Keine Überlegenheit mehr gegenüber US-Aktien: JPMorgan stuft Euroraum-Aktien herab
Konnten sich europäische Aktien im vergangenen Jahr laut JPMorgan-Analysten noch gegenüber US-Titeln behaupten, senken die Strategen nun den Daumen für die ehemaligen Überflieger.
Werte in diesem Artikel
• Neubewertung für europäische Aktien
• Gewinnmitnahmen empfohlen
• Keine Kaufempfehlung für US-Aktien
Europäische Aktien widersetzen sich Herausforderungen
Im letzten Jahr bewerteten die Experten der US-Großbank JPMorgan Aktien aus dem Euroraum noch mit "Overweight", US-Titeln verpassten die Strategen hingegen ein "Underweight"-Rating. Wie Analyst Mislav Matejka der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge in einer Mitteilung festhielt, seien die Gründe für die Outperformance europäischer Werte zahlreich gewesen. So habe die Region massiv von der Wiedereröffnung Chinas nach der Einstellung der COVID-Maßnahmen profitiert, darüber hinaus sei die Energiekrise deutlich weniger drastisch ausgefallen als noch anfangs befürchtet. Auch die Korrektur der Gaspreise sei dem Euroraum zugutegekommen. Insgesamt habe sich die Wirtschaft in der Eurozone relativ gut behauptet, so Matejka - und das, obwohl einige Marktexperten bereits für den vergangenen Sommer eine Rezession hervorgesagt hatten. Dennoch galten europäische Aktien 2022 als unbeliebtes Anlageziel.
MSCI EMU Index mit starker Performance
Nun zeichnet der Vergleich zwischen dem MSCI European Economic and Monetary Union Index (MSCI EMU Index), der große und mittelgroße Unternehmen aus Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien abbildet, und dem S&P 500 aber ein anderes Bild, wie Matejka laut Bloomberg bemerkte. So konnte der europäische Index seit seinem Tiefpunkt im September 2022 deutlicher zulegen als der Index der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen. Aufgrund des Anstiegs des Euros gegenüber dem US-Dollar fiel der Kursvorsprung des MSCI EMU Index in US-Dollar berechnet sogar noch stärker aus.
JPMorgan rückt von "Overweight"-Rating ab
"Wir glauben, dass es an der Zeit ist, die Übergewichtung der Eurozone gegenüber den USA zu beenden", schrieben Matejka und sein Team Anfang Mai in der Mitteilung, die Bloomberg vorliegt. "Nachdem die Aktien der Eurozone in den letzten sieben Monaten zugelegt haben, sollten die Anleger diese Gewinne mitnehmen", so Matejka weiter. Nachdem der Euroraum globalen Herausforderungen im vergangenen Jahr also noch weitgehend standhalten konnte, dürfte der Vorsprung der Region nun aufgebraucht sein. Den Experten zufolge dürften wirtschaftliche Herausforderungen auf die Eurozone zukommen. Weiter sieht Matejka vor allem defensivere Sektoren, darunter Grundnahrungsmittel, Versorger und Gesundheitswesen, unter den Gewinnern dieses Jahres. Dies unterstütze auch die Herabstufung der Eurozone, die "schon immer ein globaler zyklischer Value-Titel" gewesen sei.
Bewertungen dennoch günstig
Im Vergleich zu US-Aktien seien europäische Werte außerdem weiterhin sehr günstig bewertet, so die Experten laut Bloomberg. Im derzeitigen rezessiven Umfeld bieten sich die Titel aber trotzdem nicht als geeignetes Polster an und sollten lieber für Gewinnmitnahmen genutzt werden. "Die Region ist immer noch billig, aber sie hat sich in der Vergangenheit als High-Beta-Spiel auf dem Weg nach unten erwiesen, wenn man vergangene US-Rezessionen außer Acht lässt", heißt es in der Notiz weiter. Außerdem ist die Herabstufung der Eurozone-Aktien nicht als gleichzeitige Kaufempfehlung für US-Aktien zu verstehen, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Die "Underweight"-Bewertung der JPMorgan-Experten für Aktien aus dem S&P 500 & Co. bleibt weiterhin bestehen. Stattdessen empfiehlt Matejka das Vereinigte Königreich, Japan sowie einige Industrieländer wie die Schweiz.
Redaktion finanzen.net
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