Extrem erfolgreich: Das sind die besten MDAX-Werte
Aktien kleiner Unternehmen bringen oft mehr Rendite als Schwergewichte aus dem DAX. Der MDAX steht vor einer historischen Schwelle - der 20.000er-Marke.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Bodenständig und erfolgreich. Der schwäbische Anlagenbauer Dürr ist ein Musterbeispiel für den deutschen Mittelstand. Im Jahr 1895 von Paul Albert Dürr als kleiner Handwerksbetrieb gegründet, baute die Familie das Geschäft kontinuierlich aus, entwickelte bald komplette Anlagen. Mittlerweile setzt die Dürr AG in 28 Ländern weltweit mehr als drei Milliarden Euro um.
Vor allem in der Autoindustrie sind Anlagen von Dürr heute gefragt, zum Lackieren der Karosserien. Auf der Kundenliste finden sich alle wichtigen Unternehmen der Branche, angefangen bei den Riesen Toyota, General Motors und Volkswagen. Der Wert der Aktie legte über die vergangenen zehn Jahre um mehr als 950 Prozent zu.
Unternehmen wie Dürr sind typisch für den MDAX. Der Index umfasst 50 Unternehmen, die nach Börsenwert zu den größeren in Deutschland gehören, es aber nicht in den auf die Schwergewichte konzentrierten DAX geschafft haben. Viele dieser Mittelgewichte sind in der Provinz zu Hause, in Kleinstädten wie Bietigheim-Bissingen, Holzminden oder Metzingen. Selten sorgen die Mittelständler für große Schlagzeilen, umso öfter aber für gute Geschäftsergebnisse.
Entsprechend stark ist die Kursentwicklung der Aktien, auch im Verhältnis zu den Großkonzernen. Startpunkt für die Berechnung des MDAX ist wie beim DAX ein Stand von 1.000 Punkten zum Jahresende 1987. Während sich der DAX seitdem auf rund 11.000 vorgearbeitet hat, nähert sich der MDAX bereits einer ganz anderen Marke - den 20.000 Punkten.
Björn Glück, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Lupus Alpha in Frankfurt, sieht handfeste Gründe für die starke Entwicklung der deutschen Nebenwerte: "Kleine Unternehmen wachsen im Schnitt schneller als große. Das liegt daran, dass viele der kleinen auf ein einziges Produkt oder ein Geschäftsfeld fokussiert sind. Wenn die Nachfrage stimmt, ist der Hebel für Gewinnsteigerungen entsprechend stark. Bei großen Konzernen gibt es hingegen fast immer irgendwo eine Baustelle", erklärt Glück.
Immer in Bewegung
Auch auf den ersten Blick unscheinbare Details helfen dem MDAX: Die Sandwichposition zwischen DAX und dem Kleinwertesegment SDAX sorgt für eine stetige Auslese - von unten rücken immer wieder aufstrebende Firmen nach, die von der Masse der Investoren bis dahin kaum wahrgenommen worden sind. Wer hingegen in den DAX aufsteigt, hat sein Kurspotenzial bereits erheblich ausgeschöpft.Ebenfalls praktisch: MDAX-Werte sind groß genug, um international wettbewerbsfähig zu sein, ihr Börsenwert aber ist vergleichsweise niedrig. Wer keinen schützenden Großaktionär hat, wird in Schwächephasen darum schnell zum Übernahmekandidaten. Die Beteiligungsgesellschaft Permira etwa übernahm in einer solchen Phase die Kontrolle beim Modeunternehmen Hugo Boss und dem Medienkonzern ProSiebenSat.1. Den Aktienkursen hat das gut getan - beide Titel gehören zu den Top-Performern am deutschen Aktienmarkt.
Bei 50 Mitgliedern bietet der MDAX eine Vielfalt, die der DAX mit 30 Werten nicht bieten kann. Neben klassischen Branchen wie der Automobilindustrie sind auch Wirtschaftszweige vertreten, die man im DAX vergeblich sucht - Immobilienfirmen, Maschinenbauer, Medienkonzerne. Somit bildet der MDAX die ganze Breite der deutschen Wirtschaft besser ab als der DAX.
Für jeden Anlegertyp hat das Mittelwertesegment etwas zu bieten: zum Beispiel hohe und relativ verlässliche Dividenden. Sechs Unternehmen kommen laut Datenbank der Redaktion auf Dividendenrenditen von mehr als dreieinhalb Prozent, also mehr als den Durchschnitt des DAX. Am meisten ist beim Medienkonzern RTL Group zu holen - auf Basis der aktuellen Analystenschätzungen für die nächste Ausschüttung sind es fast sechs Prozent. Der Versicherer Talanx und der Immobilienkonzern TAG Immobilien bieten mehr als vier Prozent und liegen damit deutlich über dem Durchschnitt von DAX und MDAX.
Weniger spektakulär sind die Dividendenrenditen bei Fielmann und Fuchs Petrolub. Beide Unternehmen werden noch immer von den Gründerfamilien kontrolliert und sind fast schon legendäre Dauerläufer. Fielmann ist die dominierende Optikerkette in Deutschland und profitiert davon, dass mit der alternden Gesellschaft die Nachfrage nach Sehhilfen stetig zunimmt. Fuchs produziert Schmierstoffe und ist in diesem Bereich weltweit der größte unabhängige Anbieter.
Offensiver sind MDAX-Aktien wie Aurubis. Europas größte Kupferhütte ist einer von gegenwärtig sechs Indexwerten, bei denen Analysten im laufenden Jahr ein Gewinnwachstum von mehr als 100 Prozent erwarten. Solche Steigerungsraten sind auch bei Nebenwerten meist nur dann realistisch, wenn ein Unternehmen in einer Sondersituation steckt. Bei Aurubis wurde der Nettogewinn im vergangenen Jahr durch Sondereffekte gedrückt, unter anderem durch einen Wartungsstillstand im Hamburger Stammwerk. Entsprechend niedrig ist die Ausgangsbasis für das neue Jahr.
Ähnlich sieht es bei der Metro Group aus. Der Handelskonzern leidet aufgrund seiner umfangreichen Aktivitäten in Russland unter dem schwachen Rubel. Das überschattet derzeit noch die eigentlich positive Entwicklung etwa bei der Elektronikkette Media-Saturn. Sollte sich die politische Lage in Russland entspannen, hätte die Metro einen zusätzlichen Gewinnhebel.
Wichtig für die Wertentwicklung des MDAX als Index ist besonders das Unternehmen Airbus. Der Flugzeughersteller ist nach Börsenwert das mit Abstand größte Unternehmen des Index und macht rund zehn Prozent des MDAX aus. ProSiebenSat.1, Brenntag, Gea Group sowie Symrise folgen mit jeweils rund fünf Prozent.
Starkes Gewinnwachstum
Nach fast sechs Jahren mit steigenden Aktienkursen sind auch die großen deutschen Nebenwerte nicht mehr billig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des MDAX liegt auf Basis der Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf Monate bei 18 und damit 25 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Dem steht allerdings die Aussicht auf ein deutliches Gewinnwachstum der Unternehmen entgegen. Die Landesbank Baden-Württemberg kalkuliert für die MDAX-Unternehmen mit einem Zuwachs von 16 Prozent im laufenden Jahr. Zum Vergleich: Den DAX trauen die Börsenprofis gegenwärtig lediglich eine Gewinnsteigerung von neun Prozent zu, also deutlich weniger. Sollte die deutsche Wirtschaft von größeren Rückschlägen, etwa einer Eskalation der Griechenland-Krise, verschont bleiben, dürfte ein Indexstand von 20 000 Punkten für den MDAX nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben sein.Investor-Info
Performance
Klein schlägt groß
Über die vergangenen zehn Jahre hat der MDAX einschließlich Dividenden rund 220 Prozent an Wert gewonnen. Der DAX schaffte im selben Zeitraum lediglich 145 Prozent. Der Chartvergleich zeigt aber auch, dass der MDAX in den Jahren 2007/08 deutlich stärker verloren hat als der DAX.
Dürr
Starke Dynamik
Der Lackieranlagenspezialist hat unter den MDAX-Werten die größte Aufwärtsdynamik ("Relative Stärke"). Das KGV liegt rund 20 Prozent über dem langjährigen Schnitt, die Integration des Maschinenbauers Homag könnte aber positiv überraschen.
Gea Group
Langfristig attraktiv
Der Anlagenbauer ist auf die Nahrungsmittelindustrie spezialisiert. Damit sollte Gea vom steigenden Wohlstand und der wachsenden Bevölkerung der Schwellenländer profitieren. Das macht die Aktie trotz der inzwischen recht hohen Bewertung zu einem attraktiven Langfristinvestment.
Fonds
Hauptsache Nebenwert
Am einfachsten in den MDAX investieren Anleger über börsennotierte Indexfonds, etwa den iShares MDAX Ucits (ISIN: DE 000 593 392 3), der den Index exakt nachbildet. Dividenden der Indexmitglieder werden bei diesem Produkt automatisch wieder investiert. Aktiv gemanagte Fonds setzen bei Nebenwerten nicht nur auf den MDAX, sondern auch auf Unternehmen aus SDAX und TecDAX. Überdurchschnittlich gut entwickelt haben sich über die vergangenen fünf Jahre der Lupus alpha Smaller German Champions (LU 012 923 309 3) und der Allianz Nebenwerte Deutschland (DE 000 848 176 3).
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag, isak55 / Shutterstock.com
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