DAX: Stabilisierung oder weiterer Kursrutsch?
Die Anleger hat in den letzten Tagen der Mut verlassen.
Der Konflikt in Korea, der Ausbruch der Vogelgrippe in Asien, die anhaltende Eurokrise und am Ende auch noch enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA brachten eine deutliche Korrektur. Und zudem sorgte der Beginn der Quartalssaison in den USA für Zurückhaltung. Da half es dem DAX auch nichts, dass in Deutschland Auftragseingänge und Industrieproduktion im Februar nach dem Rückschlag im Januar wieder nach oben zeigten. Das darf man übrigens von den Zahlen zur Entwicklung der Industrieproduktion in Frankreich, Spanien und Italien am Mittwoch nicht erwarten; immerhin könnte sich aber der Abschwung im übrigen Europa zumindest abflachen.
US-Arbeitsmarktzahlen enttäuschen
Es war überraschend, wie gut die US-Wirtschaft bislang die staatlichen Ausgabenkürzungen und die weiterhin drohende Fiskalklippe weggesteckt hat. Nun zeigen die jüngsten Konjunkturdaten aber einen Rückschlag. So war der Beschäftigungsaufbau im März mit +88.000 deutlich geringer als erwartet. Offenbar sind viele Unternehmer verunsichert und halten sich mit Neueinstellungen lieber zurück. Auch die Einkaufsmanager-Indizes in den USA zeigten Rückschläge. Es sieht derzeit so aus, als würde die Konjunktur im zweiten Quartal an Schwung verlieren. Der Aufschwung in den USA ist von diesem Dämpfer aber nicht grundsätzlich bedroht; die Erholung geht weiter. Am Freitag werden die Einzelhandelsumsätze und das Konsumklima weitere Einblicke in die aktuelle Wirtschaftslage ermöglichen. Marktbewegender dürfte dagegen die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung am Mittwoch sein.
BIP-Daten aus China
Während die letzten US-Konjunkturdaten und auch die Zahlen aus Europa enttäuschten, kamen aus China Lichtblicke, die Einkaufsmanagerindizes zeigen wieder nach oben. Zudem ging die Inflationsrate deutlicher zurück als erwartet – das hat die Wahrscheinlichkeit einer Straffung der Geldpolitik verringert. Bald werden auch die BIP-Zahlen für das erste Quartal veröffentlicht – der genaue Termin steht aber nicht fest. Es ist zu befürchten, dass es allenfalls eine geringe Wachstumsbeschleunigung gegenüber den +7,9 Prozent im vierten Quartal 2012 gegeben hat. Mit einer ernsten negativen Überraschung rechnen wir aber nicht.
Die Geldpolitik bleibt extrem expansiv
All dies zeigt: Die Entwicklung der Weltkonjunktur bleibt holprig – und das dämpft die Kursentwicklung an den Börsen. Die Tendenz zeigt unserer Einschätzung nach aber trotz allem nach oben. Das Positive daran ist aber, dass eine Wende in der Geldpolitik in nächster Zeit nicht zu befürchten ist. Im Gegenteil: EZB-Chef Draghi hat mit seinem Statement nach der Sitzung in der letzten Woche die Tür für weitere Sondermaßnahmen zur Stützung der Konjunktur geöffnet. Beim Treffen im Mai dürften entsprechende Beschlüsse fallen – selbst eine Zinssenkung ist nicht ausgeschlossen. Und die Bank of Japan hat ohnehin die Geldschleusen weit geöffnet.
Fazit
Die Charttechnik beim DAX hat sich durch den Fall unter die Unterstützung bei 7.750 Punkten wieder deutlich verschlechtert. Verantwortlich für den Kursrückgang war ein Cocktail aus belastenden Meldungen. Viele rechnen nun mit einer Wiederholung der starken Korrektur vom zweiten Quartal 2012. Wir erwarten das nicht, denn die Situation ist eine völlig andere als damals. Kurzfristig kann der Abwärtsdruck aber anhalten – das hängt auch vom Verlauf der beginnenden Quartalssaison in den USA ab. Mittelfristig erwarten wir eine volatile Seitwärtsbewegung.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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