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Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: "Abgekoppelt"

12.03.25 16:22 Uhr

Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: "Abgekoppelt" | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zwar halten sich deutsche Aktien recht stabil. Allerdings sieht Joachim Goldberg dahinter weniger die heimische Nachfrage. Das könnte problematisch werden.

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12. März 2025. Auch während der abgelaufenen Sentiment-Woche hat sich der DAX im Vergleich besser geschlagen als die großen US-Indizes S&P 500 und Nasdaq. Nicht nur, weil der DAX noch zu Beginn mit einem neuen Allzeithoch glänzen konnte. Letzteres wahrscheinlich auch begünstigt durch die Wachstumshoffnungen, die von dem hierzulande angepeilten Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro für Instandsetzung und Infrastruktur sowie der Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben bei den Investoren geweckt wurden. Auch den sich anschließenden Absturz der Aktienkurse, der primär von den USA und dem Wirrwarr um die Handelszölle ausging, hat der DAX vergleichsweise gut überstanden: Während wir hierzulande (nach einem Einbruch von rund 5,2 Prozent) stichtagsbezogen lediglich ein Minus von 1,5 Prozent verbuchen müssen, verloren vorgenannte Indizes im vergleichbaren Zeitraum ein Mehrfaches an Wert - der DAX hat sich also von den US-Aktien abgekoppelt.

Von Kapitalströmen profitiert

Dass es hierzulande nur eine relativ moderate Korrektur im Aufwärtstrend gegeben hat, dürfte sich auch während der vergangenen Tage dem Zustrom ausländischer Kapitalzuflüsse (vornehmlich aus den USA) verdankt haben, deren Stärke vermutlich bislang noch nicht nachgelassen hat. Auch dass sich der Euro gegenüber dem US-Dollar ausgesprochen robust präsentierte, spricht für diese These.

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Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche etwas eingetrübt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich um 5 Punkte auf einen neuen Stand von +2 zurückgebildet. Zum einen, weil es leichte Gewinnmitnahmen bei den Optimisten gegeben hat, vielleicht sogar fast optimal im Bereich der von uns anvisierten Zone (23.400/23.450 Zähler). Indes: Der Zuwachs bei den Pessimisten in Höhe von 4 Prozentpunkten verdankt sich zu drei Vierteln vormals neutral eingestellten Investoren. Interessant ist auch, dass seitens der Bären trotz des deutlichen zwischenzeitlichen Rücksetzers des DAX keine Gewinnmitnahmen vorgenommen wurden.

Wenig Veränderung hat es stattdessen bei den Privatanlegern gegeben, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index lediglich um einen Punkt auf einen neuen Stand von +5 gestiegen ist. Dabei hat sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären etwas verringert. Aber hinter den Kulissen muss sich im Gegensatz zur Vorwoche bei separater Betrachtung derjenigen, die wir über Social Media befragen, und den übrigen Anlegenden eine Menge getan haben.

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Gespaltene Privatanleger

Zum einen, weil sich Letztere in großem Stil von ihren bearishen Engagements (25 Prozent aller Befragten!) getrennt haben, während sich die über Social Media Befragten in ähnlicher Größenordnung entgegengesetzt von der Bullen- auf die Bärenseite bewegt haben. Diese Untergruppe zeigt sich zum allerersten Mal seit Beginn der relativ kurzen Aufzeichnungshistorie (September 2023) deutlich bearisher als die übrigen Privatanleger, die ihrerseits anscheinend den DAX-Rücksetzer zu Dip-Käufen genutzt haben, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index in dieser Untergruppe nun bei +20 liegt. Das entspricht einem Zuwachs von 36 Punkten. Es besteht also eine große Stimmungskluft zwischen diesen beiden Untergruppen, allerdings nunmehr mit umgekehrten Vorzeichen.

Im Gegensatz dazu tut sich zwischen privaten und institutionellen Anlegern nur eine geringe Stimmungskluft auf. Während unter den Privatanlegern eine deutliche Zerrissenheit in der Einschätzung der zukünftigen DAX-Entwicklung erkennbar ist, bewegen sich die institutionellen Investoren fast auf neutralem Terrain, in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate sind sie leicht optimistisch. Unter dem Strich hat sich die Sentiment-technische Situation gegenüber der Vorwoche nur wenig verändert, genau genommen hat sie sich minimal verbessert. Die Nachfragesituation hängt damit vor allen Dingen von weiteren Kapitalströmen in Richtung Eurozone ab, während die heimischen Investoren dem nicht so viel hinzuzufügen haben. Allerdings stellt sich die Frage, ob die vornehmlich aus den USA stammenden Kapitalströme auch noch weiter fließen werden, wenn die dortigen Aktienkurse weiter deutlich an Wert verlieren.

von Joachim Goldberg

12. März 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)