DAX: Kommt jetzt eine Korrektur?
Da ist sie wieder, die Unsicherheit an den Märkten.
Klarheit hatte man sich von der Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch erhofft; Klarheit über den Einstieg in den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm. Doch die Fed lieferte nicht einmal kleine Hinweise darauf, wann genau dieser Zeitpunkt sein wird. So scheiden sich die Geister der Volkswirte, von denen manche schon Mitte Dezember das sogenannte tapering erwarten, andere erst im März.
Nur Das Kaffeesatzlesen hat Hochkonjunktur
Und so geht das muntere Ratespiel, das wir eigentlich schon abgehakt hatten, von neuem los, Déjà-vu am Aktienmarkt also. Erstaunlicherweise wurde der Shutdown, also die zwischenzeitliche Schließung zahlreicher Behörden und Regierungsstellen, mit keinem Wort erwähnt. Daraus lässt sich schließen, dass die Fed die Bedeutung des Shutdown für die US-Wirtschaft entweder als gering einstuft oder wegen fehlender Statistiken noch gar nicht beurteilen kann. Letztlich werden die makroökonomischen Daten über den Ausstieg aus den Anleihekäufen entscheiden und die waren zuletzt immer noch nicht berauschend. Dennoch interpretierten viele Volkswirte die Fed-Sitzung als Zeichen dafür, dass die Anleihekäufe wohl doch eher als gedacht reduziert werden könnten. Mehr als Kaffeesatzleserei ist das im Moment aber nicht.
Auch die Zahlenflut geht weiter
Neben der Geldpolitik gab es in der Berichtswoche eine wahre Zahlenflut von den Unternehmen zu verarbeiten. Apple und Facebook übertrafen die Prognosen, dann folgten GM, Ford und auch VW. Dank der guten Performance der VW-Tochter Porsche konnten die Wolfsburger ein starkes Zahlenwerk für das 3. Quartal vorlegen. Zahlreiche Analysten erhöhten bereits ihre Kursprognosen, so z. B. die Citigroup auf 224 Euro. Aus charttechnischer Sicht gilt es jedoch erst einmal den Widerstand bei 190 Euro zu knacken. Auch der Pharmariese Bayer konnte überzeugen, die Jahresprognose wurde bestätigt. In Frankreich gab es mit BNP Paribas und unserem Musterdepotwert Alcatel-Lucent besonders positive Meldungen. Negative Ausreißer waren allerdings auch dabei, so von der Deutschen Bank und die Deutschen Börse, denen hohe Prozesskosten wegen Geschäfte am US-Immobilienmarkt bzw. mit dem Iran drohen. Aus dem Ölsektor kamen schlechte Zahlen von Royal Dutch und Total, in Japan senkte Sony die Prognose. Dennoch: der überwiegende Teil der Zahlenflut ist als robust oder zumindest solide einzustufen.
Fazit
Rallye oder Korrektur? Noch ist nicht entschieden, wie sich der DAX in den nächsten Wochen entwickeln wird. Die Voraussetzungen für weiter steigende Kurse sind jedenfalls gegeben. Rein statistisch gesehen ist der November ein guter Börsenmonat. Hauptrisikofaktor bleibt aber die Unsicherheit über die Drosselung der US-Anleihekäufe. Aus charttechnischer Sicht ist die 9.000er-Marke entscheidend. Noch schaffte der DAX keinen signifikanten Break, der weitere Käufe auslösen könnte.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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