DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Eine Alcoa macht noch keinen Sommer

12.10.09 09:13 Uhr

DAX: Eine Alcoa macht noch keinen Sommer | finanzen.net

Die Börsen stehen derzeit ganz im Zeichen der Quartalszahlen aus den USA.

Nachdem Alcoa am Mittwoch den Auftakt machte und deutlich positiv überraschte (Details unten), ging es daher weiter nach oben. Die Sitzungen der EZB und der Bank of England interessierten dagegen kaum jemanden. Kein Wunder, standen sie doch unter dem Motto: „Weiter so“. Es wird weiter Geld in die Wirtschaft gepumpt. Das bereitet nicht wenigen Sorgen, weshalb der Goldpreis auf ein neues Allzeithoch stieg. Im DaxVestor finden Sie eine ausführliche Analyse dazu.

Alcoa überrascht positiv

Schon im Vorfeld der Bekanntgabe der Quartalszahlen war die Aktie von Alcoa kräftig gestiegen. Der US-Aluminiumhersteller konnte die Vorschusslorbeeren schließlich mehr als rechtfertigen: Überraschend kehrte das Unternehmen unter Leitung des Ex-Siemenschefs Kleinfeld nach drei Verlustquartalen in die Gewinnzone zurück. Zu verdanken ist dies massiven Einsparungen, der Entlassung von 19.000 Mitarbeitern und dem wieder gestiegenen Aluminiumpreis. Trotzdem dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen, denn am Aluminiummarkt besteht trotz der weltweiten Produktionskürzungen immer noch ein massives Überschussangebot. Auch wenn die Preise für andere Metale 2010 anziehen sollten, bei Aluminium ist das kaum zu erwarten. Dennoch: Wenn sich die Aufwärtsbewegung an den Börsen fortsetzt, kann auch die Alcoaaktie noch weiter steigen.

Monsanto überzeugt weniger

Das Gegenmodell zu Alcoa ist derzeit der Agrarriese Monsanto: Das US-Unternehmen traf zwar beim Gewinn mit 2,0 Cents je Aktie in etwa die Erwartungen, aber die Umsatzzahlen enttäuschten. Immerhin bestätigte der Vorstand seine bisherige Prognose eines Gewinns von 3,10 bis 3,30 USD je Aktie für das am 1. September gestartete Geschäftsjahr. Das entspricht aber einem ambitionierten KGV von 22,5, was die weiterhin schwache Aktienkursentwicklung erklärt.

Bankenaktien im Blickpunkt

Doch Monsanto oder andere Stimmungskiller interessieren im Moment nicht, stattdessen stürzt man sich an der Wall Street lieber auf die Finanztitel, die in den nächsten Wochen Quartalszahlen vorlegen. Es wird dasselbe Spiel betrieben wie bei Alcoa: Die Aktien von JP Morgen, Wells Fargo und Bank of America steigen in Erwartung positiver Ergebnisse und nach Analystenempfehlungen kräftig. Einzig die Citigroup fällt da aus dem Rahmen, denn hier erwartet man einen weiteren Verlust.

Stahltitel im Aufwind – adidas unter Druck

Das positive Ergebnis von Alcoa und die wieder gestiegenen Rohstoffpreise beflügelten weltweit vor allem die Rohstoffaktien. Am deutschen Aktienmarkt profitierten davon die Stahlwerte ThyssenKrupp und Salzgitter. Nicht nur aus unserer Sicht ist die Euphorie für diese Branche übertrieben. Salzgitterchef Wolfgang Leese sieht derzeit nur ein Zwischenhoch für seine Branche und rechnet damit, dass erst 2012 wieder das Niveau von 2007 erreicht wird. Ungemach gibt es dagegen bei adidas: Eine Wandelanleihe wurde vorzeitig aufgekündigt und nun besteht die Gefahr, dass die meisten Inhaber der Anleihe ihr Wandlungsrecht ausüben. Das könnte bis zu 15,7 Mio. neue Aktien auf den Markt werfen und würde zu einer deutlichen Verwässerung des Gewinns pro Aktie führen. Die Aktie ist am Widerstand bei 36,50 Euro gescheitert und dürfte vorerst weiter unter Druck bleiben. Sollte die Unterstützung bei 34,00 Euro gebrochen werden, dann wird es weiter abwärts gehen.

DAX auf dem Weg zu neuem Jahreshoch?

Nachdem der DAX zu Beginn letzter Woche noch angeschlagen schien, hat sich die Stimmung rasch wieder ins Positive gedreht. Sollte der Widerstand bei 5.750 Punkten genommen werden, dann wird sich der Kursanstieg bis auf 5.850 Punkte fortsetzen.

Fazit

Eine Alcoa allein macht noch keinen Sommer. Die meisten Anleger werden abwarten, bis ein Trend bei den Quartalszahlen erkennbar ist, bevor sie sich positionieren. Starke Aufwärtsdynamik beim DAX wird es daher vorerst wahrscheinlich nicht geben.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.