DAX: Nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm?

In den folgenden Tagen gab es wieder eine Kurserholung, die vor allem von der Hoffnung auf ein neues Konjunkturpaket in den USA getragen wurde. Die schließlich von Präsident Obama vorgestellten Maßnahmen waren zwar keine Enttäuschung, reichten aber nicht aus, um die Konjunkturängste zu vertreiben. Vor allem aber eskalierten am Freitag erneut die Sorgen um eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands und auch der DAX stürzte erneut ab.

Hohe Volatilität an den Märkten

Die Börse ist im Moment anscheinend nur noch von Psychologie getrieben – wie dies eben gerade in Krisenphasen so üblich ist. Kennzeichnend dafür ist auch eine hohe Volatilität. Das zeigt sich z.B. an den Kurssprüngen der adidas-Aktie seit Anfang August. Nach dem Absturz vom Hoch bei 57 Euro schwankt sie zwischen 43 und 50 Euro hin und her. Und das obwohl die Geschäftszahlen sehr gut sind und der Vorstand erst vor kurzem die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigte, also keine unmittelbaren Risiken für die Gewinnentwicklung bestehen. Es sieht so aus, als würden an der Börse Panikverkäufer immer öfter auf langfristig orientierte Investoren treffen, die günstig Aktien einsammeln. Das wäre ein gutes Zeichen, schließt aber einen erneuten Kursrutsch nicht aus.

Infineon: Unterstützung bei 5,00 Euro hält

Die kräftige Erholung im DAX am Mittwoch wurde von Infineon mit einem Plus von mehr als acht Prozent angeführt. Nach dem Absturz erholte sich die Chipaktie wieder. Es sieht so aus, als würde sich die starke Unterstützung im Bereich von 5,00 Euro als tragfähig erweisen. Infineon produziert für die Automobilindustrie und leidet daher derzeit unter der Eintrübung der konjunkturellen Aussichten für die Branche. Doch nach dem Kursrutsch ist ein kräftiger Gewinnrückgang bereits eingepreist – aber der muss keineswegs kommen. Auf Basis der für das laufende Geschäftsjahr erwarteten Gewinne – und die sind so gut wie sicher – ist die Aktie jedenfalls mit einem moderaten KGV von 8,2 bewertet.

Trichet schickt den Euro nach unten

Doch die Konjunkturrisiken sind da, das sieht auch EZB-Chef Trichet so. In seinem Statement nach der Sitzung am Donnerstag – die wie erwartet keine Änderung der Geldpolitik brachte – reduzierte er die Wachstums- und Inflationsprognosen für die Währungszone. Das kann als Vorbereitung für eventuell nötige stimulierende Maßnahmen bei der nächsten Sitzung gewertet werden. Der Börsianer hätten lieber etwas Konkretes gehabt und auch der Euro gab nach. EUR/USD fiel unter die Unterstützung bei 1,4000 USD, der unteren Begrenzung der seit Monaten bestehenden Seitwärtsrange. Die Charttechnik spricht nun dafür, dass sich der Rückgang fortsetzt, und zwar bis etwa in den Bereich von 1,3550 USD.

Fazit

Die Märkte bleiben extrem nervös. Mittwoch und Donnerstag brachten zwar etwas Entspannung an den Börsen, aber nicht für lange. Am Freitag ging es wieder nach unten und ein Rutsch bis zur 5.000-Punkte-Marke ist nach wie vor möglich.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.