Börse Frankfurt-News: "Verschnaufpause steht an" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Gelingt dem DAX der nachhaltige Sprung über die 17.000-Punkte-Marke? Da herrscht aktuell Skepsis. Auch technisch spricht einiges für einen Seitwärtstrend. Grundsätzlich werde der deutsche Aktienmarkt aber von der soliden Konjunktur anderenorts profitieren, erwarten Analysten.
12. Februar 2024. Erst mal weiter hohe Zinsen, schlechte Wirtschaftsdaten in Europa, US-Immobilienkrise - das alles scheint am Aktienmarkt derzeit nicht zu stören. In den USA erreichten S&P 500 und Nasdaq 100 am Freitag abermals neue Rekordhochs. "Wall Street außer Rand und Band", formuliert es Christian Henke von IG. Der DAX, der vergangenen Dienstag das neue Allzeithoch von 17.049,52 Punkten markiert hatte, schaffte es zwar nicht ganz über die 17.000-Punkte-Marke. Der Index hielt sich aber auf hohem Niveau und ging mit 16.926,50 Punkten aus dem Handel. Am Montagmorgen steht der DAX immer noch bei 16.966 Punkten.
Grund für die gute Laune: die Zahlen der US-Tech-Konzerne, viel KI-Euphorie, eine durchaus solide US-Konjunktur und die Überzeugung, dass die Zinsen bald gesenkt werden können. Hinweise zum weiteren Vorgehen der US-Notenbank erhofft man sich diese Woche von den aktuellen US-Verbraucherpreisen. Nach Ansicht von Thorsten Weinelt von der Commerzbank wird es S&P 500 und DAX angesichts fehlender Impulse diese Woche aber wohl schwerfallen, die in der letzten Woche erreichten wichtigen Marken dauerhaft zu überwinden. "Kommt keine wesentliche Überraschung von der US-Inflationsrate, dürfte erst einmal eine Verschnaufpause anstehen."
Schlechte Konjunktur, gute Börse
Ulrich Kater von der DekaBank zeigt sich durchaus zuversichtlich für den deutschen Aktienmarkt. Die Wirtschaft hierzulande werde nach der Schrumpfung 2023 in diesem Jahr zwar nur stagnieren, im Rest der Welt sehe es zum Glück aber anders aus. "Davon profitieren auch die in Deutschland börsennotierten Unternehmen", erklärt Kater. Die Gewinnentwicklung im vierten Quartal 2023 schaffe eine solide Basis für Gewinnzuwächse der Unternehmen 2024. "In Kombination mit einer nur moderaten Bewertung und einer perspektivisch wieder lockerer werdenden Geldpolitik spricht dies für einen weiteren Anstieg der Kursnotierungen." Die Bank sieht den DAX in zwölf Monaten bei 18.000 Zählern.
Keine Finanzkrise 2.0
Um die vergangene Woche aufkochende US-Gewerbeimmobilienkrise, die auch die Deutsche Pfandbriefbank erschüttert hat, macht sich Hannah Thielcke von der Weber Bank keine großen Sorgen. Sie geht zwar davon aus, dass Banken nun hohe Abschreibungen tätigen und Kreditausfälle hinnehmen müssen. "Sowohl in den USA als auch in der Eurozone sollten insbesondere die großen und kapitalstarken Banken diese Probleme allerdings gut meistern können", meint sie. Trotzdem betrachte die Bank den Markt weiterhin mit Argusaugen, um Anzeichen für systemische Risiken frühzeitig zu erkennen.
Seitwärtstrend passt zur Saisonalität
"Die Marke von 17.000 Punkten bereitet dem DAX derzeit mehr Probleme, als sich das viele Marktteilnehmer vorgestellt haben", bemerkt Charttechniker Christoph Geyer. Dabei passe die aktuelle Seitwärtsbewegung zur Saisonalität. Im Bereich der 17.000er-Marke habe sich ein kleiner Widerstand aufgebaut. "Die Indikatoren hatten Verkaufssignale generiert, die einen weiteren Anstieg gebremst haben", erläutert Geyer. Diese Signale würden nun durch die Seitwärtsbewegung abgebaut. Da auch Divergenzen zu erkennen seien, werde auch die neue Woche kaum mit Aufwärtsbewegungen aufwarten. "Die positiven US-Vorgaben sollten aber einen Einbruch verhindern."
Unterdessen geht die Berichtssaison weiter, diese Woche legen unter anderem ThyssenKrupp, Commerzbank, Airbus, Renault, Orange und Stellantis die Bücher öffnen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Dienstag, 13. Februar
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen Februar. Die Zahlen werden nach Einschätzung der DekaBank ein gemischtes Bild zeichnen. Während die Lageeinschätzung der Finanzmarktanalysten wohl zurückgegangen sei, würden die Konjunkturerwartungen wohl ansteigen. Zusammengenommen ergebe sich ein Rückgang.
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Januar. Die neuen Zahlen werden schwer zu interpretieren sein, da sie auf einem neu angepassten Warenkorb basieren, erklärt die Commerzbank. Sie geht aber davon aus, dass die Kernrate um 0,3 Prozent gestiegen ist, im selben Tempo wie in den beiden vorangegangenen Monaten. Die Gesamtrate habe wohl angesichts der niedrigeren Energiepreise nur um 0,2 Prozent zugelegt. Insgesamt sei die Aussagekraft dieser Zahlen aber begrenzt.
Donnerstag, 15. Februar
14.30 Uhr. USA:Einzelhandelsumsätze Januar. Niedrigere Benzinpreise sowie ein Rückgang der Autoverkäufe sind laut DekaBank zwei Belastungsfaktoren für die Einzelhandelsumsätze.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Januar.
Samstag, 17. Februar
Seminar "Geldanlage für Frauen" - online. Der erste Teil ("An die Börse, fertig, los! Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge") befasst sich mit der Geldanlage aus weiblicher Perspektive, den Grundlagen von Investments und den ersten Schritten zum Sparplan und/oder Depot.
Von: Anna-Maria Borse, 12. Februar 2024, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)