Unkalkulierbar

Schreckliche Bilder erreichen uns derzeit aus Japan.
Nicht nur die Natur hat gnadenlos zugeschlagen und mit Erdbeben und Tsunami eine Verwüstung hinterlassen. Die größte Gefahr droht der Bevölkerung durch eine mögliche Kernschmelze in gleich mehreren Atomreaktoren. Am Ende könnte die schlimmste durch Menschen jemals verursachte Katastrophe stehen. Sicher ist es eine Gratwanderung, in einer solchen Zeit über die Folgen für die Börsen nachzudenken. Aber selbst der japanische Premier hat sich dieses Themas angenommen und eine baldige Erholung der Wirtschaft Japans prophezeit.
Grausame Börsen
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass große Naturkatastrophen an den Börsen zwar vorübergehend für Rückgänge sorgen, die Verluste aber auf Sicht von einigen Monaten wieder ausgeglichen werden. So zynisch es klingt: Durch die Investitionen in den Wiederaufbau bekommt die Konjunktur sogar zusätzliche Impulse. Mit dieser Argumentation lässt sich das Plus bei den US-Indizes vom Freitag erklären. Die Börsen haben die Eigenschaft, menschliche Schicksale zügig auszublenden. In einigen Monaten dürften die Anleger wieder zur Tagesordnung übergegangen sein. Dann zählen die Gewinnentwicklungen der Unternehmen und die Bewertungen - und die sind durch die jüngsten Rückschläge vor allem bei einigen Nebenwerten in einen sehr niedrigen Bereich gefallen. Es spricht vieles dafür, dass diese Verluste zügig wieder ausgeglichen sein werden.
Kurzfristig undurchsichtig
Mit der Zuspitzung der Lage im Atomkraftwerk Fukushima bekommt die Krise allerdings eine historisch einmalige Qualität. Eskaliert die Situation und es kommt zum Super-Gau, schließen einige Experten nicht aus, dass die japanische Hauptstadt Tokio auf Sicht von Jahren radioaktiv verseucht wird. Das wäre eine humanitäre und wirtschaftliche Katastrophe für das Land. Die Weltwirtschaft käme dabei sicher nicht gänzlich ungeschoren davon, die Börsen würden vermutlich noch einmal massiv unter Druck kommen. Kurzfristig ist die Lage damit vollkommen undurchsichtig und nicht kalkulierbar.
Die Kurse sind bereits kräftig gefallen, so dass es für einen Verkauf zu spät scheint. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, sollte mit Puts bestehende Positionen absichern. Risikobewußte Anleger können auch darauf spekulieren, dass sich die Lage in den Atommeilern stabilisiert. Dann dürfte der inzwischen stark überverkaufte Markt eine Erleichterungsrallye sehen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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