Der Anlegerbrief Holger Steffen

Vorsicht bei Modekonzernen

02.04.15 09:48 Uhr

Vorsicht bei Modekonzernen | finanzen.net

Erstaunlich wohlwollend urteilt ein Großteil der Analysten über die Aktien deutscher Modekonzerne. Trotz spärlichem Wachstum werden den Bekleidungsfirmen hohe Bewertungen zugestanden - fundamental zu hohe.

Werte in diesem Artikel

Eine Kolumne von Holger Steffen, Head of Research von Der Anlegerbrief.

Modebranche im Umbruch

Zuletzt jedenfalls verlangsamte sich das Wachstum der hiesigen Großschneidereien deutlich. Und das hat seine Gründe: Nicht nur, dass der deutsche Modemarkt weitgehend gesättigt ist und kaum noch wächst. Auch veranlassen die erodierenden Einzelhandelsstrukturen viele namhafte Labels zum Aufbau eigener Filialnetze - ein längerfristig notwendiges, aber zunächst teures und mit einer Kannibalisierung des klassischen Großhandelsgeschäfts verbundenes Unterfangen.

Boss: Finanzinvestor macht Kasse

Das bekam auch Branchenprimus Hugo Boss zu spüren. Das schwäbische Vorzeigeunternehmen musste sich 2014 mit einem Umsatzplus von nur noch 5,7 % begnügen, der Nettogewinn kam praktisch gar nicht von der Stelle. Und obwohl die Prognosen für das laufende Jahr kaum besser aussehen und die angestrebte Expansion ins Luxussegment vorerst nur eine vage Perspektive ist, wird die Aktie mit einem KGV jenseits der 20 bezahlt. Ein Schelm, wer die "hochgejazzte" Bewertung mit dem kürzlich erfolgten Komplettausstieg des britischen Finanzinvestors Permira in Verbindung bringt. Für den Privatanleger scheint es jedenfalls wenig ratsam, zu diesen Konditionen einzuspringen.

Gerry Weber: Scheitelpunkt überschritten?

Ähnlich mau sieht es bei der Gerry Weber AG aus, die nun schon im dritten Jahr in Folge ein rückläufiges Wachstum verzeichnet. Und obwohl der MDAX-Titel aufgrund des verhaltenen Konsumklimas sowie erhöhter Kosten aus Rabattaktionen und der Filialexpansion auch im laufenden Geschäftsjahr organisch kaum wachsen kann (lediglich durch die Übernahme der Hallhuber-Gruppe), wird der Aktie ein KGV von fast 18 zugestanden. Dabei steht den Ostwestfalen - anders als Hugo Boss - auch keine so klangvolle Marke zur Verfügung, dass eine Expansion in renditeträchtigere Marktsegmente aussichtsreich erscheint.

Tom Tailor: Chronisch margenschwach

Ein Weg hin zu margenstärkeren Umsätzen ist auch bei der Tom Tailor AG nicht erkennbar. Der Mode-Retailer ist voll auf das Consumer-Segment fokussiert und hat sich zudem noch an der 2012 übernommenen Bonita-Kette verhoben. In den letzten sechs Jahren schrieb der Konzern kaum mehr als eine schwarze Null oder gleich Verluste, das Umsatzwachstum lag zuletzt bei unter 3 % und die Prognosen signalisieren keine dramatische Besserung. Das hindert die Börse aber nicht daran, die Aktie mit einem KGV von 30 zu handeln. Eine andere Empfehlung als das Papier zu meiden, können wir daher auch bei Tom Tailor nicht geben.

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Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten bei der obigen Finanzanalyse (§34b WpHG):

- Der Autor oder ein Mitautor hält direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)

- Der "Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)

- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9), für den die Anlegerbrief Research GmbH ein entgeltliches Beratungsmandat hat, sind der folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine)

"Der Anlegerbrief" ist der Börsenbrief für chancen-orientierte Anleger. Seit dem Jahr 1999 erzielen die Analysten des Anlegerbriefs für ihre Leser eine außergewöhnliche Performance. Weitere Infos zum Anlegerbrief ...

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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