DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Kommt die Bankenkrise 2.0?

22.06.11 12:33 Uhr

Kommt die Bankenkrise 2.0? | finanzen.net

Das Schauspiel um die Rettung Griechenlands geht in die nächste Runde – mit viel Theaterdonner.

Erneut wurde das Problem gestern von den EU-Finanzministern vertagt, wobei es erst einmal „nur“ um die nächste Kredittranche für Griechenland ging. Eine echte Problemlösung und nicht nur das Herausschinden von Zeit wird derzeit zumindest öffentlich nicht einmal diskutiert. Kein Wunder also, dass sich die Akteure an den Märkten verunsichert fühlen und sich auf das Schlimmste, sprich einen Schuldenausfall, vorbereiten.

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Banken unterschiedlich stark betroffen

Die Kreditgeber Griechenlands, die vornehmlich aus der Finanzindustrie kommen, wären von einem Zahlungsausfall stark unterschiedlich betroffen. Während die deutschen Banken wohl mit einem blauen Auge davon kämen, dürften vor allem Frankreichs Banken stark betroffen sein. Die Ratingagentur Moody´s drohte bereits mit einer Herabstufung der Bonität bei BNP Paribas, Société Générale und Credit Agricole (CA). Vor allem die letztgenannte Genossenschaftsbank steckt ganz tief drin im griechischen Sumpf. Unter anderem durch die griechische Tochter Emporiki hat die CA die riesige Summe von 30 Mrd. Euro in Griechenland ausstehen, davon 21,1 Mrd. Kredite an Privat- und Firmenkunden, die bei einer Staatspleite zumindest teilweise auch verloren wären. Das Eigenkapital der CA beträgt nur rund 70 Mrd. Euro. Sollte es tatsächlich zu einem Zahlungsausfall kommen, wäre die CA-Aktie wohl eines der am stärksten betroffenen Papiere.

Wie stark sind die Belastungen?

Wie ich schon mehrfach im DaxVestor erwähnte, glaube ich nicht daran, dass die Staaten Griechenland fallen lassen, weil zu viel auf dem Spiel steht. Sollte es im Gefolge einer Griechenlandpleite zu einer Ansteckung z. B. auf Irland kommen, würde das Spiel ansonsten von vorne los gehen, nur mit umgekehrten Vorzeichen, denn in Irland sind die deutschen Banken stärker engagiert als die französischen. Die Verunsicherung über das, was die Zukunft bringen wird, bleibt und lastet weiterhin auf den Kursen. Wird die Rettung Griechenlands umsichtig und langfristig ausgestaltet, erwarte ich zwar keine Bankenkrise 2.0, aber dennoch erhebliche Auswirkungen für die Finanzindustrie. Eine „freiwillige“ Umschuldung der Banken zugunsten Griechenlands ist weiterhin eine Option, die Belastungen für die Bilanzen mit sich bringen würde, von einem harten Schuldenschnitt ganz zu schweigen.

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Fazit:
Die Schuldenkrise in Griechenland wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Vor allem die Aktien der Banken und Versicherungen sind aufgrund der Verunsicherung über mögliche Belastungen gehemmt. Im DaxVestor zeigen wir Ihnen, wie Sie darauf reagieren sollten.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.