Ein Jahr Citi-Investmentbarometer
Die europäische Schuldenkrise hielt die Finanzmärkte 2011 in Atem.
Je nach Nachrichtenlage waren bei wichtigen Börsenindizes Tagesschwankungen von mehreren Prozent keine Seltenheit. Auch die Anleihe- und Rohstoffmärkte waren von hoher Nervosität in Form von beträchtlicher Volatilität und plötzlichen Richtungswechseln geprägt.
Das äußerst schwierige Börsenjahr hinterließ auch bei der Stimmung der Anleger deutliche Spuren. Diese Erkenntnis legen die Ergebnisse des „Citi-Investmentbarometers“ nahe. Bei dieser Umfrage werden im dreimonatigen Turnus private und professionelle Marktteilnehmer – Vermögensverwalter, Bankberater und Produktmanager – zu ihren Markteinschätzungen hinsichtlich verschiedener Anlageklassen und Investmentprodukte befragt. Initiiert wurde sie im ersten Quartal 2011 von Citigroup Global Markets Deutschland AG (Citi Deutschland) in Zusammenarbeit mit TNS Infratest und bisher vier Mal durchgeführt. Grundsätzlich hat bei allen bisherigen Citi-Investmentbarometern überrascht, wie eng die Ergebnisse der beiden Anlegergruppen beieinander liegen. Das zeigt, dass Privatanleger sich zunehmend bei Finanzfragen professionalisieren. In einer entwickelten Informationsgesellschaft scheinen sowohl die Profis als auch die Privaten auf ähnliche Quellen zurückzugreifen.
Auffällig ist, dass sich das allgemeine Investmentklima im Laufe des vergangenen Jahres im Gleichschritt mit der zunehmenden Verschärfung der Finanzkrise immer weiter eingetrübt hat: Während im ersten Quartal 2011 die Einschätzungen der befragten Privatanleger auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 einen Wert von plus 49 und plus 46 für professionelle Marktteilnehmer erreichten, ergaben die Werte für das letzte Quartal nur noch plus 19 für Privatanleger und plus 13 für professionelle Marktteilnehmer. Der Anteil der Privaten, die steigende Aktienkurse erwarten, ist im Jahresverlauf um rund die Hälfte auf nur noch 21,9 Prozent gesunken. Bei den Profis fiel der Rückgang noch stärker aus. Insofern dürfte die seit dem Jahreswechsel 2011/12 währende Kursrallye die Anleger überrascht haben. Wobei das laufende Quartal ja noch nicht abgeschlossen ist.
Als treffsicher präsentierten sich Umfrageteilnehmer hingegen bei der Frage nach der künftigen Entwicklung des Goldpreises: Abgesehen vom dritten Quartal kletterte der Anteil der „Gold-Bullen“ bei beiden Anlegergruppen im Jahresverlauf. Der Goldpreisanstieg seit Anfang 2012 gibt den Umfrageteilnehmern Recht. Beim Öl zeigten sich die Privaten sogar prognosesicherer als die Profis: Mit überwältigender Mehrheit sagten sie in allen vier bisherigen Umfragen steigende Notierungen voraus. Einig sind sich beide Anlegergruppen in der Frage, ob der Euro noch zu retten sei: Während 81 Prozent der Privatanleger an die europäische Einheitswährung glauben, sind es bei den Profis sogar 94 Prozent. Allerdings hielten 76 Prozent der Privatanleger und immerhin 60 Prozent der professionellen Marktteilnehmer weitere Schuldenschnitte für unvermeidlich, die sich jetzt auch bewahrheitet haben.
Dirk Heß, Finanzexperte der Citi, schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Leiter öffentlicher Vertrieb Deutschland & Österreich Equity & Private Investor Solutions besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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