Börse Frankfurt-News: Corona-Ableger belastet (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach einer ertragreichen Woche am deutschen Aktienmarkt bremsen zum Wochenbeginn Meldungen über eine neue, aggressivere Corona-Variante.
21. Dezember 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von Besinnlichkeit scheinen Anleger so kurz vor den Festtagen wenig zu halten. Der deutsche Aktienindex verbuchte vergangene Woche bei einem Schlusskurs von 13.630 Punkten ein Plus von 3,9 Prozent. Neue Rekorde gab es für den MDAX. Erstmals übersprang der 60 Werte umfassende Index die Marke von 30.000 und ging bei einem Stand von 30.405 Punkten aus dem Handel. Am Montag eröffnete der DAX mit 13.398 deutlich schwächer.
Die Entdeckung einer neuen, nach Angaben britischer Wissenschaftler ansteckenderen Corona-Variante bremst zum Wochenbeginn die gute Laune an den Märkten. Die Bundesregierung und andere europäische Länder hatten gestern Flugverbote ausgesprochen und teilweise Grenzschließungen verhängt. So wird der DAX nach Ansicht von Thomas Altmann von QC Partners seine Jagd nach einem neuen Allzeithoch im besten Fall kurzfristig zunächst abbrechen müssen. Im ungünstigsten Fall folge eine Trendwende.
Knackpunkte Fischereirechte
Politisch steht mit den zähen Brexit-Verhandlungen noch ein wichtiges Thema auf dem Programm. Die Fischereirechte könnten das Ende eines geregelten EU-Austritts Großbritanniens bedeuten. Sollten sich Brüssel und London bis Jahresende doch noch einigen, werde der Vertrag vermutlich vorläufig in Kraft treten und im Nachhinein vom EU-Parlament ratifiziert werden. Aktionäre rechnen weiterhin mit einem Deal in letzter Minute. Ein Scheitern der Gespräche könnte das grundsätzliche Vertrauen in die Märkte bröckeln lassen.
US-Hilfspaket steht
Auf der Habenseite steht die Einigung im US-Senat über weitere Corona-Hilfen im Umfang von fast 900 Milliarden US-Dollar. Damit wird ein monatelanges Hin und Her beendet. Nach der Zustimmung im Kongress sollen mit den Mitteln unter anderem die Arbeitslosenhilfen aufgestockt und eine Einmalzahlung von 600 US-Dollar an viele Bürger geleistet werden.
Grundsätzlich optimistisch
Mittelfristig sehen Marktteilnehmer nach Ansicht von Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank weniger die gegenwärtige Lage, sondern setzten angesichts der Fortschritte beim Impfen und der Aussicht auf nach wie vor reichlich vorhandenem Zentralbankgeld auf eine an Tritt gewinnende Konjunktur.
Ähnlich beurteilt Helaba-Analyst Markus Reinwand die Lage. Zwar hätten Aktionäre bereits viel Positives vorweggenommen, was im Normalfall für eine baldige Korrektur oder Konsolidierung spräche. Die Bereitschaft zum Aktienverkauf stuft Reinwand derzeit aber als begrenzt ein. Schließlich werde die Konjunktur nach einer zwischenzeitlichen Verlangsamung im kommenden Jahr aller Voraussicht nach wieder deutlich an Dynamik gewinnen. In dieser Situation die Pferde zu wechseln, ergebe wohl wenig Sinn.
Etwas Kosmetik
Für Andreas Lipkow von der Comdirect könnten Aktien durch Last Minute-Aktivitäten der Fondsmanager gestützt werden. Mit diesem so genannten Window Dressing versuchten institutionelle Anleger alljährlich, ihre Depots für den Schlussbericht herauszuputzen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Es stehen nur noch wenige Veröffentlichungen auf der Agenda. An den deutschen Börsen wird noch bis Mittwoch gehandelt. An der Wall Street und einigen europäischen Ländern gibt es am 24. Dezember einen verkürzten Handel.
Montag, 21. Dezember
9:00 Uhr: Deutschland: Indexanpassungen werden wirksam.
Ein Wechsel in MDAX, sechs in SDAX
Mittwoch, 23. Dezember
14.30 Uhr. USA: Konsumausgaben der privaten Haushalte November. Rückläufige Einzelhandelsumsätze deuten auf schwächere Daten, mitverursacht durch bestehende Corona-Einschränkungen in der sonst so umsatzstarken Zeit rund um Thangsgiving. Diese seien durch stärkere Ausgaben im Dezember zum Teil bereits kompensiert worden. Analysten rechnen mit einem Plus von 0,1 Punkten im Vergleich zum Vormonat.
Von: Iris Merker
21. Dezember 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)