Übertriebene Euphorie

Geradezu euphorisch haben die Anleger auf die Ergebnisse des EU-Gipfels am vergangenen Mittwoch reagiert.
Dabei haben die Beschlüsse keine Überraschungen gebracht. Offenbar hatten einige Marktteilnehmer befürchtet, dass es überhaupt keine Einigung gibt, was nicht für sonderlich großes Vertrauen in die Politik spricht. Dabei wird die Einigkeit auch in Zukunft benötigt. Die Entwicklungen der vergangenen Tage zeigen, dass eine Lösung der Schuldenprobleme wie von uns erwartet nicht in Sicht ist. Nach der Ankündigung einer Volksbefragung in Griechenland wurde der nächste Krisengipfel bereits für diesen Mittwoch anberaumt.
Die Kernpunkte
Italien hat man mit ein paar vagen Versprechungen über künftige Reformen davon kommen lassen. Wie weit diese umgesetzt werden, ist wie viele Details der getroffenen Vereinbarungen noch offen. Spruchreif scheint dagegen der Schuldenschnitt für Griechenland von 50 Prozent zu sein (sofern das Land mitspielt) – einer der Kernpunkte des Gipfels. Dass der Haircut nicht wie im Vorfeld kolportiert höher ausfällt, ist erst einmal gut für die Banken. Dafür bleibt Griechenland auf der Strecke. Sofern alles wie erhofft läuft (zuletzt lief es leider fast immer schlechter), soll die Schuldenquote Athens bis 2020 auf 120 Prozent des BIPs sinken. Mit dieser Quote steht Italien derzeit kurz vor dem Abgrund. Kein Wunder, dass sich die Banken ihre Zustimmung zum Schuldenerlass mit einer staatlichen Garantie für die neuen Anleihen versehen lassen. So ganz scheinen sie dem Braten nicht zu trauen. Allerdings zeigt die Abmachung vom Sommer (damals vereinbarter Schuldenschnitt 21 Prozent), die innerhalb weniger Monate hinfällig wurde, dass solche Garantien im Ernstfall kaum etwas wert sind.
Mehr Haftung für Banken
Mit zusätzlichem Kapital für die Banken soll zudem der Finanzsektor stabilisiert werden. Künftig wird die Branche dann mit höheren Eigenmitteln haften. Etwas überspitzt ausgedrückt: Investoren sollen jetzt Geld in die Institute pumpen, damit die dann ihre Schrottpapiere abschreiben können. Mal schauen, wie viele Geldgeber sich finden lassen.
Vermutlich werden am Ende doch die Staaten (also der Steuerzahler) einspringen. Immerhin soll ein Teil des Geldes durch die Streichung von Dividenden und Boni erbracht werden. Ein längst überfälliger Schritt. Ob die geplante Kapitalisierung reicht, ist ebenfalls fraglich. Die Deutsche Bank erfüllt die Vorgaben angeblich. Dabei weist der Konzern gerade einmal eine Eigenkapitalquote von mickrigen 2,3 Prozent auf.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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