind. Doch die anhaltende Niedrigzinsphase bringt die Versicherer in arge Probleme, weil sie die Garantieverzinsungen, die sie ihren Kunden in früheren Jahren zugesichert haben, nun selber nicht mehr erwirtschaften können.
Auch deshalb hat die EU-Kommission eine grundlegende Reform der Versicherungsaufsicht in Europa angestoßen. Die neuen Richtlinien, die unter dem Namen Solvency II bekannt sind, sollen die Versicherungen dazu zwingen, mehr Eigenkapital vorzuhalten, um in der Bilanz entsprechende Reserven für zukünftig fällige Leistungen an die Kunden aufbauen zu können.
Das ist an sich vernünftig, aber speziell kleinere Institute dürften dadurch gezwungen sein, von ihren Eigentümern (Aktionären) zusätzliches Eigenkapital einzuwerben. Ob ihnen das auch gelingt, ist aber eine andere Frage. Niemand geringeres als die wohl bekannteste Ratingagentur Moody´s fürchtet daher einen Zusammenbruch kleinerer Lebensversicherer, auch solcher aus Deutschland.
Neuabschlüsse von Lebensversicherungen werden angesichts immer weiter fallender Verzinsungen (seit Anfang 2015 ist der Garantiezins auf nur noch 1,25 Prozent gesenkt worden) ohnehin zunehmend unattraktiver. Das führt jetzt dazu, dass der Versicherungsriese Talanx zum 1.1.2016 ganz aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen aussteigt.
Unabhängig von der aktuellen Situation boten Lebensversicherungen auch in früheren Krisenzeiten kaum Schutz für Sie als Policeninhaber. Die Versicherungen investieren die von Ihnen bezahlten Prämien überwiegend in festverzinsliche Papiere wie Anleihen.
Prinzipiell führt eine steigende Inflation zu steigenden Zinsen und diese wiederum zu steigenden Überschussbeteiligungen, so dass Lebensversicherungen einen gewissen zeitverzögerten Inflationsschutz besitzen.
Im Zuge der Hyperinflation 1923 beispielsweise wurden die vom Staat angepriesenen Kriegsanleihen aber komplett wertlos. Auch für die restlichen Zinspapiere bedeutete die Währungsreform in Deutschland 1923 quasi einen Totalausfall.
Guthaben verloren durch die Hyperinflation an Wert und wurden 1923 ausgelöscht. 1914 angelegte 100 Mark Spareinlagen besaßen nur noch die Kaufkraft von Pfennigen. Die Lebensversicherungen wurden vom Staat nur wenig gestützt und erlitten daher hohe Verluste.
Auch im Zuge der Währungsreform 1948 wurden Policeninhaber von Lebensversicherungen mit voller Wucht getroffen und verloren 90 Prozent und mehr ihrer Einlagen.
Lösungsmöglichkeit: Schließen Sie keine neuen Verträge für Lebensversicherungen mehr ab und halten Sie maximal zehn bis 20 Prozent ihres Vermögens in Lebensversicherungen.
6. Gefahr: Anleihencrash bei steigenden Zinsen
In den letzten 20 Jahren erlebten wir eine beispiellose Kursrallye bei Anleihen. Die Ursache ist auch hier bei den niedrigen Zinsen zu finden: Ständig fallende Zinsniveaus führen zu steigenden Kursen bei Anleihen. Hier ein Beispiel: Wer vor knapp zehn Jahren, Anfang Oktober 2005, in eine 10-jährige deutsche Bundesanleihe investiert hat, der bekam damals noch eine Verzinsung von ca. 3,2 Prozent garantiert.
Aktuell rentiert eine solche Anleihe nur noch mit 0,72 Prozent. Das heißt: Am freien Markt wurden Anteile an Anleihen mit einem hohen Zinscoupon von z.B. 3,2 Prozent im Lauf der Jahre immer begehrter (eben weil neu aufgelegte Anleihen nur noch niedrigere Zinsen brachten). Entsprechend stieg der Wert jedes einzelnen Anteils.
Inzwischen steht in den USA eine Zinswende wohl unmittelbar bevor. Spätestens bis Ende dieses Jahres dürfte der Leitzins erstmals seit 2006 (Höchstsatz damals bei 5,25 Prozent) wieder steigen. Europa dürfte später folgen. Es könnte dann wieder eine Phase ständig steigender Zinsen und umgekehrt fallender Anleihenkurse folgen.
Wer nun noch neu in (lang laufende) Anleihen investiert, dem drohen neben der ohnehin meist sehr niedrigen Verzinsung (die bei steigender Inflation zu negativen Renditen führt) zusätzlich noch hohe Kursverluste. Wer dann seine Anleihen vorzeitig (also vor dem offiziellen Ablauftermin) verkaufen möchte oder muss, für den werden die hohen Buchverluste real.
Lösungsmöglichkeit: Wer jetzt aus Angst vor einem Aktiencrash in niedrig verzinste und lang laufende Anleihen flüchtet, der muss sich darüber im klaren sein, dass er zum einen
- bei wieder steigender Inflation real Verluste macht und zum anderen
- hohe Kursverluste drohen, wenn die Zinsen wieder steigen.
Neue Investments in (lang laufende) Anleihen bzw. Anleihen-/Rentenfonds sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht ratsam. Wer Sie dennoch kauft, sollte sich sicher sein, dass er auch bis zum Ende der Laufzeit durchhält.
7. Gefahr: (Nicht-replizierende) ETFs
Die letzten Jahren brachten einen gigantischen Beliebtheitszuwachs für börsennotierte, passiv gemanagte Investment-Fonds, so genannte ETFs. Das hatte im wesentlichen zwei Ursachen:
Erstens lösten diese ETFs die zuvor beliebten Zertifikate ab mit denen es ebenfalls möglich ist, ganze Indizes 1:1 nachzubilden. Knackpunkt war hier die Finanzkrise mit der Pleite von Lehman Brothers, die auch eigene Zertifikate emittierten. Spätestens da wurde vielen Investoren das hohe (Emittenten)-Risiko von Zertifikaten bewusst (s. auch oben unter "2.Gefahr").
Zum anderen haben immer mehr Anleger genug von der chronischen Underperformance aktiv gemanagter Fonds. Die meisten (ca. 80 Prozent) der oft mit Auszeichnungen hoch dekorierten und bestens entlohnten Fondsmanager schaffen es nämlich traditionell nicht ihren Vergleichsmaßstab (Benchmark; z.B. den DAX) zu schlagen.
Dagegen sind ETFs Sondervermögen, das heißt selbst wenn die Fondsgesellschaft insolvent geht, wird das investierte Vermögen der Fondsanteilsinhaber (also der Fondsinvestoren) nicht angetastet.
Weil die Fonds passiv gemanagt werden, versuchen beispielsweise DAX-ETFs den DAX möglichst exakt nachzubilden, d.h. jeden einzelnen Wert entsprechend seiner Gewichtung im DAX auch im ETF zu kaufen und zu gewichten. Gleichzeitig ist der Erfolg eines solchen ETFs auch davon abhängig, wie hoch die anfallenden Kosten sind. Je niedriger die Kosten, desto höher die Rendite und desto eher wird der Fonds von Anlegern gekauft.
Apropos Kosten: Da sich durch die Kursveränderungen auch ständig die Gewichtung von Firmen ändert, z.B. bei den DAX-Aktien, sind die ETFs ständig damit beschäftigt, ihre Positionen anzupassen, also zu kaufen und zu verkaufen. Diese Transaktionen verursachen aber Handelskosten (durch anfallende Gebühren) bzw. drücken auf die Performance durch die Spreads zwischen An- und Verkaufskurs).
Bei der Suche nach Möglichkeiten, um diese Kosten zu verringern, sind die Fondsgesellschaften auf die Idee gekommen auch Derivate einzusetzen. Man spricht dann von swap-basierten bzw. nicht (voll) replizierenden ETFs im Gegensatz zu (voll) replizierenden ETFs, die bei der Nachbildung komplett auf Derivate verzichten.
Aber was passiert nun bei nicht replizierenden ETFs. Der Fondsmanager kauft hier ganz andere Aktien in den ETF als es der Name des Produkts eigentlich vermuten lassen würde. Das führt dann beispielsweise zu der grotesk anmutenden Situation, dass in einem DAX-ETF nur japanische Small Caps enthalten sind.
Die in einem solchen ETF vorhandenen Aktien dienen dann als Gegenwert für einen so genannten Swap (Tausch) mit einer anderen Bank. Dabei wird die Wertentwicklung des Basisportfolios mit dem Tauschpartner (also einer anderen Bank) gegen die Wertentwicklung des abzubildenden Index, also z.B. des DAX, getauscht.
Das heißt, der Tauschpartner garantiert "unserem" DAX-ETF-Fondsmanager, dass der ETF sich exakt wie der DAX entwickelt. Umgekehrt bekommt der Tauschpartner von "uns" garantiert, dass sein ETF die Entwicklung des japanischen Small Cap-Index 1:1 nachbildet. Eventuelle Performance-Unterschiede werden durch Ausgleichszahlungen ausgeglichen.
Welchen Sinn hat dieser Tausch? Nun, im obigen Beispiel ist es wohl so, dass "unser" DAX-ETF-Fondsmanager japanische Aktien zu besseren Konditionen erwerben kann als deutsche, während sein Swap-Partner deutsche Aktien billiger bekommt (z.B. weil sie sich schon in anderen Portfolien der Fondsgesellschaft befinden und evtl. hin und her geschoben werden können, also nicht extern gekauft werden müssen). So können beide Kosten sparen.
Im Extremfall kann das sogar so weit gehen, dass ein Indexfonds komplett ohne Wertpapier-Portfolio auskommt, also nur aus einem Swap besteht. Dieser Fonds hat natürlich die niedrigsten Kosten bei exakter DAX-Nachbildung und somit einen Wettbewerbsvorteil.
Weil die Nachfrage nach ETFs so riesig ist und die Konkurrenz entsprechend wächst, können hier wenige Prozentpunkte Kosten- bzw. Performancevorsprung bereits über Vertriebs-Erfolg oder -Misserfolg eines solchen Fonds entscheiden.
So weit, so gut. Problematisch kann es aber dann werden, wenn der Swap-Partner Pleite geht. Weil die Fonds ihr Vermögen oder Teilvermögen ja quasi als Kredit an den Swap-Partner übertragen haben, droht dann dem Fonds ein entsprechend hoher Wertverlust.
Um das zu verhindern müssen Aktien-ETFs laut Gesetz zu 90 Prozent mit Sicherheiten, wie etwa anderen Wertpapieren, hinterlegt sein. So lässt sich das Verlustrisiko auf zehn Prozent reduzieren.
WICHTIG: Auch bei ETFs, die die Aktien wirklich nachkaufen und keine Derivate handeln, stellt sich eine Frage: Was passiert im Falle eines Crashs? Bekomme ich mein Geld wieder oder wird der Fonds zeitweise geschlossen wie dies zum Teil bei Immobilienfonds der Fall war. Dann kamen Anleger nicht an Ihr Geld. Daher erscheint es sicherer die Aktien direkt zu besitzen, weil im Gegensatz zu ETFs ein direkter Zugriff möglich ist.
Lösungsmöglichkeit: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der bildet alternativ - sofern möglich - den Index selbst nach, z.B. in dem er die 30 DAX-Werte selbst in sein Depot kauft. Noch einfacher: Man setzt auf eine bewährte Standardwerte-Strategie (beispielsweise die sieben bis zwölf stärksten DAX-Dividendenwerte). Die DAX-Dividenden- Strategie per formte in der Vergangenheit sogar oft besser als der DAX.
MEIN FAZIT:
Mit den genannten, überwiegend einfach umzusetzenden Vorsichtsmaßnahmen können Sie ihr Depot zumindest teilweise gegen die größten Risiken schützen.
Prinzipiell gilt: Reduzieren Sie die Risiken VOR einem möglichen Crash und verlassen Sie sich nicht zu sehr auf vermeintlich sichere Timing-Strategien. Der jüngste Flash-Crash hat gezeigt, dass ein Absturz so schnell vonstatten gehen kann, dass Sie nicht mehr die Möglichkeit haben, rechtzeitig in Tagesgeld oder Sachwerte umzuschichten.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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