DAX vor einem Rückschlag?
Die Wall Street und in deren Gefolge auch der DAX konnten sich auf hohem Niveau behaupten, ...
... obwohl die Konjunkturdaten in dieser Woche teilweise enttäuschten. Positiv wurde aufgenommen, dass die Bank of Japan am Devisenmarkt intervenierte, um den Aufwertungstrend des Yens zu stoppen.
Die Unternehmen sitzen auf viel Cash
Zudem macht sich vor allem in den USA Optimismus breit, weil die Unternehmen zum Teil auf viel Cash sitzen und angesichts der stabileren Wirtschaftslage nun beginnen, dieses zu verwenden, und zwar für Aktienrückkäufe, Akquisitionen und höhere Dividenden. Der hohe Bargeldbestand bei den Unternehmen ist zwar meiner Ansicht nach indirekt auch eine Folge des Überschwemmens der Märkte mit Liquidität, nichtsdestotrotz bedeutet aber der Einsatz dieser Gelder zum Nutzen der Aktionäre, dass die Kurse steigen – oder im Falle einer stärker nachlassenden Konjunkturdynamik zumindest gestützt werden. Welche Folgen das für die Kurse einzelner Aktien haben kann, zeigt der Kurssprung des Dow-Jones-Wertes Travellers Cos. Der Versicherungskonzern kündigte eine Aufstockung seines Aktienrückkaufprogramms an.
ZEW-Konjunkturerwartungen fallen deutlich
In Deutschland reihte sich der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen in die Phalanx zuletzt eher enttäuschender Frühindikatoren für die deutsche Wirtschaft ein: Er fiel überraschend stark von +14,0 auf -4,3 und damit in den negativen Bereich. Das ist angesichts der aktuell hohen Wachstumsdynamik allerdings auch nicht wirklich ein Beinbruch, sondern bestätigt lediglich das, was ich an dieser Stelle schon öfters geschrieben habe: Der Konjunkturzyklus hat auch in Deutschland seinen Höhepunkt überschritten. Das bedeutet nicht gleich, dass es nun einen Abschwung gibt, sondern nur dass sich das Wachstumstempo verlangsamt. Übrigens fielen auch die ZEW-Konjunkturerwartungen für die Schweiz auf -5,1 Punkte.
Droht Gefahr aus Asien?
Die größte Bedrohung für die Stimmung an den Börsen kommt derzeit vielleicht aus Asien. In China werden – völlig zu Recht – weitere Maßnahmen der Regierung zum Ausbremsen der Spekulanten am Immobilienmarkt erwartet. Ganz klar ist aber, dass die Wachstumsdynamik in Asien nachgelassen hat und auch die Gewinne der Unternehmen nicht mehr so üppig steigen werden. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen auf Jahressicht allenfalls mit einer Seitwärtsbewegung an Asiens Börsen – das gilt natürlich nur im Schnitt, auch in Asien wird es Outperformer und Underperformer geben. Positive Impulse für die Börsen in Europa oder den USA sind aber wohl nicht mehr zu erwarten.
DAX auf dem Weg zum Jahreshoch?
Insgesamt bewegte sich der DAX in den letzten Tagen in einer engen Tradingrange zwischen 6.230 und 6.290 Punkten. Am Freitag erfolgte kurzfristig ein Ausbruch aus dieser Range nach oben, doch das war nicht von Dauer. Die Wall Street reagierte negativ auf den überraschenden Rückgang des Konsumklimaindex der Uni Michigan und das zog auch den DAX wieder nach unten. Ein Anstieg des DAX bis zum Jahreshoch bei 6.380 Punkten ist zwar nach wie vor nicht ausgeschlossen, ich rechne aber nach dem starken Kursanstieg seit Anfang September eher mit einer möglicherweise sogar heftigen Korrektur.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.