DAX: Weiter nach oben oder Korrektur?
Bevor wir uns dem deutschen Aktienmarkt zuwenden, möchte ich auf die jüngste Entwicklung der Schuldenkrise eingehen.
Japan wurde aufgrund der riesigen Staatsverschuldung erstmals seit 2002 von einer Ratingagentur herabgestuft. Droht ein neues Schuldenfiasko in Asien?
Japan stärker verschuldet als PIIGS
Japan wurde aufgrund der riesigen Staatsverschuldung erstmals seit 2002 von einer Ratingagentur herabgestuft. Droht ein neues Schuldenfiasko in Asien? Die Ratingagentur S&P hat mit der Senkung der Bonität Japans von AA auf AA- überrascht. Zwar ist das immer noch eine gute Note, doch es wirft ein Schlaglicht auf die aktuelle Entwicklung Japans, die vielerorts verdrängt wird. Im DaxVestor habe ich bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass nicht nur in manchen Euroländern die Staatspleite droht. In Japan sind die Verbindlichkeiten laut Berechnungen des Finanzministeriums auf 204 Prozent des BIPs angeschwollen. Das ist ein gewaltiger Wert. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Staatsverschuldung bei rund 70 Prozent des BIPs. Damit übertrifft Japan Griechenland, Irland und andere Schuldensünder mit Leichtigkeit. S&P begründet die Herabstufung zum jetzigen Zeitpunkt mit den hohen Staatsausgaben, der Überalterung der Bevölkerung und der langen wirtschaftlichen Durststrecke. Derzeit profitiert Japan noch davon, dass vor allem Japaner die Staatsschulden finanzieren. Sollte sich dies ändern, wäre das Land stärker von ausländischen Kapitalgebern abhängig und damit auch anfälliger.
DAX ignoriert Japan-Herabstufung
Der DAX reagierte nur kurz auf das Japan-Downgrade, ehe der Aktienmarkt wieder zum Sprung nach oben ansetzte. Auch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed war ein Non-Event. Die Fed will den Leitzins vorerst weiter auf 0,25 Prozent belassen („für eine geraume Zeit“) und weiter Staatsanleihen kaufen. Das war nun wirklich keine Überraschung, auch das Urteil zur US-Konjunktur, die noch nicht stark genug sei, um den Arbeitsmarkt anzukurbeln. Die Anleger wendeten sich daher lieber handfesten Nachrichten zu, die es zurzeit mit den Quartalszahlen in Hülle und Fülle gibt.
Starke Zahlen von Siemens
Schon am Freitag vor einer Woche hatte Siemens-Mitbewerber General Electric mit sehr guten Quartalszahlen überzeugt. Am Dienstag zog Siemens nun nach und veröffentlichte ein Rekordergebnis, das so allerdings vom Markt in etwa erwartet wurde. Vor allem dank der starken Schwellenländer stieg der Umsatz um zwölf Prozent, während die Auftragseingänge um 19 Prozent anzogen. Das Auftragsbuch von Siemens hat nun einen Wert von 92 Mrd. Euro. Die Aktie kam dennoch nicht richtig vom Fleck. Das Bild wird allerdings durch den Dividendenabschlag etwas verzerrt, denn seit dem gestrigen Mittwoch wird die Aktie ex Dividende von 2,70 Euro gehandelt.
US-Unternehmen mit gemischten Ergebnissen
Weniger gut waren dagegen die Zahlen des Internetpioniers Yahoo!. Der Umsatz sank im Schlussquartal 2010 um zwölf Prozent auf 1,53 Mrd. USD. Nur aufgrund eines rigiden Sparkurses und Stellenstreichungen gab es trotzdem einen Gewinnzuwachs auf 0,24 USD je Aktie. Das entlastet die Firma zwar vorläufig, langfristig ist sparen alleine jedoch keine erfolgsversprechende Firmenstrategie. Für das erste Quartal 2011 hat Yahoo! vorsorglich schon einmal die Erwartungen gedämpft. Auch beim US-Flugzeugbauer Boeing läuft es nicht rund. Der Gewinn im Schlussquartal 2010 sank um neun Prozent, weil Boeing weniger Flugzeuge auslieferte. Die ewigen Probleme um den Dreamliner belasten zusätzlich. Das dürfte auch das Ergebnis 2011 negativ beeinflussen. Insgesamt überwiegen jedoch die positiven Unternehmensnachrichten, auch wenn es erwartungsgemäß zu mehr Enttäuschungen kommt als noch in der letzten Quartalssaison.
DAX bleibt auf Rekordkurs – wie lange noch?
Der DAX konnte erneut ein neues Jahreshoch markieren. Ein signifikanter Ausbruch über den Widerstand bei 7.160 Punkten ist jedoch noch nicht gelungen. Dies wäre erst bei einem DAX von 7.200 Punkten oder höher der Fall. Sollte der Ausbruch bestätigt werden, ist mit einem weiteren Vormarsch bis auf 7.500 Punkte zu rechnen.
Fazit:
Noch reichen die Unternehmensmeldungen, um die Märkte weiter nach oben zu bewegen. Es besteht zwar noch weiteres Aufwärtspotenzial, die Dynamik dürfte aber zunehmend erschlaffen.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.