Griechische Hilfe für Deutschland?
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie man hierzulande darüber klagte, dass die EZB in ihrer Zinspolitik vor allem die Überhitzungsgefahren in Südeuropa adressierte.
Ich stimme zu: Angesichts der schwachen Wirtschaftsstatistiken von Deutschland wären in den Jahren vor der Finanzkrise niedrigere Leitzinsen durchaus wünschenswert gewesen. Die niedrigen Zinsen sind nun da und wieder klagen wir über unsere Freunde im Süden, denn die Schwäche der so genannten „PIGS“ (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) zieht den gesamten Euroraum in den Keller. Unbestritten: Insbesondere die Schuldenkrise in Griechenland stellt auch Deutschland vor große Herausforderungen und ein Staatsbankrott in Griechenland hätte unabsehbare Folgen für ganz Europa. Ein Bailout wäre dem deutschen Steuerzahler schwer vermittelbar. Es gibt für Deutschland aber auch eine positive Kehrseite der Krise. So dürfen wir uns darauf freuen, dass die Probleme der PIGS die Zinserhöhungsspielräume der EZB für längere Zeit in Schach halten, denn die EZB wird lieber mehr Inflation zulassen als ein Auseinanderfallen des Euroraums provozieren.
Noch mehr freuen dürfen wir uns über die negativen Auswirkungen der Schuldenkrise an den Währungsmärkten. Die große Job-Krise in Deutschland blieb bisher aus und wir wissen, dass die Arbeitslosenzahl nur unter 4 Millionen gehalten werden kann wenn realwirtschaftliche Impulse die staatlichen Konjunkturhilfen ablösen. Für die exportabhängige deutsche Volkswirtschaft könnte es keinen besseren Zeitpunkt für eine Euroschwäche geben wie in dieser kritischen Phase!
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.